Montag, 3. Februar 2020

Stoke City vs MILLWALL FC 0-0

Bet365- Stadium,  Zuschauer: 22.515,  Auswärtsfahrer: 1027   (11. Jan. 2020)

Diesmal klingelte der Wecker erst um 7:30 Uhr, allerdings an einem Freitagmorgen. Es sollte mal wieder auf die Insel gehen. Der Flug nach Manchester war um 11:00 Uhr und ausgeschlafen machte ich mich ohne Komplikationen in Richtung Flughafen, checkte ein und nahm mein Frühstück aus dem Hause Heineken am Gate ein.
Im Vorfeld wurde diskutiert welches Spiel besucht werden sollte. Zur Auswahl standen die Auswärtsspiele von Millwall bei Stoke City, Leeds United oder Sheffield Wednesday. Leeds fiel flach, da man im FA- Cup noch vertreten war und somit das Spiel auf einen Dienstag neu terminiert wurde. Stoke war in der vorletzten Saison  aus der Premier League abgestiegen und erschien das attraktivste Spiel. Zumal die Geschichten um die "Naughty 40" von Mark Chester ja durchaus bekannt sind. Somit bekam Stoke-on-Trent den Zuschlag. Für diesen Trip konnten sich Mr. Belvedere als auch der Mann von Elephant & Castle erwärmen. Um die Truppe zu komplettieren gesellte sich auch der Anwalt aus Münster mit dazu. Schön ihn mal wieder motivieren zu können.

In Manchester angekommen wurde schnell das Zugticket nach Manchester Piccadilly am Automaten gezogen. Nach einer kurzen Fahrt war ich da und lief zum Hotel. Miss Elephant & Castle buchte uns zu günstigen Konditionen im Holiday Inn ein. Da das Duo aus Südlondon erst knapp 3 Stunden später eintrudeln sollte, bezog ich in Ruhe mein Zimmer und war überrascht. Hat der Tommy doch tatsächlich im Zimmer für die deutschen Gäste geflaggt. Wer hätte das gedacht?! Da der Anwalt erst gegen 20:00 Uhr eintreffen sollte, suchte ich mir das schönere Bett aus und machte es mir bequem. Lange hielt ich es aber nicht aus. Ich wollte los und machte mich auf den Weg zum Pub. Erst zum Bankomat und dann ins nächstgelegene Wetherspoons und sich das erste Ale gegönnt. Ach ist das wieder schön hier. Nach einiger Zeit bekam ich Nachricht von den Londonern. Treffpunkt war die Hotelbar. Ich trank aus und machte mich auf den Weg zurück zum Holiday Inn. Kurz noch mal im Tesco ne Cola und Wasser gekauft, wer weiß wie der Start in den morgigen Tag so wird?! Als ich im Hotel ankam begab ich mich direkt zur Bar. Hier saßen die beiden. Zur Begrüßung noch mal zwei Beddingtons und dann hoch ins Zimmer um sich ausgehfertig zu machen. Als das erledigt war wurde an der Hotelbar noch ein Starter-Ale genommen und wir machten uns auf zur Piccadilly Tavern. Dort starteten wir den Abend und warteten da auf den Anwalt. Es gab viel zu erzählen und das geht natürlich mit dem obergärigen Ale hervorragend. Der Abend nahm seinen Lauf und irgendwann war auch endlich der Anwalt da. Es entstand ein launiger Abend und aus welchen Gründen auch immer kam es erst sehr spät zu einem Locationwechsel. Nach der Piccadilly Tavern ging es weiter zu einem Pub namens Corner Boy. Einladende Einrichtung, aber in dem Zustand den der Autor mittlerweile hatte, war das alles sowieso nur noch zweitrangig. Nach dem  Corner Boy ging es zum Abschluss noch in eine weitere Kaschemme. Der Abend neigte sich dem Ende und in Zweiergruppen schlappten wir zurück in Richtung Hotel. Da die Nahrungsaufnahme mal wieder zu kurz kam, kehrte man noch mal im Subways ein. jetzt ist aber Schluss.....ab ins Bettchen.

Der nächste Morgen konnte überraschend mit relativ wenig Kater gestartet werden. Ich schaute rüber zum Anwalt. Er lief hektisch durchs Zimmer und war etwas aufgelöst. "Weißt du, weshalb meine Tasche so nass ist?" Ich war etwas überrascht, denn mit einer solchen Frage rechnete ich nicht um kurz nach 9 Uhr  morgens. Ich legte mich noch mal kurz um. Kurz bevor mir die Äuglein zu fielen schmiss der Fast-Advokat den Haartrockner an. Ich richtete mich auf und sah, wie er nur mit Boxershorts und T-Shirt bekleidet auf dem Fußboden kauerte und seine Socken versuchte trocken zu föhnen. Irgendwie tat mir das Elend etwas leid. Gut, er war beschäftigt, also konnte ich mich startklar für die morgendliche Dusche machen. Na prima, keine frischen Butzen mitgenommen. Schon tat er mir nicht mehr so leid. Während er föhnte, machte ich mich salonfähig. Im Mülleimer entdeckte ich mein in der Nacht zuvor erstandenes überteuertes Sandwich. Alles andere hätte mich auch gewundert. Die Brut aus London wartete schon in der Lobby. Zusammen gingen wir zum Wetherspoons, um da mein langersehntes Full English Breakfast einzunehmen. Jeder bekam sein bestelltes Frühstück....nur einer wieder nicht. Scheint ja arg kompliziert zu sein, wenn man auf den Schimmelpilz und die Tomaten verzichten möchte. Vielen Dank auch. Wir tranken jeder noch ein Pint und machten uns strammen Schrittes gen Bahnhof. Wer sich nun fragt, warum wir nicht direkt in Stoke-on-Trent genächtigt haben, der war weder in Manchester noch in der Kloake Stoke. Am Bahnhof ergatterten wir die Zugtickets und ab in den Zug. Die Fahrt dauerte etwa 40 Minuten. In Stoke angekommen erwartete uns schon ein ganzer Schwung Old Bill. Ärgerlich, denn wir wollten uns relativ inkognito einen feinen Pub suchen. Vor uns kam wohl schon eine Zugladung aus London an. Wir sprachen kurz mit den Coppers und
sie wiesen uns zu einem Pub, etwa 15 Minuten Fußmarsch entfernt. Wir liefen an vielen leerstehenden Einfamilienhäusern vorbei. Scheint wohl keine gute Gegend hier zu sein. An einer Straßenecke erspähten wir schon Polizeiwagen und der Pöbel, der davor herumturnte, kam einem doch sehr bekannt vor. Wir gingen direkt hinein und orderten erstmal Kaltgetränke. Drinnen war es weder schön noch gemütlich, dafür aber sehr, sehr warm. Folglich gingen wir wieder vor die Tür. Der Name "The Terrace" war zumindest schon mal passend für den Grund, weshalb wir hier waren. Es waren noch gut 2,5 Stunden bis zum Kick Off. Im Stadion war ich noch mit einem bekannten Teutonen samt Filius verabredet. Er lebt schon seit mehr als einem Jahrzehnt in UK. Via Handy kommunizierten wir und wenig später stieß er zu uns. Um die Zeit gut herum zubekommen wurden am lokalen Braugut genascht und wir hatten erheblich Spaß. Die Pozilei kam zu uns und teilte uns mit, es würden später Busse zu Verfügung gestellt werden, die uns zum Stadion bringen. Läuft ja gut, somit die Taxikosten gespart. Nach einiger Zeit bemerkten wir, dass es ja deutlich günstiger wäre Bier beim Paki-Kiosk auf der anderen Straßenseite zu kaufen. Selbst die Türsteher hatten damit kein Problem. Als die Busse ankamen gingen wir hin und wollten geschwind einsteigen. Shuttlebusfahrten kennt man ja aus heimischen Gefilden. Prima, hier dürfen nur so viele in den Bus wie auch Sitzplätze vorhanden sind und Getränke sind gänzlich verboten. Der freche Busfahrer knöpfte uns auch noch stolze 4 Pfund für die Fahrt ab. Da war es mir auch egal, ob die Rückfahrt dabei ist.



Im Stadion angekommen bin ich direkt hinein gegangen und suchte die Sanitäranlagen auf. Hier spielte sich das Übliche ab. Jeder der regelmäßig im Mutterland des Fußballs unterwegs ist, der wird es kennen. Der Teutone und der Filius (bevorzugen unverständlicherweise QPR) waren wieder mit dabei. Wir nahmen unsere Plätze ein und waren gespannt welch ohrenbetäubender Lärm uns wohl erwarten würde. Ich war mir sicher, irgendwo mal gelesen zu haben, dass es in Stoke wohl mit am Lautesten sein kann. Millwall war mit knapp über 1.000 Auswärtsfahrern am Start. Das ist sehr solide für diesen größten kleinen Club. Die Teams liefen ein, Millwalls Anhang begrüßte seine Jungs gebührend. Hören wir mal was Stoke City zu bieten hat. Wie sie hören.....hören sie nichts. Enttäuschung machte sich breit. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Vielleicht würde es sich ja im Spielverlauf ändern?! Nö, nichts. Gar nichts! Das Spiel plätscherte 90 Minuten vor sich hin, ohne auch nur einen Höhepunkt. Gut, es gab kurz vor Schluss noch eine Rote Karte für Millwall. Das war es. Stoke brachte es nicht mal zustande ihr berühmtes "Delilah" von Tom Jones zu singen. Mein Höhepunkt dieses Spiels war die Ekelpastete mit ihrem fleischartigen Glibberinhalt, die mir die Zunge verbrannt hat. Essen kann in diesem Land nur selten punkten. Schade, dass MFC keine Eigenwerbung beim Teutonen und seinem Filius betreiben konnte. Da half auch der Pin nicht, den ich ihm schenkte. Wir verabschiedeten uns und gingen zu den Bussen. Dort angekommen zögerten wir. Es fühlte sich nicht gut an jetzt schon wieder zurückzufahren. Wir schüttelten den Kopf und schlüpften durch die Polizeikette und machten uns auf den Weg in den, dem Stadion nächstgelegenen, Pub. Wenn wir schon mal hier sind, dann wollten wir auch Stoke-Feeling haben. Schließlich sagt der Volksmund, Stoke ist ein besonderes Pflaster. Im "Harvest"-Pub  angekommen steuerten wir direkt die Theke an. Der Pub war gut besucht aber niemand interessierte sich für uns. Die Anwesenden schauten lieber das Liverpoolspiel. So entspannt hatten wir es nicht erwartet. Warum sie dennoch den Ausschank in Plastikbecher anboten blieb mir schleierhaft. So langsam war ich richtig enttäuscht. Immerhin hatten wir schon einen gewaltigen Helm auf. Hier sollte es nicht mehr kurzweilig werden. Wir gönnten uns die ein oder andere Runde und nahmen dann ein Taxi zurück zum Bahnhof. Mr. Belvedere freundete sich schnell mit dem Kutscher aus Karachi an und textete ihn voll. Als dieser erwähnte, er wünsche sich, dass Stoke nochmal absteige, waren meine Erwartungen an diesen Tag gänzlich gestorben. Nicht mal die Locals halten zusammen. Am Bahnhof angekommen nahmen wir den Zug zurück nach Manchester.

In Manchester sollte die große Stunde des Anwalts kommen. Nachdem er ja am Morgen so fein seine Socken und Shorts geföhnt hatte, nannte er ein paar Pubs mit wohlklingenden Namen. Wir steuerten noch mal "Piccadilly Tavern" an und schlagartig war ich wieder motiviert. Nach einem Drink fuhren wir zu "Perveral of the Peak". Ein schöner kleiner, uriger Pub. Innen wirkte er noch kleiner, aber hervorragende Biere hatte er im Ausschank. Die Theke war irgendwie mittig gelegen und die Bereiche an der Bar waren zum Teil durch Türen und Wände abgetrennt. Das sorgte auch dafür, dass ich mich zwischenzeitlich etwas verlief. Schnell lernten wir auch andere Gäste kennen. Ich freundete mich mit ein paar Zechern aus Glasgow an. Mir war gar nicht bewusst, das ich ab einem gewissen Pegel die Schotten gut verstehe. Nach einem Weilchen machten wir uns auf dem Weg zum nächsten Pub, dem "Brittons Protection". Wir mussten nur die Straße herunter laufen. Hier war es sehr gediegen und der Schankraum war durch einzelne Wände unterbrochen. Irgendwie skurril, aber auch schön und interessant. Der Tag wollte nicht enden und machte trotz des miesen Gekickes richtig Laune. Leider ließ meine Kondition langsam nach. Als wir auch hier ein Weilchen verbrachten, sollte die letzte Station der "Angel Pub" sein. Wir machten uns erneut mit dem Taxis los. Dort angekommen verweilte ich erst nur kurz im Pub. Die Goldreserven in der Tasche neigten sich dem Ende und ich suchte mir eine Cashmaschine. Nicht so einfach, wenn man schon den Schleier vor den
Augen und ehrlich gesagt null Orientierung hat. Nach gut 45 Minuten konnte dieses Problem auch gelöst werden. Zurück zu den drei Bier-Engeln und noch eine Runde geordert. Mein Level war erreicht und ich machte es mir auf einem Sessel bequem. Ich war froh, dass mir die Schuhe noch passten und wollte nur noch meine Ruhe haben. Der Anwalt, Mr. Belvedere sowie der Mann von Elephant & Castle intensivierten ihren Laberflash, richtige Waschweiber sind das. Meine Energiereserven gingen gegen Null...... bis so eine Tante der Meinung war, sie müsste sich ans Piano setzen und anfangen herum zu klimpern. Ich nahm sie in den Fokus, in der Hoffnung, sie erschrecke sich selbst über ihr Nichttalent. Pustekuchen! Ungehemmt klopfte die Trulla auf den Tasten herum. Ich quälte mich aus dem Sessel und steuerte sie direkt an. Relativ klar sagte ich ihr, dass jetzt Schluss mit diesem Spuk ist. Sie solle woanders üben. Ende, aus, Mickey Mouse! Denkste...jetzt fühlte sich ihr Hipster-Freund berufen sich einzumischen. Der Bärtige mit Basecap und hochgekrempelter Jeans sah das anders und wollte das so nicht hinnehmen. Es entwickelte sich eine wilde Diskussion in der er immer wieder sagte " You are rude. You are really  rude!" "Fuck off, I am Millwall!!" schmetterte ich ihm entgegen. Unhöflich ist doch das Mindeste. Mit Hilfe der Bedienungen und meiner Begleiter löste sich die lautstarke Situation aber wieder auf. Die Hippe verzichtete dankenswerterweise auf weitere Darbietungen. Wenig später beendeten wir den Abend und verzogen uns zurück ins Hotel.



Im Hotel angekommen machten wir uns bettfertig und der Anwalt schlief prompt ein. Mir stand jetzt noch der Kampf mit der Nachttischlampe bevor. Das Scheißteil wollte nicht ausgehen. Egal welchen Knopf ich drückte, das Licht blieb an. Zum verrückt werden! Gestern ging die doch auch aus. Nichts zumachen. Den Anwalt wollte ich nun nicht mehr wecken, um mir zu helfen. Irgendwann hatte ich dann die endgültige Lösung für das Lichtproblem gelöst. Gute Nacht! Am nächsten Morgen hielt sich der Kater erneut in Grenzen, aber ich war hundemüde. Wir machten uns frisch, packten unsere Sachen und wollten los. Da meinte der Anwalt etwas irritiert: "Sag mal, du hast jetzt nicht ernsthaft die Lampe aus der Wand gerissen??" Manchmal hat der Mann aus Münster einfach eine negative Ausdrucksweise. Sagen wir so....das Licht war aus und das Problem gelöst. Mit den beiden anderen zogen wir erneut ins Wetherspoons und nahmen ein weiteres Pub-Frühstück ein. Wir ließen das Wochenende gemütlich ausklingen. Ein letztes Pint und ab zum Flughafen. Die beiden aus der Hauptstadt fuhren erst später am Nachmittag zurück nach London. Der Anwalt und ich enterten den Zug zum Airport. Dort angekommen bemerkten wir, dass wir zwar fast zeitgleich abfliegen würden, allerdings von unterschiedlichen Terminals. Es hieß Abschied nehmen.

Großen Dank an den Anwalt und die Auswahl der Pubs am Vortag. Auf den Mann ist stets Verlass und er hat ein gutes Händchen für attraktive Schankhäuser. Der Flug nach Hause und das Erreichen der heimatlichen Wohnung stellten keinerlei Probleme mehr da. Das soll es ja auch geben.

Mr. Belvedere....see you in Rome!