Sonntag, 23. Juli 2023

U.N.V.S.U. .......im FLJ-Sportpark!


Berliner Fußball Club Dynamo - Hertha BSC 0:2 (0:0)

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Zuschauer: über 10.000, Auswärtsfahrer: ca. 2.000 (07. Juli 2023)



Seit Jahren wollte ich schon den altehrwürdigen Jahn-Sportpark, im Prenzlauer Berg in Ost-Berlin, besuchen. Nie hat es zeitlich gepasst, aber bei dieser Ansetzung gab es keine Ausreden mehr. Zumal die Zukunft dieses Stadions leider besiegelt ist. Folglich wurden direkt zwei Tickets für die Tribüne geordert und der Zug gebucht. Da die Hotelsituation an diesem Wochenende in Berlin ein Desaster war, quartierte ich mich bei einem alten Schulfreund ein. Er lebt seit einigen Jahren in Berlin, genauer gesagt in Spandau bei Berlin. Offensichtlich wird da sehr viel Wert drauf gelegt. Das letzte Mal sahen wir uns vor Jahren bei einem gemeinsamen Trip nach Helsinki. Aber das ist eine andere Geschichte.



Das Spiel fand an einem Freitagabend statt, somit plante ich meine Anreise für den Freitagmorgen. Wie so oft kam ich schon morgens im Badezimmer in zeitliche Schwierigkeiten, sodass mal wieder wesentlich schneller zu Bahn gehetzt werden musste als geplant. Mist, die U-Bahn hatte ich knapp verpasst. Der zeitliche Puffer war nun schon wieder weg. Genervt nahm ich die darauffolgende Bahn und eierte zum Bahnhof. Glücklicherweise hatte ich im Vorfeld schon genügend Flüssigkeit in die Tasche gepackt. Am Bahnhof holte ich mir noch ein überteuertes Brötchen und stand pünktlich am Bahnsteig. Mit mir eine recht stattliche Anzahl Mitreisender. Alle waren pünktlich und startklar, aber wo blieb der Zug? Um 7:58 Uhr sollte es losgehen. Jetzt um 8:10 Uhr kam die Durchsage, dass es eine Verspätung geben würde und wir um 8:25 Uhr losfahren können. Um fünf vor halb neun wurden wir darauf hingewiesen, dass wir wohl doch erst um 8:33 Uhr los können, weil das Zugpersonal zu spät erschienen ist. Na, Hauptsache die feinen Herrschaften haben ausgeschlafen. Mit 45 Minuten Verspätung ging es dann los. Die Anreise in die Hauptstadt verlief dann eher gemütlich und 19 Minuten konnten aufgeholt werden. Das hatte sich dann in Wittenberg wieder erledigt. Innerhalb des Zuges ereignete sich wohl ein medizinischer Notfall. Nichts ging mehr und der Zug wartete brav auf den Rettungswagen. Die zwischenzeitliche Aufforderung den Erkrankten auf den Bahnsteig zu legen, wurde vom Zugpersonal abgelehnt. Irgendwann wurde es dem Lokführer zu bunt und er blaffte via Lautsprecher die Raucher auf dem Bahnsteig an. Diese sollen doch gefälligst 3 Meter Abstand von den Türen halten, da diese einen Rauchmelder hätten. Seine Aussage wurde mit wüsten Beschimpfungen seitens der Raucher quitiert. Na prima, die Stimmung steigt. Irgendwann kletterten die Dampfhansel wieder ins "Eiserne Pferd" und wir fuhren mit gut einer Stunde Verspätung durch die östliche Prärie in Richtung Hauptstadt. 





Am Hauptbahnhof angekommen, machte ich mich auf dem Weg gen Spandau. Der selbsternannte Mr. Magicman musste noch arbeiten und so suchte ich mir eine Lokalität, um dort auf ihn zu warten. Ich steuerte das einzige Café an, das ich dort oben kenne. Im Bistro "Charlotte" orderte ich erstmal ein Lübzer Pils. So kann man den Nachmittag einläuten. Nach einer Weile dackelte auch der Gastgeber an. Wir begrüßten uns und nach seinem Kaffee machten wir uns los in seine Bude. Ich dachte, wir könnten laufen. Pustekuchen! Es stand eine amtliche Busfahrt an. Bei ihm angekommen, machten wir uns frisch und direkt wieder auf den Weg zum Spiel. Nach einer Bus- ünd anschließender S-Bahnfahrt kamen wir nach einer Ewigkeit im Prenzlauer Berg an. Von hier unternahmen wir einen Fußmarsch zum Stadion und je näher wir kamen, desto mehr wirkte die Aura des Stadions auf mich. Meine Begleitung reagierte da etwas nüchterner. Wir suchten unseren Eingang und erklommen die Tribüne. Das Rund war schon gut gefüllt und während Mr. Magicman sich zu den kühlen Getränken vorarbeitete, suchte ich unsere Sitzplätze. Die Atmosphäre ließ ich nun auf mich wirken. Es ist ein unfassbar schönes Stadion. Nach einer Weile kam er endlich mit den Kaltgetränken. Da sich der Anstoß wegen des großen Zuschauerandrangs verzögerte, lauschten wir der musikalischen Unterhaltung. Hier war alles vertreten, von deutschem Schlager bis hin zu den Böhsen Onkelz. Das der osmanische Mr. Magicman bei "Auf gute Freunde" mit dem Kopf mitwippte und heimlich Textzeilen mitsprach, überraschte mich dann doch etwas. Zu Manowar liefen dann die Mannschaften ein. Die Gegengerade zeigte eine Wendechoreografie aus dem alten und neuen alten Logo. Ja, der BFC hat sein altes Logo zurück. Herzlichen Glückwunsch. Ansonsten war es ein flottes Spielchen. Von den Rängen hörte man immer wieder "Scheiss Union", sowohl von Seiten der Dynamos als auch von der Hertha. Ein Wechselgesang stellte sich allerdings nicht ein. In Halbzeit 2 verpasste ich die ersten 15 Minuten, da die drei Tanten an der Getränkeausgabe doch irgendwie chaotisch agieren wollten. Naja, sei es drum. Zurück auf dem Sitzplatz fragte ich meine Begleitung nach der Zuschauerzahl. Diese sollte kurz danach durchgesagt werden. "Über 10.000 Zuschauer, und damit gelten wir als ausverkauft."...war dann noch eine eigenwillige Mitteilung des Stadionsprechers des BFCs. Genauer wollte ich es nicht wissen. Im zweiten Durchgang wechselten die Teams ihre Protagonisten fleißig durch. Die Hertha ging 1:0 in Führung und etwa 2 Minuten nach dem Treffer wurde im BSC-Fanblock völlig sinnlos eine Fackel gezündet. Kurz drauf fiel das zweite Tor, allerdings ohne bengalische Untermalung. Zwischendurch wurden immer mal wieder Böller gezündet, aber richtig gejuckt hat das dann doch keinen. Das Highlight des Spiels war der junge Mann, der erst über den Zaun des Gästesektors kletterte und dann zum Sprint auf das Spielfeld ansetzte. Überraschenderweise hatte er sogar Erfolg. Auf dem Geläuf zeigte er zweimal die typische "Cristiano Ronaldo Geste". Die Ordnungskräfte versuchten ihn dann einzufangen. Mit einem weiteren Sprint machte er sich auf den Weg zu Herthas Nr. 39 und umarmte diesen. Der hatte wiederum gar keine Lust auf Streicheleinheiten und stieß ihn weg. Die Ordner schnappten den Frechdachs und führten ihn ab. Hier versuchte er erneut einen auf CR7 zu machen. Folglich wurden die Ordner etwas gröber und beförderten ihn aus dem Innenraum. Immerhin etwas los. Das Spiel war dann auch irgendwann beendet. Der BFC zeigte eine ordentliche Leistung, sowohl auf dem Platz als auch auf der Tribüne. Hier ist auf jeden Fall Potential für Liga 3. Die Daumen sind gedrückt. Während wir mit musikalischer Untermalung von den Flippers das Stadion verließen, nahm ich Kontakt zum Manager auf. Mit ihm wollten wir noch das ein oder andere Bier trinken.




Der Manager war im Vorfeld nicht zum Besuch des Spiels zu bewegen. Folglich lotste er uns zu einer Kiezkneipe im Prenzlauer Berg. Die Kneipe "Höher's Eck" steht wohl kurz vor dem Aus und braucht Unterstützung. Da helfen wir natürlich liebend gerne. An der Pinte angekommen machten wir erstmal lange Gesichter. Heute hatten sie zu, morgen wären sie wieder da. Schön für euch, wir aber nicht. Schnell wurde eine andere Kaschemme ins Auge gefasst. Also um zwei weitere Ecken und ab in die "Kohlenquelle". Hier wartete der Manager schon ungeduldig auf uns. Schnell begrüßten wir uns und ich machte die beiden miteinander bekannt. Jetzt musste erstmal ein Bier her. Mr. Magicman outete sich, dass er seit gut 10 Jahren keinen Alkohol mehr getrunken habe. Dann lässt du es halt, selbst Schuld, dachte ich mir. Der Manager berichtete, das hier das Bier aus einem großen Tank gezapft werden würde. Öfter mal was neues. Es entstand ein netter Plausch über Gott und die Welt. Irgendwann musste sich die Kundschaft in die Kneipe zurückziehen, da es immer wieder Ärger mit den Anwohnern gäbe, wenn die Zecher noch spät auf der Gasse rumlungern würden. In der Wirtschaft steuerte ich direkt die Theke an und orderte Bier für uns Trinker sowie eine Apfelsaftschorle und ein Malbuch für meinen Gastgeber. Der Barkeeper sagte, der Tank sei aber leer und deutete auf ein Schild. Er habe aber noch welches vom Fass. Ich bestellte das Fassbier und machte ein Foto vom Schild. In diesem Moment raunzte er mich mit seiner Berliner Schnauze an: "Hast du mich gerade fotografiert??" "Ähh....nein, nur das Schild." antwortete ich überrascht. "Ist auch besser so..." erhielt ich als Antwort. Hier in Berlin ist man für klare Ansagen. Herrlich! Nachdem wir eine Weile im Inneren der Kneipe waren, verlagerten wir den Abend in eine andere Kaschemme. Wir gingen in den "Blaumilchkanal". Der Manager empfahl das Bier der Privatbrauerei "Rollberg" aus Neukölln. Ja, das war eine guter Tipp. Wir schwatzten noch eine Weile. Dann kam die Kellnerin und wollte die nächste Runde aufnehmen. Der Manager klingt sich aus, da er tags drauf in Sachen Familie unterwegs war. Ich orderte ein anderes Bier von "Rollberg". Mr. Magicman verlangte etwas Nichtalkoholisches. Das wiederum gefiel der jungen Dame allerdings gar nicht. "Warum trinkst du keinen Alkohol??" wurde er kritisch und energisch gefragt. Er stammelte irgendeinen Quatsch vor sich hin und fragte, ob sie ihm einen alkoholfreien Cocktail bringen könne. "Sie soll ihn gerne überraschen", fügte er noch an. Zack, schon war er im Flirtmodus. Ich bekam eine halbe Bier und er seinen Saft. Als ich ausgetrunken hatte und aufs Klo marschierte, machte er die Rechnung klar und quatschte die Bedienung noch voll. Irgendwann brachen wir dann auf und machten uns auf den Weg zur Bahn. Am Bahnhof Gesundbrunnen überkam uns ein Hüngerchen und es boten sich MC Donalds und ein Döner-Imbiss an. Hey, wenn wir schon in Berlin sind, dann ja wohl einen Döner. Letztendlich war es ein 0815-Döner der nur bei Besoffkis punkten kann. Danach setzten wir unsere Reise bis nach Spandau bei Berlin fort. Bei ihm angekommen haute ich mich auf die Couch und schlief schnell ein.



Am nächsten Morgen machten wir uns fix startklar und fuhren nochmal Richtung Stadion. Ich hatte gestern komischerweise vergessen Fotos zu machen. Also, den ganzen Weg wieder zurück in den Prenzlauer Berg. Am Stadion angekommen entdeckte ich ein offenes Tor. Wenn das mal keine Einladung ist. Mein direkter Weg führte auf die Tribüne. Den mir entgegenkommenden Arbeiter grüßte ich freundlich und er ging seines Weges. Offensichtlich fand hier am kommenden Sonntag irgendein American Football-Spiel statt und es wurden schon fleißig Banner ausgebreitet. Somit konnte ich mich in Ruhe umschauen und noch Eindrücke sammeln. Wer weiß ob ich nochmal in dieses schöne Stadion kommen werde?! Im Anschluss nahmen wir die Bahn in Richtung Hackescher Markt. Wir holten etwas zu trinken und danach trennten sich unsere Wege. Mr. Magicman musste noch arbeiten und ich wollte nochmal im "The Smart Dresser" vorbei schauen. Es war mir eine Ehre, bis zum nächsten Mal. Im "Smart Dresser" wollte ich eigentlich nur mal kurz schauen. Doch wie soll es anders sein, man quatscht sich fest und schwupps hat man doch etwas käuflich erworben. Bei gut 30°C kann man ruhig mal einen Regenschirm erwerben. Da ich noch Zeit hatte bis der Zug nach Hause fuhr, dachte ich, es wäre eine gute Idee noch mal im Brauhaus "Lemke" vorbei zu sehen. Der Gedanke erfreute mein Herz und strammen Schrittes machte ich mich auf den Weg. Dort angekommen holte mich schnell die Realität ein. Die machen erst um 15:00 Uhr auf. Mist! Etwas enttäuscht überlegte ich, wie ich die kommenden eineinhalb Stunden herum bekomme könne. Da fiel mir ein, heute findet doch 'Rave the Planet' statt. Somit steuerte ich die S-Bahn Richtung Friedrichstraße an und nahm die Nächste, die einfuhr. Auf dem Weg Richtung Brandenburger Tor, hier sollte es los gehen, sammelte sich schon das Publikum des Raves. Frei nach dem Motto "Weniger ist noch weniger" ging ich mit den Protagonisten gen Brandenburger Tor. Hier war gut was los. Aber auch hier wurde ich enttäuscht, denn vor dem Adlon-Hotel gab es eine Polizeiabsperrung. Kein Durchkommen zum Brandenburger Tor. Der Eingang zur Übernachtungsunterkunft für Gutbetuchte wurde frei gehalten, damit irgendwelche Trottelberger ungestört einchecken konnten. Da ich weder Zeit noch Lust auf einen Umweg hatte, machte ich mich zurück zum Bahnhof Friedrichstrasse, ohne ein 90er-Revival erlebt zu haben. Am Hauptbahnhof angekommen war ich durchgeschwitzt und war bereit nach Hause zu fahren. Fix Getränke geholt und ab zum Abfahrtgleis.






Im Zug kam das nächste böse Erwachen. Mein Wagon wurde just in dem Moment gesperrt, als ich meinen Platz einnahm. Die Klimaanlage im Wagon war ausgefallen. Selbstverständlich, denn alles andere wäre ja nicht Deutsche Bahn. Die Reservierung war hinfällig und ich durfte mir einen anderen Platz suchen. Blöd war, das ich in Wagen 3 meinen Platz hatte und nun in Richtung Wagen 2 gescheucht wurde. Da gab es nicht mehr viel Auswahl. Ich setzte mich in ein Abteil. Kurz drauf kam eine Oma dazu und war sichtlich aufgeregt. Sie wolle in Wagen 3 und der sei gesperrt. Deshalb sei sie von ihrer Gruppe getrennt. Sie rief über den Gang und versuchte Kontakt zu ihren Leuten aufzunehmen. Das wiederum nervte eine andere Frau im Abteil die dieses nun fluchtartig verließ. Nach einigen Minuten beruhigte sich die Situation und Großmutter nahm Platz. Glücklicherweise konnte nun die Fahrt starten und niemand hatte Interesse zu uns ins Abteil zu kommen. Irgendwann schlief die Seniorin ein und gab keinen Mucks mehr von sich. Die Fahrt blieb ereignislos, bis wir kurz vor Wolfsburg auf freier Strecke immer langsamer wurden und stehen blieben. Dann fuhr der Zug wieder an und blieb erneut stehen. Das ganze wiederholte sich nochmals. Dann ging gar nichts mehr. Dies lies die ältere Dame wach werden und sie fragte mich, was los sein. "Wir haben einen Platten." sagte ich und versuchte dabei ernst zu bleiben. "Was?" antwortete sie leicht genervt. Dann kam die Durchsage, dass wir technische Probleme hätten und der Lokführer nun einen Rollversuch starten würden. Sollte dies nicht funktionieren, dann könne der Zug nicht weiterfahren. Na super, dachte ich mir und starrte auf ein Graffiti des VFL Wolfsburg. Mir bleibt nichts erspart. Nach gut 25 Minuten rollte der Zug wieder an und nahm nur langsam wieder Fahrt auf. In Kassel stieg die Oma aus und ich wünschte ihr eine gute Weiterfahrt. Ein emotionsloses "Ja" entgegnete sie mir. Gut, kann nicht jeder Scherz klappen. Danach ereignete sich nichts mehr bis ich den Zielbahnhof erreichte. Zu Hause angekommen hatte ich dann doch noch einen kleinen Triumph, ich habe den Schirm nicht liegen lassen. Sind wir mal gespannt, wie lange diese Glückssträhne anhält. 


Fazit des Trips nach Berlin: 

Der Friedrich Ludwig Jahn Sportpark ist eines der schönsten Stadien der Republik! Und Union scheint wohl nichts zu taugen. 








Sonntag, 19. März 2023

Warum liegt denn hier Schnee.....?!


Hannover 96 - FC Hansa Rostock 1:1 (0:1)

Heinz von Helden - Arena, Zuschauer: 31.600, Auswärtsfahrer: ca. 5.000 (12. März 2023)


Nach zehn Auslandsberichten in Folge, sollte es jetzt mal wieder eine Auswärtsfahrt innerhalb der heimischen Grenzen sein. Da ich die Kollegen in Hannover schon länger nicht besucht hatte, bot sich das Spiel gegen Hansa Rostock an. Rostock bringt auswärts immer einen ordentlich Pöbel mit und Hannover...ist halt Hannover. Fix den Zug gebucht und der Lehrer kümmerte sich um die Eintrittskarte. Das Drumherum sollten die Hannoveraner organisieren.



Meine Anreise sollte samstags erfolgen, das Spiel fand dann am Sonntag statt. Diesmal startete meine Reise nicht wie gewohnt am Hauptbahnhof, sondern an dessen Zweigstelle im Süden der Stadt. Das machte die Anreise etwas schwieriger, aber es war nicht zu ändern. Dafür war die Verbindung für einen schmalen Taler zu haben. Am Bahnhof angekommen, lief ich auch schon in einen Schwung süddeutscher Dullies aus dem Ländle. Bei meinem letzten Besuch in der Leinestadt spielten diese gegen die Stuttgarter und heute traten eben diese beim ortsansässigen Erstligisten an. Welch ulkiger Zufall. Der Zug stand schon am Gleis und ich zwängte mich durch Massen an Mitfahrern in Richtung des gebuchten Sitzplatzes. Blöderweise ging ich in die falsche Richtung. Irgendwann hatte ich es gebacken bekommen und erreichte meinen Platz. Super, ich hatte einen Fensterplatz ohne Fenster. Bevor ich mich aufregen konnte, stand auch schon der Kartenknipser der Deutschen Bahn neben mir und wollte meine Fahrerlaubnis sehen. Gesagt, getan. Jetzt machte ich es mir gemütlich und fuhr entspannt zum Zielort. In Hannover angekommen wurde ich vom Wetter überrascht. Hier lag Schnee und es war arschkalt. Zum Glück hatte ich einen dünnen Windbreaker an. Memo an mich, einfach mal ne Wetter-App bedienen. Dann muss man beim Fußball nicht so oft frieren. Der Lehrer holte mich ab und überreichte mir erst mal eine Dose Herri. Das nenne ich mal ein feines Willkommensgeschenk. Nach der Begrüßung machten wir uns auf den Weg zu seinem Domizil. 


Am Abend stand eine Geburtstagsfeier beim Elektriker an. Seine Frau feierte ihr Wiegenfest. Zu den geladenen Gästen zählten die üblichen Verdächtigen aus Hannover. Zu den Gastgebern gesellten sich der Lehrer, Reinböng und später noch der Katzenvater. Bei leckerer Suppe und Hopfensmoothie verbrachten wir den Abend in geselliger Runde. Zwischendurch lief im TV noch das Revier-Derby. Das interessierte allerdings niemanden. Die Aufmerksamkeit steigerte sich lediglich während der Pyroaktionen in den jeweiligen Fanblöcken. Gegen 23:00 Uhr verabschiedeten sich der Lehrer und ich mich von den anderen. Da sich der Lehrer mittlerweile dem Alkohol mit Händen und Füßen verwehrt, qualifizierte er sich direkt als Chauffeur. Das war aber nicht weiter schlimm, denn wir mussten morgens sehr früh aufstehen. Sehr früh hieß in diesem Falle kurz nach 7:00 Uhr. An einem Sonntag. Herzlichen Glückwunsch.

Matchday! Im Bad ging es bei mir erstaunlich zügig voran. Das würde ich mir mal an Arbeitstagen wünschen. Rechtzeitig machten wir uns auf den Weg zum Zug in die City von Hannover. Heute war es gefühlt noch kälter als am Vortag. Immerhin hatte ich einen Schal und eine Mütze im Gepäck. Die wirklich benötigten Handschuhe fehlten von der ersten Sekunde an. Das könnte ein langer Tag werden. Als wir am Hauptbahnhof ankamen gingen wir zum ZOB. Hier sollte es Schließfächer geben. Meine Tasche wollte ich ungerne mit zum Spiel nehmen. Für schlappe 4 Euro konnte ich sie da auch tatsächlich einschließen. Ich schaute mich um und war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich im Warteraum einer Sozialstation oder im Wartebereich eines Busbahnhofes war. Hier saß einer mit einer Augenklappe, zwei Sitze weiter einer, der nur noch einen Schuh trug. Ein anderer hatte offensichtlich schon vor Tagen mindestens einen über den Durst getrunken. Der nächste hatte einige Plastiktüten um sich geschart. Eine ulkige Truppe hatte sich hier eingefunden. Es gab keinen Grund hier noch länger zu bleiben. Wir verschwanden aus dem Kabuff und tigerten in die City. Der Lehrer erzählte, es gebe heute keinen organisierten Marsch zum Stadion, aber man sei frühzeitig in der Stadt, falls Rostocker Frechdachse unterwegs sein würden. Wir stromerten durch die Gegend und begaben uns vor ein bekanntes Café. Hier warteten wir auf die Kollegen Elektriker und Katzenvater. Der Lehrer befürchtete, die beiden hätten am Vorabend wohl zu lange gezecht. Da sollte er Recht behalten. Der Katzenvater rief an, er läge noch im Bett und würde noch nicht wissen, wann er es aus dem Bett schaffe. Gleiches war vom Elektriker zu vernehmen. Ob sie nun im selben lagen, wollte ich nicht so genau wissen. Wir standen derweil in der Kälte herum und immer wieder liefen kleine Gruppen Hannover-Jungs durch die Fußgängerzone. Die meisten grüßen den Lehrer, wohl aus Sorge vor Strafarbeiten oder Nachsitzen. Irgendwann kam dann auch der Katzenvater zum Treffpunkt. Seine Rüstung war ziemlich verbeult, war wohl noch ein langer Abend. Statt ins Café zu gehen gingen wir zwei Straßen weiter und meine Begleiter trafen sich da mit anderen 96ern. Auf diesem Platz lungerten gut 60 Leute in szenetypischen Klamotten und zwei Kuttenaffen herum. Sie hielten ihren Schnack und ich schaute mir das Treiben an. Eigentlich war mir nur kalt. Also, richtig kalt. Keine Ahnung wer, aber jemand kam auf die glorreiche Idee endlich mal in eine Kneipe zu gehen. Endlich....endlich Kneipe. Mit gut 40 Mann strömten wir in diese dunkle Kaschemme und hockten uns hin. Der Katzenvater lechzte nach Futter. Irgendeiner der Anwesenden bestellte mal fix 10 Currywürste mit Pommes. Das kann man um 9:30 Uhr schon mal machen. Ich lehnte dankend ab und orderte mir erstmal einen Schwarzen Steiger. Das war ein schwarzes Schwarzbier, muss man mögen. Mir war es egal, Hauptsache drinnen. Mit einiger Verspätung stapfte auch der Elektriker in die Wirtschaft. Nach gut einer halben Stunde dachten die Hannoveraner, es wäre doch besser sich wieder in die Kälte zu stellen. Bezahlen, austrinken und ab vor die nächste Pinte. Hier stand dann ein Mob von 300 Leuten rum. Gut eine Stunde gammelten wir nun hier herum. 



Als sich die Meute dann in Bewegung setzte, war ich froh. Endlich bewegen gegen die Kälte. Wir gingen in Richtung Stadion. Zwischendurch detonierte der ein oder andere Böller. Rauch und Bengalfackeln waren ebenfalls im Einsatz, also nichts außergewöhnliches. Nach etwa 20 Minuten kamen wir am ehemaligen Niedersachsenstadion an. Die Jungs wollten direkt zum Öffnen der Stadiontore durch die Drehkreuze. Jetzt standen wir hier wieder rum und unterhielten uns. Der Lehrer drückte mir unaufgefordert ein Gilde Bier in die Hand. Leider erwärmte es mich nur marginal. Ich fror wie ein Schneider und wir standen weiter herum und quatschten dummes Zeug. Nun war es Zeit in die Blöcke zu gehen. Wir trennten uns. Die Hanoi-Lads gingen in ihren Block, ich saß etwas abseits und hatte so einen guten Blick auf den Heim- als auch auf den Gästeblock. Rostock füllte den Auswärtsbereich massiv aus. Wahrscheinlich waren sie akustisch durchaus passabel, aber ich fand, in dieser Arena ging viel Lautstärke verloren. Es entwickelte sich ein munteres Spielchen. Hannover 96 schoss dann einen sehenswerten Führungstreffer, aber der VAR meinte dann dreist: "Nö, du heute nicht." Kein Tor! Das machte dann Hansa kurz vor der Pause deutlich besser und ging in Führung. In der zweiten Halbzeit ging der Kick genau so weiter. Irgendwann stolperten die Gastgeber den Ausgleich rein. Dann gingen sie erneut in Führung. Und die Unparteiischen sagten wieder: "Nö, auch du nicht!" Letztendlich endete der Kick mit einem verdienten Remis. Mich interessierte ohnehin mehr das Treiben auf den Tribünen. Hansa glänzte mit einer feinen Schalparade. Zwischendurch zeigten sie eine Zaunfahne, Pullis und Schals von H96. Offensichtlich wurden diese Dinge mal irgendwo gefunden...oder so ähnlich. Hannover beschränkte sich auf Liedchen singen und Fahnen schwingen. Gedanklich war der Heimanhang ohnehin schon im Derby gegen die Hörnerwhiskey-Typen in blau-gelb. Nach dem Spiel traf ich mich mit meinen Gastgebern an der Pizzabude hinter der Fankurve. Hier durfte ich mir dann anhören, dass es in Hannover immer so ist, dass wenn man mal die Chance hat nach oben zu kommen, dann verkackt man. Und der Schiri pfeift eh immer gegen die eigene Mannschaft. Kennt man ja, von jedem Club. Wir warteten bis alle da waren und machten uns dann auf den Weg Richtung Innenstadt.

Auf dem Weg zum Bahnhof verabschiedeten sich der Katzenvater und der Elektriker. Als wir an der Ampel unweit des Waterloo-Biergartens waren, hielt der Lehrer noch einen Schnack mit durchaus aktiveren Mitglieder der heimischen Fanszene. Da standen doch plötzlich zwei sehr auffällige Subjekte an der Ampel. Gekleidet mit schicken Laufschuhen, Jeans, schwarzer Bomberjacke und kurz geschorenen und gescheitelten Haaren. Einer der beiden trug einen Schlauchschal über die Nase gezogen und der andere einen blau-weißen Seidenschal. Bei Grün wackelten sie locker flockig über die Straße. Nun muss den beiden Clowns, etwa 18/19 Jahre alt, bewusst geworden sein, dass sie gerade nicht die beste Entscheidung getroffen hatten. Die Erlebnisorientierten hatten sie direkt auf dem Radar und es kam wie es kommen musste. Fix wurden sie gestellt und freundlich gebeten sich von ihren nicht so hübschen Seidenschals zu trennen. Einer tat dies auch ohne großes Murren, der andere brauchte eine Entscheidungshilfe mittels eines Nackenklatschers. Nachdem das geklärt war, machten die beiden kehrt, und schlappten Richtung Bahnhof zurück. Dies geschah mit einem Geleit von einer handvoll Einheimischer, nicht dass die Eierdiebe noch auf irgendwelche Ideen kommen. Auf unserem Weg zum Zug sahen wir plötzlich zwei Szeneunkundige Beamte die Straße entlang rennen. Keine drei Sekunden später sprinteten 10 Uniformierte hinterher. Wahrscheinlich war irgendwo ein Fahrrad umgefallen. Im Bahnhof angekommen schaute ich mir die Anzeigetafel an. Der ICE nach München hatte 110 Minuten Verspätung. Die armen Schweine dachte ich und grinste. Das verging mir gleich wieder, denn mein Zug hatte 25 Minuten Verspätung. Gar nicht mal so gut. Ich verabschiedete mich vom Lehrer und holte meine Tasche aus dem Schließfach. Der Typ mit nur einem Schuh hatte mittlerweile gar keinen mehr an. Der mit der Augenklappe lag quer auf zwei Stühlen. Die anderen waren zwar weg,  sind aber ersetzt worden von ähnlich abgeranzten Figuren. Immerhin war es hier warm. Zurück im Bahnhof holte ich mir erstmal was zu trinken und stellte mich wieder vor die Anzeigetafel. Nicht dass die Deutsche Bahn noch mehr Scherze auf Lager hat. Nun rief der Elektriker an. Wo ich sei, wollte er wissen. Er sei in der Nähe und würde noch mal vorbei kommen. Wenige Augenblicke später stand er neben mir. Wir quatschten noch eine Runde als wie aus dem Nichts ein halber Mannschaftszug BFE in den Bahnhof rannte und sich schon die Helme anzog. Der Elektriker drückte mir sein Bier in die Brust und mit jeder Menge Kniegas sprintete er wortlos hinterher. Wow! Nun kam der nächste Schwung Cops angerannt. Es schien, als ob es hier noch kurzweilig werden würde. Nach etwa 10 Minuten kam er zurück und sagte nur, "war nix". Gut, dann kann ich ja langsam los. Ich holte mir noch was zu Essen und verabschiedete mich endgültig. Ab zum Zug.

Im Zug durfte ich dann wieder einen Fensterplatz belegen und auch diesmal ohne Fenster. Es war wieder keines da! Danke für nichts. Kurze Zeit nachdem wir losfuhren kam die Durchsage, die Passagiere die in Kassel-Wilhelmshöhe aussteigen wollen, sollten schon in Göttingen aussteigen. Man würde heute nicht in Kassel halten. Fertig! Das lob ich mir, die labern nicht lange rum. Ohne Fenster versuchte ich ein Nickerchen zu machen. Das klappte nur suboptimal. Als wir Fulda passierten kam die Durchsage, dass Passagiere, die in Hanau den ICE nach München nehmen wollten, diesen nicht mehr erreichen würden. Grund dafür sei die Verspätung dieses Zuges. Allerdings hätten sie die Möglichkeit die Regionalbahn nach Aschaffenburg zu nehmen. Dort sollten sie dann noch mal nachfragen, wie es für sie weiter nach München ginge. Herzlichen Glückwunsch! Da kommt bestimmt Freude auf. In Aschaffenburg will niemand tot über dem Zaun hängen. Schon gar nicht will man da an einem Sonntagabend mit dem Regional Express stranden, wenn das Ziel eigentlich München heißt. Um nicht ebenfalls noch Schwierigkeiten beim Transfer nach Hause zu bekommen, orderte ich via Telefon eine Fahrgelegenheit. Sicher ist sicher.


Ein kurzweiliger Besuch bei Freunden in Niedersachsen ging zu Ende. Es war mir ein innerliches Blumenpflücken. Ich komme gerne wieder. Ein Herri auf euch Gurkendiebe! Und vielleicht ist die Lange mal wieder zu motivieren....denn sie hat ja ihr Nest mittlerweile in Hamburg aufgestellt.









Sonntag, 19. Februar 2023

Bush, Bush, Bush........in Shepard's Bush!


Queens Park Rangers - Millwall FC  1:2 (0:1)

Loftus Road Stadium, Zuschauer: 15.335, Auswärtsfahrer: ca. 2.700




Kaum war ich wieder von der Insel zurück, rief auch schon das nächste Millwall-Spiel, das besucht werden wollte. Es stand erneut eine Auswärtsbegegnung an. Allerdings musste dafür London nicht verlassen werden, sondern es ging lediglich nach Shepard's Bush an die Loftus Road zu den Queens Park Rangers. Herrlich, denn QPR hat ein sehr schnuckeliges Stadion in Größe einer Zigarrenkiste. Auch die Maschine wollte sich dieses Spiel nicht entgehen lassen, zumal auch der Teutone vor Ort sein würde. Das ließ auf einiges hoffen.



Am Abreisetag musste ich allerdings noch arbeiten. Den geplanten Feierabend um 13:45 Uhr konnte ich knicken, da die Kundschaft mal wieder quer schoss. Der geplante zeitliche Puffer war schneller weg als gedacht. Mit gut 20 Minuten Verspätung erreichte ich den Flughafen. Geschwind noch die Maschine angerufen und gefragt, wo er denn rumhänge. Als Antwort erhielt ich, er stehe hier unter der Anzeigetafel. Gut, da stand ich auch, aber sah ihn nicht. Folglich wartete ich und er kam auch nach 10 Minuten nicht zu meinem Standort. Also rief ich ihn erneut an. Jetzt teilte er mir mit, er sei schon durch die Sicherheitskontrolle durch und warte am Gate. Ich machte mich auf den Weg und wenig später begrüßten wir uns. Mit einem kleinen Kaltgetränk warteten wir auf den Abflug. Zwischenzeitlich mussten wir noch mal das Gate wechseln, aber sonst passierte nichts außergewöhnliches. Erneut war der Zielort der London City Airport, einfach der beste Flughafen, um ein Millwallspiel zu besuchen. In London angekommen wurde umgehend Mr. Belvedere kontaktiert. Diesmal wollten wir uns nicht in der City treffen, sondern in Woolwich. Das klang hervorragend, denn es ist immer gut, neue Lokalitäten zu erkunden. Außerdem hatte es den Vorteil, dass der Heimweg deutlich kürzer war. 



Mr. Belevedere nannte uns einen Pub, in dem wir uns treffen wollten. Selbstverständlich liefen wir erstmal in die entgegengesetzte Richtung, denn Google Maps zu bedienen ist nicht jedermanns Sache. Meine ist es offensichtlich nicht. Mit etwas Verzögerung erreichten wir nun den Pub "The Great Harry". Es war ein typischer Wetherspoons Pub. Großer Schankraum, hell und proppenvoll. Hier überzeugen lediglich die Preise und die etwas größere Getränkeauswahl. Nach einer Bierlänge trudelte auch Mr. Belvedere ein. Während er sich um weitere Getränke kümmerte, schauten wir uns etwas genauer um. Ziemlich komisches Klientel hier in der Pinte. Irgendwie hatte ich den Eindruck, heute Morgen wurde die Sozialhilfe ausgezahlt. Das war hier schon besonders. Wir machten es uns an einem Stehtisch gemütlich und unterhielten uns angeregt. Nach einer Weile wechselten wir die Lokalität und landeten in einem kaum besuchten Pub. Dieser war hell wie ein Stadion. Schnell weg hier! Jetzt überkam uns ein Hüngerlein. Mr. Belvedere steuerte uns in einen abgefahrenen Pub namens "Woolwich Equitable". Eine wilde Einrichtung mit alten Stehlampen und Kinositzen offenbarte sich uns. Hier konnte man es aushalten und meine Banger & Mash waren richtig gut. Dennoch sollte es noch einen Scheidebecher in einem anderen Pub geben. Von unserem Einheimischen wurden wir in "The Bull Tavern London" gelockt. Es sollte sich um einen alteingesessenen Pub handeln. Wir betraten den Laden und die Maschine und ich mussten lachen. Hier war es taghell und alles andere als gemütlich. Er erinnerte eher an einen Social Club. Einige der anwesenden Figuren zockten Billiard. An einem anderen Tisch pokerten dubiose Typen. Schnell einen Drink ordern und dem Treiben zusehen. Wir kamen uns vor, als hätte man uns in die 80er Jahre zurück katapultiert und wir wären in einem The Smiths Musikvideo. Wo Mr. Belvedere immer diese Sahnestücke herzaubert, einfach sagenhaft. Er sollte einen Pub Guide schreiben. Wir beendeten den Abend und nahmen den Zug zu ihm nach Hause. Fix im Badezimmer bettfertig gemacht und ab in die Falle. Gute Nacht!




It's Matchday! Gut ausgeruht erwachte ich, und verschwand im Bad. Duschen und anziehen und meinetwegen kann es losgehen. Ich ging ins Wohnzimmer und da hockten die Maschine und Mr. Belvedere vor der Glotze. Die Maschine maulte herum, es wäre eine anstrengende Nacht gewesen, da ich, angeblich, wie wild geschnarcht hätte. Pfff...der soll sich mal nicht so anstellen. Ich jammere schließlich auch nicht über sowas. Wir entschieden uns, zu einem Café in Richtung Abbey Wood zu laufen, um dort ein leckeres English Breakfast einzunehmen. Darauf freute ich mich sehr, denn Cardiff hat in dieser Beziehung völlig versagt. Als wir nach einem ausführlichen Spaziergang dort ankamen, fanden wir auch einen freien Tisch und stärkten uns für den Tag. Mit der Elizabeth Line fuhren wir in die City und dann weiter zum Notting Hill Gate. Hier wollten wir ein paar Pints nehmen, um dann zum Spiel zu gehen. Auch heute galt die Devise, wir sind zu alt um an der Bar anzustehen. Wir gingen um ein paar Ecken hier in Notting Hill und steuerten direkt den Pub "The Hillgate" an. Von außen sehr gemütlich und schon waren wir drin. Der Barmann erklärte uns, er könne uns erst ab 12.00 Uhr etwas ausschenken. Ob wir die zwei Minuten warten wollen, fragte er. Klar wollten wir. Komische Frage. Während wir warteten kam ein weiterer Mitarbeiter zur Tür hinein. Dieser kassierte direkt einen Anschiss, da er zu spät sei. Er habe um 12:00 Uhr hinter der Bar zu stehen. Jawoll! Mitarbeitermotivation ist so wichtig. Wir orderten drei Pints und stießen an. Die Tür ging auf und Mr. Elephant & Castle stapfte zu uns in die Kaschemme. Wir waren vollzählig. Erneut öffnete sich die Tür und acht gestandene Kerle drängten hinein. Kurz Blicke ausgetauscht und Mr. Belvedere und Mr. Elephant & Castle begrüßten zwei Herrschaften. Sie waren ebenfalls Millwall-Boys. Auch sie wollten in Ruhe an der Theke trinken. Nach zwei Pints zogen wir weiter, da uns dieser Pub dann doch zu sehr an ein Restaurant erinnerte, denn die Tische waren fein eingedeckt. Im "Uxbridge Arms" um die Ecke war es eindeutig gemütlicher. Niedrige Decken, kleine Bar, im TV lief die Cricket-WM der Damen und das Braugut war ebenfalls nach unserem Geschmack. Keine 15 Minuten später folgten uns die acht Lads ebenfalls. Hier könnte ich den ganzen Tag verweilen dachte ich, aber da erfolgte der Marschbefehl von Mr. Elephant & Castle. Wir machten uns auf den Weg zum Stadion. Mit der U-Bahn war es zum Glück nicht weit. 




In Stadionnähe angekommen mussten wir noch ein Weilchen laufen. Aus allen Ecken kamen Millwall-Leute, die ebenfalls in Richtung Gästeblock wollten. Kurz vor der Straße die zum Away-Sektor führte, erspähten wir einen Tesco vor dem gut 25 Coppers in voller Montur herumlungerten. Wir verabschiedeten die Maschine. Er würde mit dem Teutonen und seinem Nachwuchs im Heimbereich das Spiel sehen. Der Teutone hatte Tickets für den Bereich des "Safety Standings" besorgt. Endlich werden die Briten vernünftig und kehren auch offiziell zu den Stehplätzen zurück. Zumindest testet man es in einigen Stadien. Wir gingen weiter und erreichten sobald den Gästebereich. Mir drückte die Blase. Offensichtlich hatte man mir ein Herrenhäuser Pils untergejubelt. Leider ging es nicht voran und der Gästeanhang wurde von Minute zu Minute größer und ungeduldiger. Old Bill verweigerte den Zugang zum Stadion. Somit ergaben sich die üblichen Schubsereien. Hin und wieder fasste man sich auch hektisch gegenseitig ins Gesicht. Ich hatte nun keine Zeit mehr und musste dringend pinkeln. Also stellte ich mich an eine Hecke und ließ laufen. Es war mir völlig egal, ob ich nun in Gewahrsam gehen würde, denn von der Seite kamen zwei  Uniformierte in meine Richtung. Urplötzlich gesellten sich weitere Millwalljungs neben mich und erleichterten sich. Offensichtlich brauchte es nur einen, der den ersten Schritt hierfür machen musste. Die Cops ignorierten uns nun. Zurück in der Warteschlange ging es jetzt endlich los mit dem Einlass. Wir gingen auf den Oberrang und erwarteten den Anpfiff. Dieser enge Ground war ordentlich gefüllt und dann erfolgte der Anpfiff. Millwall legte einen anständigen Auswärtsauftritt hin. Sowohl auf dem Platz als auch auf der Tribüne gaben sie den Ton an. Wir standen am Rand des Auswärtsblocks und in unmittelbarer Nähe der Haupttribüne. Dort spielten sich einige Clowns richtig auf. Sie gestikulierten mit den üblichen Wanker-Armbewegungen in Richtung Gästefans. Das steigerte sich, nachdem Millwall in der 31. Minute mit 1:0 in Führung ging. Die Millwallfans erspähten einen Trottel mit Rassel und Sombrero. Dieser versuchte Stimmung bei den Gastgebern zu erzeugen. Vergeblich. Auch in Halbzeit Zwei änderte sich das Bild nicht. Beleidigungen flogen hin und her. Dem QPR-Mexikaner wurden diverse sexuelle Vorlieben unterstellt und dann erzielte Millwall das 2:0. Die Pöbler aus der ersten Hälfte verstummten und machten sich vom Acker. Auch der mexikanische Hoops-Heini hatte die Schnauze voll und schlich nach Hause. In unserem Block gab es urplötzlich Tumulte am Treppenaufgang. Palaver und Rangeleien entstanden. Als dann einem Steward das Käppi vom Kopf geschnickt wurde, drückte man sich noch fix die ein oder andere Faust gegenseitig ins Gesicht. Kann man aber alles unter "Keine besonderen Vorkommnisse" einordnen. Wie aus dem Nichts stolperten die Gastgeber den Anschlusstreffer hinein. In diesem Moment wurde es kurz richtig laut. Letztendlich half es nichts und Millwall siegte nach gut 34 Jahren mal wieder hier an der Loftus Road. Völlig verdient. Nach dem Spiel wurde der komplette Gästepöbel hinter der Tribüne gesammelt und quer durch das Wohnviertel zurück zur U-Bahnstation geleitet. Aus dem Fenster schauende Personen bekamen verbal noch ihr Fett weg. Es war eine gelungene Auswärtsfahrt und Millwall sicherte sich einen Platz in den Play Off-Rängen. Diesen gilt es nun zu verteidigen. Wir drei machten uns auf den Weg zur Bond Street, um dort zur Abwechslung mal wieder einen Pub aufzusuchen. 



Im "The Lamb & Flag" warteten wir auf die Maschine und den Teutonen. Der Teutone gab seine Kids der Frau mit und nahm sich ein Hotelzimmer, um dann mit uns den Abend zu bestreiten. Big John war auch auf dem Weg. Das könnte ein guter Abend werden. Im TV liefen die Six Nations. In diesem Rugbyturnier siegten die Schotten gegen Wales und holten zum ersten Mal seit 1996 zwei Siege zum Auftakt. Heute scheint ein besonderer Tag für das Ende von Serien zu sein. Irgendwann gesellten sich die drei mit dazu und wir hatten eine richtig gute Zeit mit Quatschen und etlichen Pints. Ein sehr lustiger Abend. Zu später Stunde hatten wir nochmal Lust auf einen neuen Pub. Somit zogen wir weiter. "The Duchess" war das Ziel. Dort angekommen, hatte ich das Bedürfnis etwas zu essen. Mit der Maschine lief ich herum und wir suchten etwas geeignetes. Ihm würden Fritten reichen. Nach wenigen Minuten fand ich eine Bude namens "Slim Chickens".  Hier gab es Fritten und Chicken. Allerdings war das der Maschine nicht gut genug. Das wolle er nicht und machte sich zurück auf den Weg zu den anderen. Ich lud mir den Schlangenfraß in die Figur und war nun zu frieden. Danach ging ich wieder zum "The Duchess" zurück. Mit Big John, Mr. Belvedere und dem Teutonen nahm ich noch ein Pint. Mr. Elephant & Castle hatte schon die Segel gestrichen. Einer fehlte allerdings, die Maschine. Der wird wohl gleich kommen, dachten wir alle. Irgendwann rief er an und fragte, wo wir den seien? Er wäre im Pub und finde uns nicht. Mit insgesamt 3 Telefonaten stellte sich heraus, er ist wieder in den Pub gelaufen, indem wir zuvor waren. Warum, konnte nicht final geklärt werden. Er wisse nicht, wie er zu uns kommen soll. Mit Telefon und Google Maps lotsten wir ihn. Nach 25 Minuten hatten wir ihn wieder bei uns. Sich auf 300ft (100m) zu verlaufen verdient jeden Respekt. Hier war wieder was los...Junge, Junge. Irgendwann hatten wir alle genug und verabschiedeten uns. Zu dritt nahmen wir die Elizabeth Line zurück zu Mr. Belvederes Haus. Schnell noch die Zähne schrubben und ab ins Bett.


Am nächsten Morgen kamen glücklicherweise keine Klagen über Schnarchen. Geht doch! Wir machten uns rechtzeitig abreisefertig und gingen in Richtung Bahn. Ohne die kleineste Komplikation erreichten wir nach einer knappen Stunde den Flughafen Heathrow. Nach ewigem Laufen und diversen Rolltreppen checkten wir ein, brachten die Sicherheitskontrolle hinter uns und bemerkten, wir hatten noch viel Zeit bis zum Abflug. Jeder holte sich einen Meal Deal und wir frühstückten. Leicht verkatert und gelangweilt warteten wir auf das Boarden. Das nächste Mal könnte man auch eine Stunde später hier her eiern. Der Flug zurück in die Heimat blieb ebenfalls ereignislos. Überraschenderweise waren wir sogar fast pünktlich. Da nervte nicht mal die Außenposition des Fliegers und der Transport mit dem Shuttlebus. Schnell noch ein Taxi nach Hause klar gemacht und so endete der dritte Besuch in UK in diesem Jahr. In dieser Rückrunde soll noch ein weiterer Besuch erfolgen. Vielleicht Blackpool away oder Play Offs......mal sehen!









Sonntag, 5. Februar 2023

Croeso i'r defaid.....dyma'r defaid


Cardiff City - Millwall FC 0:1 (0:1)

Cardiff City Stadium, Zuschauer: 18.838, Auswärtsfahrer: 1.270 (20. Jan. 2023)




Fast zwei Wochen nach der FA-Cup-Begegnung gegen Sheffield United sollte es wieder auf die Insel gehen. Allerdings stand diesmal kein Heimspiel an, sondern es ging endlich mal wieder auf reisen. Aus Sicht der Londoner ging es ins benachbarte Ausland, nach Wales, genauer gesagt nach Cardiff. Diese Tour hatte ich vor einigen Jahren schon einmal auf mich genommen. Damals waren auch der Braumeister und der Manager mit von der Partie. Der damalige Ausflug war aber eher ein griff ins Klo. Darüber kann der Hopfenkochallerdings genaueres berichten.


Am frühen Freitagmorgen klingelte der Wecker. In der Nacht zuvor fand ich überraschenderweise mal wieder nicht rechtzeitig den Weg ins Bett und so musste ich mich mit gut dreieinhalb Stunden Schlaf zufrieden geben. Übermüdet machte ich mich im Badezimmer fertig. Glücklicherweise hatte ich genügend zeitlichen Puffer eingeplant. Offensichtlich muss ich auf dem Weg vom Bad bis in die Küche etwa 15 Minuten verloren haben. Der Puffer war weg und es blieb auch keine Zeit mehr für eine Stärkung. Ich schnappte meine Tasche und machte mich schnellen Schrittes Richtung U-Bahn. Unglücklicherweise schaffte ich es nicht Zeit aufzuholen und deshalb musste ich mit einem Sprint quer über die große Kreuzung zur abfahrtbereiten U-Bahn rennen. Außer Atem hockte ich mich hin und bekam meinen ersten Schweißausbruch. Das geht ja schon wieder gut los. In der Bahn saßen nur Leute die früh zur Arbeit wollten und ich, der ganz anderes im Sinn hatte. Am Hauptbahnhof wurde dann das Fahrzeug gewechselt und wenig später war ich auch schon am Flughafen. Hier war an diesem frühen Morgen schon deutlich mehr los als vor 14 Tagen. Der Check-In wurde am Vorabend schon erledigt. Bei der Sicherheitskontrolle zog es sich mal wieder wie Kaugummi. Diesmal waren aber nicht die zu recht unterbezahlten Sicherheitsclowns schuld, sondern die mittelalten Tanten, die offensichtlich wenig fliegen, aber viel Redebedarf hatten. Deren Fragerei war schon anstrengend. Ich schlenderte Richtung Gate und wartete dort auf den Abflug. Diesmal sollte ich London City Airport anfliegen. Das ist nicht nur deutlich näher zur Innenstadt, sondern auch kleiner und entspannter. Leider steuern nur kleine Maschinen diesen Flughafen an, und um zu diesen zu gelangen, muss man sich am Heimischen wiederum mit dem Bus über das Rollfeld zum Flughobel kutschieren lassen. Gesagt, getan. Hier durften wir dann gut eine Viertel Stunde zusehen wie nichts passierte. Danach ließ man uns raus und ab ins Flugzeug. Hier hatte ich die zweier Reihe glücklicherweise für mich alleine. Anschnallen, Augen zu, auf geht's!


Am City Airport landen überwiegend Geschäftsleute oder Menschen, die häufiger fliegen und folglich war die Einreise schnell erledigt. Da es erst kurz vor 10:00 Uhr war, blieb noch Zeit, um in der City mal wieder die Carnaby Street anzusteuern. Beim letzten Englandbesuch blieb, Dank der Lufthansa, dafür keine Zeit mehr. Hier wollte ich zum einen in den Laden von Lambretta und zum anderen auch von Ben Sherman. Vielleicht kann man ja einen Schnapper machen. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Beide Geschäfte sind nicht mehr hier vor Ort. Folglich bin ich umsonst hier her gekommen. Sich vorher im Internet zu informieren ist einfach nicht oldschool. Mit meiner Tasche schlappte ich nun Richtung Tottenham Court Road Station. Ich wollte die neue Elizabeth Line Richtung Paddington Station nehmen. Hier war ich gegen 12:30 Uhr mit Mr. Belvedere, Big John und Mr. Elephant & Castle verabredet. Nach einer Weile kam ich dort an und steuerte den von den Herren bestimmten Pub an. Die Tür war verschlossen. Wie seit Edinburgh bekannt sein dürfte, hält mich eine verschlossene Tür ja nicht von ab, nochmal genauer nachzuschauen. Durch eine Seitentür verschaffte ich mir Zutritt in den Pub. Aus der Küche schob sich eine Küchenhilfe heraus, musterte mich und verschwand in einem Lagerraum. Ansonsten war niemand hier. Dann bemerkte ich, wie eine junge Dame die Eingangstüre des Pubs von außen aufschloss. Sie betrat den Gastraum und sah mich etwas irritiert an. Wie ich hier reingekommen wäre, wollte sie wissen. Ich zeigte auf die Seitentüre und zuckte mit den Schultern. Nun brabbelte sie etwas unverständliches in ihren Damenbart und ging in die Küche. Ich stand etwas verloren herum. Einige Minuten später kam sie zurück. Ich nutzte die Gunst der Stunde um ein erstes Pint zu bestellen. Denkste! Sie öffnen erst ab 12.00 Uhr und erst ab dann könne ich etwas bestellen. Dann warte ich halt. Hier im "The Pride of Paddington" Pub hatte alles seine Ordnung. Als es endlich Zwölf schlug, stand ich am Tresen und holte das erste Ale. Gegen 12:45 Uhr waren dann die 3 Herrschaften vollzählig angetreten. Kurze Diskussion und wir einigten uns hier zu Mittag zu essen. Nachdem wir das Mahl eingenommen hatten, gingen wir in den Bahnhof, holten uns ein paar Pints und eruierten von welchem Gleis wir abfahren würden. Im Zug nahmen wir unsere Plätze ein und genossen die knapp zwei Stunden fahrt nach Wales. In Cardiff angekommen suchten wir das Radisson Blu, unser Hotel. Mr. Elephant & Castle ließ seine Kontakte spielen und so konnten wir zu einem günstigen Kurs einchecken. Die Zimmerverteilung wurde beschlossen und ich gewann den Aufenthalt mit Mr. Belvedere. Ob das eine gute Wahl war, sollte sich in der kommenden Nacht herausstellen.


Wir machten uns ausgehfertig und auf den Weg ins Stadtzentrum. Gegenüber unserer Herberge erspähten wir einen Pub namens "The Golden Cross". Richtig abgeranzte Bude, aber leider geschlossen. Schade. Wir liefen in die Fußgängerzone und steuerten die erste Lokalität an. Nach einem Pint wollten wir weiter, denn es war uns zu restaurantartig, somit nichts für uns. Nebenan im "Duke of Wellington" fühlten wir uns deutlich wohler. Walisischer Pub mit örtlichem Braugut. Hier lässt sich nicht nur die Bier-App befüllen, sondern auch unsere dürstenden Körper. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und hatten eine gute Zeit. Zwischendurch wechselten wir noch dreimal die Pubs. Bei mir machte sich so langsam die Müdigkeit breit. Eigentlich wollte ich ins Hotel und ins Bett. Mr. Elephant & Castle war nun hungrig und wollte etwas essen gehen. Zu zweit gingen wir los und landeten in einem Mc Donald's. Seit Jahren war ich in keinem mehr. Er bestellte sich drei Cheeseburger und ein paar Fritten. Bei mir waren es ebenfalls Fritten und einige Chicken Nuggets. Lange nicht mehr so einen Mist gegessen. Allerdings war nun  meine Mattigkeit weg und ich wollte zurück zu den anderen beiden gehen. Zu viert orderten wir noch paar Pints und verblieben noch eine Weile im "The Owain Glynder" sowie im "The Old Arcade". Irgendwann war dann auch gut und wir schlichen Richtung Hotel zurück. Dort angekommen bemerkten wir, dass im "The Golden Cross" nicht nur Licht, sondern auch Musik zu vernehmen war. Was sollten wir machen, wir mussten hier noch mal rein. Zu viert betraten wir den Schankraum. Hier saßen 4 abgehalfterte Figuren und zogen sich ihre Pints rein. Es dauerte einige Minuten bis wir blickten, das es noch einen Nebenraum gab und dort deutlich mehr los war. Wir betraten den zweiten Raum und hier fand eine richtige Party statt. Die Bude war voll und die Stimmung ausgelassen. Auf der Bühne stand eine Drag Queen und animierte ihr Publikum. Hier war was los! Wir orderten eine Runde Pints und hatten echt Spaß an der Musik. Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Irgendwann war bei mir nun wirklich Schicht im Schacht. Ich verweigerte das letzte Pint. Deshalb schleppte Big John ein weiteres halbes an. Das könne ich ja nun wirklich noch trinken. Auch dies verweigerte ich. Daraufhin verabschiedete ich mich und ging. Mr. Elephant & Castle trottete wortlos hinterher. Ab ins Bett. Mitten in der Nacht wurde ich von einem nervigen Geräusch wach. Das darf doch nicht wahr sein. Mr. Belvedere schnarchte sich einen Wolf. Unfassbare Lautstärke. Ich war nun puppenmunter! Nach einer Weile war plötzlich Ruhe. Allerdings fand ich in der kurzen Zeit keinen Schlaf und dann fing er schon wieder an. So ging das bis in die Morgenstunden. Irgendwann wachte er dann auf. Ich versuchte wieder einzuschlafen. Was macht er? Musik an. Gut, immerhin über Kopfhörer. Allerdings hielt das nicht lange an. Jetzt stand er auf und ging ins Badezimmer. Eine grandiose Idee hier Musik zu hören....im gekachelten Bad....ohne Kopfhörer. Hallt wirklich gar nicht. Gute Nacht !



Matchday! Die zweite Nacht mit wenig Schlaf. Egal. Ich machten den Vorhang beiseite und schaute aus dem Fenster. Unser Zimmer war im 17. Stockwerk. Wie sie sehen, sehen sie nichts. Cardiff lag komplett im Nebel. Läuft richtig gut. Ich machte mich auf ins Badezimmer und nahm eine Dusche, schnell anziehen und los geht es. Ziel war es, erstmal ein nahegelegenes Café zu finden, um zu frühstücken. Schnell Google angeworfen und ein einziges gefunden. Das war natürlich am Wochenende geschlossen. Wir waren maximal verwirrt. Somit gingen wir Richtung City, um in einem Wetherspoons Pub ein Frühstück zu ergattern. Nach 5 Minuten Fußmarsch erreichten wir einen. Diese boten am heutigen Tag aus irgendwelchen Gründen keines an. Wir machten kehrt und gingen in einen riesigen Pub namens "The Great Western". Eine unfassbar große Halle, aber wir fanden keinen Platz. Somit verzogen wir uns in den ersten Stock. Hier ergatterten wir den letzten Tisch. Nachdem wir ein Frühstückspint hatten, bestellte ich an der Bar unsere Frühstücke. Der Laden war voll mit Cardiff-Fußballfans und übrig gebliebenen Nachteulen. Die Barkeeperin hatte heute nicht ihren besten Tag, denn ich musste mehrfach meine Bestellung wiederholen. Irgendwann hatte sie es gespannt. Als ich zurück kam, hatten sich an den Nachbartisch zwei Flitscherl gesetzt. Wenn wir in Manchester oder Newcastle wären, wären sie die Prototypen von sogenannten "Nothern Birds" gewesen. Frei nach dem Motto 'Mir egal welche Größe das Kleid hat, ich zieh es trotzdem an'. Auch in diesem Fall war die Kleidgrösse die richtige, unglücklicherweise waren nur die Körper der beiden einfach zu groß. Das fiel nicht weiter ins Gewicht, dann das Kilo Make Up pro Gesicht lenkte etwas ab. Sie pfiffen sich jeweils 2 Cider rein. Dann gingen sie zum Rauchen auf die Terrasse. In der Zwischenzeit brachte eine Servicekraft ein großes Tablett mit einem Pitcher irgendeines Cocktails und der Rest war mit Shots aufgefüllt. Die Bedienung war irritiert, denn hier handelte es sich um einen Zweiertisch. Eine der Trullas kam nun wieder rein und sagte, die Bestellung sei so richtig. Als die andere Eule angedackelt kam, ging die Show los. Die beiden ballerten sich die ganzen Drinks in die Figur und gingen zeitgleich live bei Instagram. Das kann man um 12:15 Uhr schon mal machen, muss man aber nicht. Hier ist wirklich alles anders, dachte ich mir. Nun kam unser Frühstück. Es kamen fünf English Breakfasts und alle unterschiedlich bestückt. Man hält es im Kopf nicht aus. Nach einigen Diskussionen mit dem Supervisor bekam ich ein Teil meines Geldes zurück. Immerhin, denn das Frühstück war wirklich Schrott. Wir würgten uns den Fraß rein und verließen den Laden. Nun suchten wir nach einem Pub mit Millwall-Jungs. Das war nicht so schwer. Viele Südlondoner waren schon da und nicht zu überhören. Aus einer Kneipe hörte man schon die gegrölte englische Nationalhymne und "Engerland, Engerland!"-Rufe. Mr. Belvedere steckte den Kopf in den Pub, grüßte einige Leute und kam wieder raus. "Naaa..." sagte er, hier gingen wir nicht rein. Wir wären jetzt in einem Alter, an dem man nicht mehr an der Bar warten sollte. Deshalb suchten wir einen anderen Pub mit weniger Andrang. Den fanden wir auch im "Proud Mary". Ebenfalls ein großer Pub, der auch eine Art Nachtclub sein könnte, denn er war fast nur rot beleuchtet. Wir setzen uns in die Nähe der Theke und hatten noch zwei Bier. Uns erheiterte eine Klingel für den Service. Herrlich!




Wir entschieden uns zum Stadion zu laufen. Der Weg sollte gut 30Minuten betragen. Als wir los liefen machten sich auch etliche andere bekannte Millwall-Lads auf den Weg. Sie kamen aus den umliegenden Kaschemmen. Wir liefen mit gut 25 Leuten am Principality Stadium vorbei und wollten zum Stadion von Cardiff City. Wir folgten der Straße eine ganze Weile, allerdings bogen die anderen nach links ab. Ich fragte die Jungs, ob wir nicht auch dort lang gehen sollen. Das wurde verneint. Wir liefen eine Weile und wie aus dem Nichts stolperten wir in gut 30 Young Casuals. Die waren allerdings mehr an ihrem Jägermeister und ihren Bierdosen interessiert als ihre Chance zu nutzen. Mr. Belvedere meinte, heutzutage sei das Spiel gegen Cardiff nicht mehr so wichtig für die Youngster. Nur die Alten würden dem noch entgegenfiebern. Dann fiel ihm ein, es könnte sein, dass wir gerade auf dem Weg zur Heimtribüne wären. Ach, das kommt jetzt aber überraschend. Und in der Tat, genau so war es auch. Am Stadion angekommen, mussten wir dieses erstmal umrunden und am Busparkplatz einen Steward bitten uns das Tor zu öffnen. Der fragte nur, wo wir denn alle herkämen? Ständig müsste er hier Millwall-Fans durchlassen. Am Stadion wurden wir tatsächlich richtig durchsucht. Pünktlich zum Anpfiff erreichten wir unsere Plätze. Im Stadion sah man überall "Visit Malaysia"-Werbebanner. Das wirkte arg befremdlich auf mich. Der Auswärtsblock war sehr gut gefüllt. Die Unterstützung für das Team war an diesem Nachmittag sensationell gut. Das ist nicht immer der Fall, aber heute war es außergewöhnlich gut. Immer wieder wurde " God save the King" gesungen. "He is your king!" hallte es immer wieder aus dem Millwall-Sektor durch das Stadion. Hinzu kamen Sprechchöre, was der Heimanhang wohl so mit blökendem Getier so anstelle. Lustigerweise stiegen die Waliser immer wieder in diese Provokationen ein. Das Spiel war kurzweilig und Millwall spielte wirklich stark. Deshalb ging man auch verdient in der ersten Halbzeit in Führung. Und selbstverständlich schoss der einzige Waliser im Team von Millwall das Tor. Die Kälte war zwar zu spüren, aber gut zu tolerieren. In Halbzeit 2 versuchte Cardiff das Spiel zu drehen, scheiterte aber immer wieder an der Abwehr bzw. am Torhüter der Londoner. Am Ende war es ein verdienter Auswärtssieg der auch so gefeiert wurde. Der Heimanhang glänzte nicht durch Support für das eigene Team, aber ihre Aggression gegenüber den Hauptstädtern aus England war zu spüren. Nach dem Abpfiff feierte der Pöbel aus London seinen 1:0-Auswärtssieg. Als die Spieler zum Auswärtsblock kamen, hatte der Platzwart nichts besseres zu tun, als genau hier seinen Rasenmäher entlang zu schieben um das Grün zu stutzen. Hier kannst du echt was erleben, dachte ich mir. Beim letzten Mal war hier völliger Totentanz. 



Wir verließen das Stadion und wollten den selben Weg zurück nehmen. Die Rechnung hatten wir aber ohne Old Bill gemacht. Ruckzuck waren wir in einer Polizeieskorte. An allen Ecken gab es Palaver mit Einheimischen und Millwall-Anhängern als auch zwischen der Pozilei und beiden Fangruppen. Nach gut 15 Minuten hatten wir die Faxen dicke und wollten eigenständig zum Bahnhof gehen. An einer Tankstelle versuchten wir an den Zapfsäulen vorbei zu huschen und unseres Weges gehen. Heddlu war aber richtig auf zack. Keine Chance. Mr. Belvedere fing eine Diskussion mit einem Uniformierten an, ob die von uns gewählte Richtung nicht die kürzere sei? Der Copper stimmte dem zwar zu, aber wir müssten trotzdem den anderen Weg nehmen, aus Sicherheitsgründen. Ich teilte ihm mit, das wir nur zu viert seinen und er sich keine Sorgen um seine Waliser machen müsse. Dies quittierte er mit einem heftigen Schubser und einem "Get out of here!" Sehr unfreundlich, diese Sheep.....! Somit mussten wir weiter mit der Eskorte laufen. Als wir eine größere Kreuzung überquerten, ließ es sich eine etwa 16jährige Rotznase nicht nehmen uns aus dem Auto wüst zu beschimpfen. Das wiederum gefiel seiner autofahrenden Mum nicht. Zack!....und hatte er eine Ohrfeige sitzen. Diese wurde mit lautem Gejohle und Geklatsche der Millwall-Lads quittiert. Selbst die Ordnungshüter mussten laut lachen. Irgendwann kamen wir in Bahnhofsnähe an und machten uns ab  Richtung Hotel. Dort holten wir unsere Taschen, organisierten Pints für die Rückfahrt und ab an den Bahnsteig. Dieser war gefüllt mit jeder Menge Millwall-Fans. Als der Zug einfuhr, versuchte jeder einen Sitzplatz zu ergattern. Glücklicherweise gelang es uns. In unserem Wagon tummelte sich ein guter Querschnitt der Fanszene des heutigen Tages. Viele Junge und auch etliche ältere Anhänger. Das war schon gut anzusehen. Alle gut gekleidet, typischer Style der im The Den vorherrscht. Eigentlich hätte es eine ereignislose und entspannte Rückfahrt werden können. Ich wurde zunehmend müder und etwa 10 Minuten bevor wir in Paddington Station einfuhren zog ein Rotzlöffel die Notbremse des Zuges. Völlig unnötige Aktion, denn nun machte sich die anwesende Britsh Transport Police auf die Suche nach dem Spaßvogel. Das man diese Dummheit noch toppen könne, erfuhren wir zwei Minuten nach dem der Zug wieder losfuhr. Erneut wurde die Notbremse gezogen. Die Cops, die vor wenigen Minuten im Zug nach vorne rannten, wetzten nun den ganzen Weg wieder zurück. Die können auch was für ihr Gehalt machen, dachte ich so bei mir. Mit gut 20 Minuten Verspätung erreichten wir den Zielbahnhof. Als alle den Zug verließen war das schon ein stattlicher Haufen von geschätzten 500 Leuten. Damit auch der letzte Trottel erfährt, wer hier gerade angekommen ist, schallte der Lions Roar durch die Bahnhofshalle. Das war schon mächtig. The biggest small club in the world!


Zum Abschluss des Tages suchten wir noch mal einen Pub auf. Die Wahl fiel auf "Sawyers Arms". Die Jungs zogen sich noch ne Runde Pints rein. Ich dagegen war gerade in einem Tief und begnügte mich mit einer Cola. Diese brachte mich aber wieder nach vorne. Mir fiel gerade auf, dass die Nahrungsaufnahme heute mal wieder fast komplett ausfiel. Einfach vergessen. Aus diesem Grund holte ich mir zwei kleine Tüten Chipse. Lecker! Auch diese halfen mir wieder auf den Damm und ich bestellte ein letztes London Glory Ale. So einen Tag kann man nicht besser abschließen als mit einem letzten Pint. Danach machten Mr. Belvedere und meiner einer uns auf den Weg zur Elizabeth Line und fuhren nach Abbey Wood. Dort mussten wir nochmal den Zug wechseln. Die Wartezeit konnten wir gut überbrücken, denn im Stationsgebäude gingen einige Mädels aufeinander los und es entstand eine stattliche Keilerei. So hatte man etwas Unterhaltung. Als wir irgendwann bei Mr. Belvedere zu Hause ankamen, machte ich mich direkt bettfertig. Mein Wecker sollte bereits um 7:00 Uhr wieder klingeln. Während ich im Bad war, fing er an zu kochen. Um diese Uhrzeit mussten es einfach für ihn noch einmal Tortellini sein. Ich verzog mich ins Bett. Gute Nacht. Endlich schlafen. Als der Wecker klingelte, fühlte ich mich überraschenderweise fit. Ab ins Bad und anziehen. Und schon war ich unterwegs in Richtung Flughafen. Diesmal allerdings nach Heathrow. Endlich gab es eine direkte Verbindung von Mr. Belvedere zu Heathrow. Statt etwa drei Stunden ist man knapp über eine unterwegs. Am Flughafen ging alles reibungslos vonstatten. Zumindest so lange, bis das Gate aufgerufen wurde. 20 Minuten Verspätung sollten es sein. Das geht ja. Nach dem Boarden tat sich erstmal gar nichts. Der Luftkutscher meldete sich zu Wort und erklärte, dass wir erstmal nicht losfliegen können, denn am Morgen gab es in Frankfurt Nebel. Junge, jetzt ist es 12:15 Uhr und ich will heim!! Habt ihr keinen Radar? Glotzt im Tower noch einer aus dem Fenster um euch zum Landen zu lotsen? All so Gedanken verkürzten weder die Wartezeit, noch sorgten sie für bessere Laune bei mir. Ich wollte nur nach Hause. Mit zwei Stunden Verspätung landeten wir dann endlich am Fraport. Fix zur S-Bahn und ab nach Hause. Nö, denn die hat jetzt erstmal zwölf Minuten Verspätung. Wie man dann auf einer acht Minuten Fahrt weitere acht Minuten Verzögerung herausfahren kann, dass bleibt das Betriebsgeheimnis des RMVs. Jetzt war ich es wirklich leid. Zu Hause angekommen ging es sofort unter die Dusche und dann auf die Couch. Gut war es, und bald schon ist QPR away. Das wird wieder ein Fest!


Am Mittwoch stellte Mr. Elephant & Castle einen Zeitungsartikel in unsere Chatgruppe. Die Drag Queen von Freitagabend wurde Sonntagmorgen gegen 5:00 Uhr ermordet in einer Seitenstraße in der Innenstadt von Cardiff gefunden.... 


R.I.P. !!