Donnerstag, 9. Januar 2020


Hannover 96 - VfB Stuttgart 2:2 (1:0)


 HDI- Arena Hannover, 35.200 Zuschauer, Auswärtsfahrer ca. 2.700 (21.Dez.2019)




Samstagmorgen um 5:40 Uhr klingelte der Wecker. Es hieß sich wieder aufzuraffen und fertig zu machen. Heute sollte es mal nach Hannover gehen. Durch die sozialen Medien kommt man mit vielen Gleichgesinnten in Kontakt, also Zeit den ein oder anderen zu besuchen. Da an diesem letzten Wochenende vor Weihnachten  fussballtechnisch nichts auf dem Plan stand, sollte es ein Trip nach Hannoi werden. Der Start in den Tag gestaltete sich zäh, der Autor wollte nicht in Schwung kommen. Die Folge war, dass erstmal die eingeplante U-Bahn um 1 Minute verpasst wurde. Der Zeitpuffer war somit aufgebraucht. Geht mal wieder gut los! Warten auf die nächste Verbindung, allerdings mit Umsteigeoption. Könnte knapp werden. Allerdings war widererwartend Verlass auf die VGF und ich hatte genügend Zeit locker zum Gleis zu gehen. Der ICE kam ebenfalls relativ pünktlich. Als Sparfuchs wurde auf eine Platzreservierung verzichtet. Wer will schon an einem Samstag vor Weihnachten um 6:57 Uhr gen Norden fahren?? Offensichtlich einige, denn der Zug war ziemlich voll. Erstmal sich durch die Massen drängeln und sich einen Sitzplatz ergaunern. Als dieser gefunden war, wurde eine Runde Augenpflege betrieben. Frühstück sollte in Hannover erfolgen und somit konnten die Beine mal lang gemacht werden.

Ohne größere Zwischenfälle lief der Zug in der Stadt an der Leine ein. Am Gleis war Old Bill schon massiv vertreten und das um 9:15 Uhr. Ich ging meines Weges und wie sollte es auch anders sein, kurz vor dem Treppenabgang wurde ich von einem Uniformierten direkt angesprochen: "Gehen Sie zum Fußball?" "Wer? Ich? Nee, Fußball interessiert mich nicht." antwortete ich und machte mich direkt die Treppen hinunter. Am Ausgang wurde ich schon von der Langen und vom Lehrer erwartet. Noch kurz die Umhängetasche im Schließfach dingfest machen und dann ab in den Wahnsinn. Schnelle Begrüßung und dann das Gastgeschenk (paar Dosen "Bembel with Care" gehen immer) weitergereicht. Das Empfangskomitee reichte mir gleich eine Knolle des ortsansässigen Braugutes an. Schwupps geöffnet und schmecken lassen. Meine Worte " Schmeckt und läuft gut" sollten sich im Laufe des Tages noch als wahrer herausstellen als mir zu diesem Zeitpunkt bewusst war. Wir machten uns auf den Weg zur Langen und mussten gut 15min durchs morgentliche Hannover stromern. Auffällig war, wie sauber die City der Welfenstadt war. Kennt man so aus Rhein- Main eher nicht. Während des Fußmarsches schaute sich der Autor die Gegend an, nuckelte genüsslich am Herrenhäuser Pils und die Gastgeber gönnten sich eine Flasche Wein. Wegebier kennt man ja, aber Wegewein?! 
Vorbei am berühmt berüchtigten Steintor und wir steuerten auf eine Caritas Sozialstation zu. Jetzt machte ich mir schon etwas Sorgen. Glücklicherweise passierten wir dieses Etablissement und waren so gut wie am Ziel. Vor dem Haus lungerten schon Gestalten in typischem Outfit herum. Es waren Reinböng und Katzenvater. Sie warteten schon auf uns. Kurz begrüßt und dann hoch um es sich gemütlich zu machen. Es dauerte nicht wirklich lange und man war richtig gut im Gespräch. Frühstück stand auch langsam an. Es gab lecker Mettbrötchen. Da blieben doch keine Wünsche offen. Wenig später klingelte es und ein weiterer Gast stand vor der Tür. Der Elektriker....und er brachte eine Schachtel Herrenhäuser mit. Sehr gut, solche Gäste lobt man sich. Die Runde wurde immer geselliger und die Knollen kreisten. Zwischendurch fragte mich Reinböng immer wieder, wie es denn so sei, wenn man aus dem Dorf mal in die Großstadt komme. Hallo, was stimmt denn da nicht?! Nachdem sich auch der Vater von der Langen dazugesellte, war die Runde komplett. Es wurden noch einige Knollen geleert und dann wollten wir uns in Richtung Stadion aufmachen. Noch mal kurz austreten und los ging es.

Wir machten uns auf den Weg gen Stadion und natürlich wurde auch das ein oder andere vom lokalen Braugut mitgenommen. Vorbei an der U-Bahnstation und schon standen wir vor dem Waterloo-Biergarten. Sehr schön und schön groß. Viel interessanter war aber die Frage, wo ist die Toilette? Dieser Tag entwickelte sich in eine Richtung, die so nicht geplant war. Das Stille Örtchen "Befreiungshalle" zu nennen zauberte mir doch ein Lachen ins Gesicht. Job erledigen, fix zu den anderen und ab zum Ground. Wir hielten uns nicht lange davor auf und gingen hinein. Stadiontechnisch ist dieses zwar besser als sein Vorgänger, haut aber nicht wirklich jemanden vom Hocker. So sind halt die Arenen im Modernen Fußball. Es war nicht mehr lange bis zum Anstoß, somit Zeit für ein weiteres Bier. Wir platzierten uns im Oberrang und es sollte losgehen. Vor nicht all zu langer Zeit war das noch ein Erstligaduell um EuroLeague-Plätze, heute kickte hier der heimische Tabellen-16. gegen die Nummer 4 der Zweiten Liga. Fußballerisch gab es somit nichts zu erwarten. Überraschenderweise konnte Hannover nun aber doch Fußball spielen, bestimmte die erste Halbzeit und ging auch mit 1:0 in die Pause. Mich zog es schon nach 20 Min. runter in die Katakomben, der Drang des Harns war erschreckend. Meine Worte vom Morgen "Schmeckt und läuft gut" sollten sich bewahrheiten. Das muss am Bier liegen, nicht an meiner Sextanerblase. Zurück auf der Tribüne gesellte ich mich zurück zur Truppe und beteiligte mich an dem üblichen Tribünengeschwätz. In der Halbzeit gab es noch mal Nachschub mit dem ortsüblichen Gerstensaft. Etwa in der 55. Min. fiel mir auf, dass der Spielstand 1:1 war. Offensichtlich fiel vor einigen Minuten der Ausgleichstreffer. Ich war irritiert, fragte aber niemanden wann und wer getroffen habe. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dies würde etwas skurril wirken. Dann ging Stuttgart in Führung und der Hannoveraner an sich quittierte dies mit der Beschimpfung "Süddeutsche Dullies, ihr seid süddeutsche Dullies!". Gut, wäre das auch geklärt. Gegen Ende des Spiels stolperte H96 noch das 2:2 rein und die Glückseligkeit kehrte bei den Gastgebern ein. Der Anhang der Stuttgarter konnte mit einem beachtlichen Auswärtsmob gefallen. Auch die gelieferte Pyroshow erwärmte mein Herz. Hannover zeigte soliden Ultra-Singsang und eine gute Unterstützung der eigenen Kicker.




Ich war froh als das Gebolze vorbei war. Eigentlich war jetzt der ideale Zeitpunkt endlich mal ne Kneipe aufzusuchen. Denkste! Der Plan war auf den von Fans ausgerichteten Fan-Weihnachtsmarkt zu gehen. Na gut, dann halt so. Hoffentlich gibt es Bier. Gab es und die Runde blieb weiterhin gesellig. Auf einmal fiel mir auf, dass einer der Anwesenden aussieht wie Axel Stein zu seinen besten Zeiten. Hausmeister Krauses Sohn lässt grüßen. Dies behielt ich aber für mich. Nach einer Weile begab ich mich, nach dem ich zum x-ten Mal von der Toilette kam, direkt an die Theke und wollte einen Schwung Bier holen. Tja....Bier war aus! Das darf doch nicht wahr sein. Der Servierheini bot mir dann Radler...ähh Alsterwasser an. Nach kurzem Überlegen willigte ich ein. Manchmal frage ich mich wirklich was mit mir nicht stimmt?!Die Alsterwasser waren schnell in der Gruppe verteilt und die Begeisterung hielt sich, nicht überraschend, in Grenzen. Das schmeckte aber auch scheiße! Nach diesem Stimmungskiller machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt...endlich in die Kneipe. Auch diesen Weg erledigten wir per pedes. In Hannover läuft man wohl gerne, oder es gibt hier keine Öffis?!

In der City angekommen steuerten wir eine Kneipe namens "Pils-Stube" an. Ja endlich, und dazu noch so ein einladender Name. Warum auch immer blieben wir davor stehen und ließen uns die Kaltgetränke nach draußen bringen. So ein langer Tag an der frischen Luft macht aber auch durstig. Die Blase beruhigte sich und mit dem erzählen von Anekdoten blieben die Gespräche mit dem Lehrer, der Langen, dem Elektriker, dem Katzenvater oder auch dem frechen Reinböng kurzweilig und launig. Der Tag schien langsam auszuklingen, denn die Abfahrt des Zuges war in Reichweite. Reinböng ließ es sich zum wiederholten Male nicht nehmen mich zu fragen, wie es so ist zum richtigen Fußball zu kommen, wenn man doch vom Dorf kommt. Knallkopp! Wie aus dem Nichts tauchten eine Handvoll Stuttgarter Zipfelmützen auf. Sie erspähten das Schild "Pils-Stube" und dachten, es sei eine gute Idee dort "Bierle" zu trinken. Der Lehrer dachte aber, das sei keine gute Idee. Er stellte sich in den Weg und verscheuchte die Schwaben recht zügig. Konsequenter Mann. Ob auch Strafarbeiten verteilt wurden konnte nicht mehr in Erfahrung gebracht werden. Noch ein letztes Gezapftes und dies in aller Ruhe genießen und dann ab zum Bahnhof. Gesagt getan. Auf dem Weg zum Bahnhof musste noch mal kurz bei Mac Blöd eingekehrt werden...diese Blase war heute eine komplette Enttäuschung. Der zeitliche Puffer war wieder aufgebraucht und nun schnellen Schrittes zum Hauptbahnhof. Im Bahnhof noch fix das Täschlein aus dem Schließfach befreien, sich von der Langen verabschieden, die Treppe hoch zum Gleis und ab in den Zug nach Hause. Auf Wiedersehen, Hannoi! Es war mir eine Ehre, ich komme gerne wieder.

Natürlich wurde für die Rückfahrt ebenfalls auf eine Sitzplatzreservierung verzichtet. Schließlich ging ich davon aus, dass der Zug bestimmt nicht sehr voll sein würde. Nee, is klar....am Wochenende vor Weihnachten ist bestimmt nichts los. Manchmal kann man sich über seine eigenen Gedankengänge nur wundern. Nachdem ich durch den halben Zug gewankt bin, fand ich doch noch ein gemütliches Plätzchen. Jacke aus, Tasche verstauen, Handywecker stellen und schön die Äuglein zu machen. Das klappte auch hervorragend....bis so ein Trottel anfing zu singen und zu klatschen. Junge, ich will doch nur 2 Stunden meine Ruhe haben!! Der Minnesänger wollte aber nicht aufhören. Ich raffte mich auf und ging einige Reihen nach hinten. Saß da doch so eine Flitzpiepe mit Hannover-Trikot, Sonnenbrille auf, Kopfhörer in den ungewaschenen Ohren und sag seine Liedchen und klatschte lustig dabei. "Junge, wenn du nicht gleich aufhörst, dann ist hier Alarm im Hafen. Kein Singen, kein Klatschen! Norddeutscher Dullie!!" Nach dieser Ansage spekulierte ich auf Applaus, da auch die anderen Fahrgäste nun Ruhe hatten. Ich wurde bitter enttäuscht und erntete mit unter nur Kopfschütteln. In Frankfurt angekommen stolperte ich Richtung U-Bahn und bestellte mir einen Döner und einen Schwung Pommes per Telefon. Die Nahrungsaufnahme im Tagesverlauf funktionierte auch diesmal eher suboptimal. Zu Hause gönnte ich mir dann mein Mahl. Nach dem ich auf der Couch zügig eingenickt war verzog ich mich bierselig und müde ins Bett und war dankbar für einen entspannten Fußballtag.