Sonntag, 20. März 2022

Hello again....diesmal geht es zu Reading FC - Millwall FC 





Reading FC - Millwall FC 0:1 (0:1)

Select Car Leasing Stadium Reading, Zuschauer: 14.169, Auswärtsfahrer: ca. 2.000



Endlich sollte es wieder ins Vereinigte Königreich gehen. Zu meiner Freude war der Braumeister nach langer Zeit mal wieder zu motivieren, um mit auf die Insel zu kommen. Da war der Gegner aus Reading auch gleich nicht mehr so deprimierend. Leider sank die Freude auf den Trip am Mittwoch vor dem Abflug schlagartig. Grund hierfür war eine Lebensmittelvergiftung, hervorgerufen durch eine warme Gammelfrikadelle eines zwielichtigen Metzgerdarstellers in der B-Ebene eines berüchtigten U-Bahnhofs. Somit wurde die Zeit von Mittwochnachmittag bis Freitagmorgen fast ausschließlich auf der Couch oder der Toilette verbracht. Kurzzeitig stand eine Absage im Raum, aber auf der anderen Seite kann man den Braumeister ja auch unmöglich alleine auf die Tommys loslassen. Donnerstag wurde dann das Köfferchen gepackt und noch fix das Einreiseformular für die Briten ausgefüllt und ausgedruckt. Im Vergleich zum Dezember war es diesmal ein Klacks. Es scheint, als ob Corona vorbei wäre, mal wieder. Sind wir mal gespannt.


Freitagmorgen ging es mir deutlich besser und die Motivation war schlagartig zurück. Dennoch war die Entscheidung auf Alkohol an diesem Wochenende zu verzichten absolut vernünftig. Es muss auch mal ohne gehen. Im Bad lief es diesmal nicht so flott wie gewünscht und es deutete sich an, dass ich die angepeilte S-Bahn wohl nicht erreichen werde. Und da war ich erst beim Zähne putzen. Fängt ja schon wieder gut an. Etwas später als erwartet nahm ich dann den öffentlichen Nahverkehr zum Flughafen des Vertrauens. Dem Braumeister noch schnell Bescheid gegeben, aber auch er kam etwa zur gleichen Zeit an. Die Passkontrolle war schnell erledigt, selbst der Sicherheitscheck war diesmal unerwartet schnell. Gut, nicht bei allen. Am Brewer hatten sie offensichtlich mehr Freude, und so durfte er etwas länger die Aufmerksamkeit der Kontrolletties genießen. Dementsprechend fiel auch sein Feedback am Smiley-Automaten aus. Freunde gehen anders auseinander. Wir gingen in Richtung Gate, da ja das UK-Einreiseformular noch in Augenschein genommen werden musste. Spätestens hier wurde einem wieder bewusst, dass man sich noch in Deutschland befindet. Hier wird noch mit Papier und Stift gearbeitet. Zettelwirtschaft in Reinkultur, weil es sich seit Jahrzehnten bewährt hat. Nach dem wir auch diese Hürde genommen hatten, setzten wir uns hin und warteten auf den Einlass ins Flugzeug. Leider gab es nichts spektakuläres zu beobachten. Ziemlich öde Veranstaltung. Bierdurst hatte ich ohnehin nicht, also füllte ich meinen Wasserspeicher fleißig auf. Irgendwann konnten wir dann den Lufthansa-Vogel betreten und uns auf unsere Plätze begeben. Gesagt, getan und schon gingen die Äuglein für ein Stündchen zu. Zu trinken gibt es auf den Kurzstrecken sowieso nichts mehr, als kann man auch ne Runde Augenpflege betreiben. Wach wurde ich nur als die Bedienung, ähmm  Flugbegleiterin, mir einen Tetra-Pack Tafelwasser ins Gesicht hielt. Kostet nichts? Zack, direkt eingesackt und weitergeschlafen. In London wartete nur noch die Border Control auf uns. Diese ging natürlich maschinell und schon war man eingereist. Kurzzeitig waren wir verunsichert, ob hier noch Maskenpflicht besteht oder nicht? Offensichtlich gab es eine für das Terminal. Schnell noch austreten und dann ab zur Underground und Richtung Hotel. Ja, diesmal nehmen wir uns ein Hotelzimmer. Zum einen wollten wir nicht den ganzen Tag unsere Taschen mitschleppen und zum anderen flogen wir Sonntag gegen Mittag zurück nach Hause. Das liegt zeitlich sehr ungünstig von Mr. Belvederes Domizil im tiefen Osten Londons. Nach gut einer Stunde erreichten wir das Ibis in der Nähe des Earl's Court.



Wir gaben unsere Taschen ab und machten uns direkt wieder los. Der ursprüngliche Plan war es, eine Brauereibesichtigung bei Fuller's zu machen. Der Braumeister war vor einer Dekade schon mal da, aber konnte sich im Detail nicht mehr so genau erinnern. Allerdings hatten wir beide keine Lust gut 25,- Pfund dafür zu bezahlen. Das Geld könnte man ja auch direkt in diversen Pubs an den Barkeeper bringen. Das klang nach einem Plan. Wir suchten uns den direkten Weg zur Themse. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir ein ansehnliches Wohngebiet und wie durch ein Wunder erreichten wir um die Mittagszeit einen einladenden Pub, mit Namen "The Crab Tree". Wir gingen hinein und hatten die Absicht dort auch zu Mittag zu essen. Wir steuerten erstmal den Tresen an und schauten was die denn Gutes im Ausschank hatten. Ich kann mir nicht erklären wie es passiert ist, aber statt eines Orangensaftes orderte ich ein Pint "Twickenham Red Sky", ein leckeres Red Ale. Das alkoholfreie Wochenende in England habe ich zumindest 90 Minuten durchgehalten. Immerhin! Wir nahmen die Speisekarte mit. Die Preise waren recht stattlich, aber hier in der Gegend durchaus zu erwarten. Kurz bevor wir unser Essen bestellen wollten, entdeckte der Braumeister ein wichtiges Detail in der Karte. Für jede Essensbestellung würden nochmal 12,75% Trinkgeld aufgerechnet. Das fanden wir beide ziemlich unverschämt. Die Zeiten sind hart, aber auch für teutonische Trunkenbolde. Wir leerten das Pint und verließen den Pub. Noch um zwei Ecken herum und schon waren wir an der Themse. Wir liefen an der Uferpromenade entlang und erreichten nach kurzem Fußmarsch das Craven Cottage, die Heimat des Fulham FC. Hier ist die neue Gegentribüne zur Uferseite hin so gut wie fertig gestellt. Zwar ist diese ziemlich mächtig, passt aber trotzdem zum besonderen Stil des Stadions. Wer in London mal die Gelegenheit hat, hier kann man entspannt Fußball schauen, es hat Flair. Nachdem wir unsere Blicke schweifen ließen, bemerkten wir wie staubig unsere Kehlen wurden. Wir durchquerten den Park und gingen in Richtung Putney Bridge. Dort angekommen steuerten wir den ersten Pub an, das "Temperance". Hier war ich vor Jahren mal mit dem Millwall-Mob vor dem Spiel bei Fulham. Damals fand ich den Pub furchtbar. Ungemütlich, zu voll und die Bedienungen planlos. Wir betraten die Schankhalle und blickten in einen fast leeren Pub. Während der Braumeister die sanitären Anlagen aufsuchte, bestellte ich Braugut der Camden Brewery. Dann schnappten wir uns zwei Sessel und machten es uns am Fenster bequem. Im TV lief Golf und ansonsten war hier Totentanz angesagt. Gut, vielleicht waren die Erwartungen für einen Freitag um 14:00 Uhr auch etwas hochgegriffen. Schräg gegenüber fiel uns der nächste Pub ins Auge, "The Golden Lion". Jedem der es mit Millwall hält wird der Name ein selbstsicheres Grinsen ins Gesicht zaubern. Ich schaute mich erneut in diesem Pub um und kam zur Erkenntnis, immer noch Kacke. Also austrinken und den Pub wechseln. Wir gingen zum goldenen Löwen. Der Braumeister inhalierte noch einen Zigarillo und ich hüpfte direkt hinein. Jeder wie er meint. Schnell ein Pint gezogen und dann ab aufs stille Örtchen. Als ich zurück kam, kam mir der vierteltypische Localgangster entgegen. Schwarz, in Barbour gekleidet und mit Flatcap. Dazu 1,95m groß und ein richtiger Brocken. Er sah mich an und sagte "Hey mate...". Ich schaute ihn an und nickte ihm gönnerhaft zu und antwortete: "Are you good?" Selbstsicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit....auch hier sehr wichtig. Mit dem Braumeister leerte ich noch eine weitere Runde Bier aus Camden. Gleichzeitig beobachteten wir das Treiben im Pub. Der Gangster saß nun an einem Tisch und hielt Ausschau und gleichzeitig gab er Anweisungen am mobilen Telefon. Willkommen im neuen Guy Ritchie-Film. Wir nahmen Kontakt zu Mr. Belvedere auf und verabredeten uns grob mit ihm.






Nachdem wir zurück im Hotel waren, checkten wir ein und bezogen das Zimmer. Schnell frisch machen und dann direkt wieder los. Wir waren in Soho bzw. in Covent Garden mit Mr. Belvedere verabredet. Er war dort mit Arbeitskollegen unterwegs. Der Braumeister und meiner einer waren nun auf dem Weg zum Leicester Square. Hier hatte er einen Wetherspoons Pub in Erinnerung. Der Plan war, hier zu Abend zu essen. Wir irrten eine Weile umher und Dank Google Maps fanden wir ihn auch nach einer Weile. Hier war es gerammelt voll. Keine Tisch frei. Jetzt dämmerte es dem Braumeister wieder, als er früher einmal hier war, war es auch voll deshalb gingen er und seine Begleiter damals direkt wieder. Prima, Danke für die Info. Irgendwann konnten wir uns auf eine Lokalität einigen und gingen in den "The Bear and Staff"-Pub. Stilecht dinierte der Braumeister Fish and Chips. Ich gönnte mir Macaroni Cheese und einen Schwung Chorizos. Gestärkt nach dem Mahl, liefen wir zum, mit Mr. Belvedere ausgemachten, Treffpunkt. Diesmal trafen wir uns im "Hudson's", der Hotelbar im St. Giles Hotel. Da waren wir doch einigermaßen überrascht. Mr. Belvedere trank hier mit einigen seiner Arbeitskollegen seine Feierabend-Cider. Wir begrüßten uns und wollten unsere Getränke bestellen. Dies übernahm allerdings unser englischer Freund. Er teilte uns mit, er habe eine 25%- Discount Card Jetzt wollte ich es genauer wissen. Wo zur Hölle hat er diese Rabattkarte her? Er erzählte uns, er hätte hier mal eine intensive Diskussion mit dem Barpersonal gehabt, wie man Wein einschenke. Das muss wohl im Verlauf etwas hitziger geworden sein. Daraufhin habe ihm der Barmanager zur Beruhigung diese Karte gegeben. Seit 5 Jahren sei sie nun in seinem Besitz und funktioniere immer noch. Das hält man doch im Kopf nicht aus. Hier wird Pöbeln auch noch belohnt. Es dauerte nicht lange und sein Arbeitskollege mischte sich ein. Er sei Leeds-Fan. Schlagartig baute sich bei uns eine Antipathie gegenüber ihm auf. Er faselte etwas von seinem komischen Verein und wollte wissen wo wir in der Heimat zum Fußball gehen. Dann erzählte er uns, dass bei seinem Club auch ein Deutscher spiele. Ich antwortete: "Ja, Robin Koch. Ich weiß." Jetzt verbesserte mich der Vogel und teilte mir mit, sein Name sei nicht "Koch" sondern "Kock". In meiner naiven Art versuchte ich ihm zu erklären, wie man den Namen richtig ausspricht. Jetzt wurde der Heini direkt pampig und verbesserte mich erneut. Mr. Belvedere lachte beherzt und machte sich etwas lustig über seinen Kollegen, da er versuchte einen Muttersprachler über die Aussprache eines Namens zu korrigieren. Kollege, du bist auch so einer....aber ein Cock! Mr. Belvedere schlug vor, das wir gerne in einen anderen Pub gehen können. Das klang doch vernünftig. Nach einem kleinen Fußmarsch kamen wir am "The Cross Keys" an. Ein kleiner, hübscher Pub mit Teppich. Herrlich! Wir traten ein und innen war er in rot gehalten und mit sehr viel Beatles-Erinnerungsstücken geschmückt. Es dauerte nicht lange und wir ergatterten einen Platz an der Theke. Wir unterhielten uns launig und wie aus dem nichts fragte Mr. Belvedere " Where is the bag?". Etwas irritiert antwortete ich ihm, ich hätte keine dabei, sie sei im Hotel. Nein, wo seine Tasche ist, wolle er wissen. Ich sagte ihm, er habe keine dabei. Doch, doch....in der Tasche sei sein Arbeitslaptop. Ihm entglitten die Gesichtszüge. Hektisch rief er seine Arbeitskollegen an, ob sie noch im "Hudson's" seien. Waren sie. Im Schweinsgalopp ging er zurück um seine Tasche zu holen. Der Braumeister und ich bestellten noch eine Runde und wunderten uns, warum ihm das nicht öfter passierte. Nach gut 20 Minuten kam er wieder. Er war erleichtert, denn der Laptop war wieder da. Da hatte er wohl mehr Glück als Verstand. Wir verließen den Pub und kehrten auf einen Absacker in den "The Marquis" ein. Dieser Pub konnte vor allem beim Braumeister nicht punkten. Laut, ungemütlich und eigenwilliges Publikum. Mir gefiel die Musik, verstand aber seinen Punkt. Nachdem wir ausgetrunken hatten, machten wir uns auf den Weg zur Underground. Mr. Belvedere als auch wir waren müde und verabschiedeten uns. Bis morgen. Wir fuhren ins Hotel und beendeten den Tag. Gegen 10:00 Uhr waren wir wieder verabredet, zum Frühstück mit Mr. Belvedere sowie Mr. Elephant & Castle.



Am nächsten Morgen war ich arg müde. Es war in der vergangenen Nacht unheimlich schwierig Schlaf zu finden. Der Braumeister schnarchte wie ein sibirischer Schwarzbär, gekoppelt mit längeren Atemaussetzern. Zwischendurch dachte ich, der entschläft hier heute Nacht. Dies passierte glücklicherweise nicht. Ich hätte auch keine Lust gehabt es erklären zu müssen. Wir machten uns spieltagfertig und begaben uns auf den Weg in Richtung Paddington Station. Dort angekommen, wartete Mr. Elephant & Castle schon auf uns. Nachdem auch Mr. Belvedere eintrudelte, gingen wir ins "Lite Bite", einem kleinen Frühstückscafé. Normalerweise startet ein Fußballtag in Großbritannien mit einem Full English Breakfast. Hier in diesem Café schien aber Baked Beans nicht dazu zugehören. Von den Würstchen stand auch nichts in der Karte. Da war ich schon direkt bedient. Trotzig bestellte ich etwas anderes. Es sollte ein Omelette mit Käse und Schinken sein, dazu wurden Fritten serviert. Dieses englische Essverhalten werde ich nie verstehen. Insgeheim empfand ich mich als Sieger dieses Frühstücks. Das hielt aber nur solange an, bis wir unser Essen bekamen. Natürlich waren die Bohnen und die Würste mit auf dem Teller. Sah gut aus. Meines sah auch ordentlich aus. Das war es aber auch schon. Wie man ein Omelette geschmacksneutral zubereiten kann bleibt mir ein Rätsel. Nicht mal die Fritten konnten punkten. Geht ja gut los. Nach dem Frühstück gingen wir rüber in den Bahnhof und holten die Bahntickets. Mr. Belvedere fragte in die Runde, ob wir lieber Einzeltickets kaufen wollten oder ein Gruppenticket. Das wäre günstiger und wir könnten es noch günstiger wegen Mr. Elephant & Castles Handicap bekommen. Manchmal frage ich mich wirklich was in manchen Köpfen so los ist?! Natürlich nahmen wir das Gruppenticket. Auf Bier für die Fahrt verzichteten wir, da wir nur 30 Minuten unterwegs waren. Reading war eine Art Heimspiel für Mr. Belvedere, denn hier studierte er und kannte sich somit gut aus. Am Bahnhof angekommen beeilten wir uns schnell den Bahnhof zu verlassen. Links an der kleinen Polizeikette vorbei und ab in die Innenstadt. Wir wollten uns frei bewegen und hatten keinerlei Interesse von Old Bill im Auge behalten zu werden. Auf dem Weg zum ersten Pub stolperte uns Mr. PK entgegen. Wir waren nun vollständig. Der erste Pub war ein Heavy Metal-Pub namens "The Alehouse". Hier schien die Zeit 1986 stehen geblieben zu sein. Mit Iron Maiden morgens um 11:30 Uhr kann man schon mal das erste Pint zischen. Dem Braumeister sagte diese Kaschemme so gar nicht zu. Wahrscheinlich ging er deshalb länger an seinem Zigarillo nuckeln als am gestrigen Abend. Nach einem Pint zogen wir weiter. Der nächste Pub war da schon deutlich gemütlicher. Hier schauten wir eine Runde Fußball und nahmen das nächste Bier. Nach einer Weile brachen wir auf und wollten zum nächsten Pub. Dieser war nach Aussagen unseres Guides nur die Straße hoch. Naja, dann geht es ja, dachte ich mir. Dass dies wortwörtlich gemeint war, wurde uns nach 5 Minuten Fußmarsch bewusst. Wir mussten tatsächlich einen Berg hochlaufen. Nach gut 15 Minuten erreichten wir den Pub "The Hop Leaf". Das war der Pub einer kleinen Brauerei. Sehr gut. Leider stellte sich heraus, dass die kleine Brauerei 80 Meilen entfernt war. Egal, wenn wir schon mal hier sind, dann können wir auch ein Weilchen bleiben. Der Pub war spärlich eingerichtet, sehr hell und keine Musik lief. Die Bedienung hatte auch nicht viel Interesse an uns als Kundschaft. Sport lief auch nicht auf den Fernsehern. Die waren aus und blieben es auch. Es war ein Rugby-Pub. Fußball interessierte hier niemanden. Nun ja, ist dann wohl so. Wir holten uns unsere Pints und einen Schwung Crisps. Wir unterhielten uns launig und die Zeit verging wie im Flug. Nach gut 3 Runden wollten wir uns aufmachen in Richtung Stadion. Um nicht ewig laufen zu müssen, fragten wir die junge Dame hinter der Theke, ob sie uns ein Cab rufen könne. Nee, kann sie nicht. Wir waren verdutzt. Mr. PK fragte sie erneut sehr freundlich und sie erwiderte erneut, sie rufe uns kein Taxi. Mr. Belvedere versuchte über die Uber-App einen fahrbaren Untersatz zu ergattern. Fehlanzeige! Wir machten uns auf den Weg und liefen in Richtung Stadion. Ich begann genervt zu werden, aber nach wenigen Minuten sammelte uns ein Taxi ein und wir fuhren zum Stadion. Hier drehten wir eine Runde um die Schüssel, um zum Gästeeingang zu kommen. Der erste Eindruck....Scheiße! 0815-Stadion im Industriegebiet. Weit und breit kein Pub. Das kann hart werden für den Braumeister. Hat er doch die Angewohnheit gerne mal das Stadion vorzeitig zu verlassen, um unbekannte Zapfhähne zu plündern. Das wird hier nichts. Im Stadioninneren angekommen, erstmal die Sanitäranlagen aufsuchen. Wie bei allen Millwallspielen bot sich auch hier der gewohnte Anblick. So gehört sich das. Nachdem man sich erleichtert hat, ging es auch direkt auf den Platz.







Das Stadion, ehemalige das Madjeski-Stadium, ist ein Stadion der neueren Generation. Mag sein, dass es modern ist, aber ihm fehlt Aura und Atmosphäre. Passend zum Club und Anhang der Gastgeber. Millwall bekam etwa 1.500 Tickets und diese waren schnell ausverkauft. Folglich wurden weitere 500 Karten bestellt. Auch diese waren fix vergriffen. Aktuell läuft es überraschend gut und das motiviert den Pöbel aus Südlondon zu diesem Kurztrip. Von den über 12.000 Heimfans war über die 90 Minuten nichts zu hören. Sie saßen im kompletten Stadion verteilt. Eine Tribüne, in der der motivierte Heimanhang hockt, sucht man hier vergeblich. Für Stimmung sorgten nur die 2.000 Hauptstädter. Gefühlt war es ein Heimspiel für
Millwall. Das Spiel ist schnell erzählt. Millwall agierte in Halbzeit 1 spielbestimmend und hatte einige ordentliche Chancen In Minute 37 erzielte Millwall nach einem Eckball das verdiente 1:0 durch einen Kopfball. Bis zur Halbzeit konnte das Ergebnis gehalten werden. Da keiner ein Hopfenkaltgetränk in der Halbzeit wollte, kämpfte ich mich durch die warteten Massen vor den Kioskschaltern. Am Ende kam ich mit einer Tüte Crisps und einem Wasser zurück. Halbzeit 2 war dann ernüchternd. Reading deutlich besser, aber zu blöde etwas daraus zu machen. Millwall schoss nicht einmal mehr aufs Tor. Somit blieb das Halbzeitergebnis auch nach Schlusspfiff bestehen. Auswärtssieg! Endlich mal wieder einen Sieg gesehen, wenn auch nicht gerade verdient. Wir verabschiedeten das Team und dann fix noch mal aufs stille Örtchen. Da wir nun eine ganze Weile ohne ordentliches Getränk waren, wollten wir so schnell wie möglich in den nächsten Pub. Gar nicht so leicht, wenn man mitten im nirgendwo ist. Folglich traten wir einen Gewaltmarsch an. Quer durch ein Gewerbegebiet, durch einen Kreisel, der als Autobahnzubringer fungierte, und erneut durch ein Gewerbegebiet. Ob Mr. Belvedere eigentlich wisse wo wir hingehen, beantwortete er mit "ja". Er sei sich sicher, es würde bald eine Bushaltestelle kommen. Na prima! Nachdem wir 20 Minuten durch nasskaltes englisches Wetter gelatscht waren, kamen wir tatsächlich an einer Bushaltestelle an. Hier stand schon ein Schwung Menschen. Überraschenderweise fand sich hier auch der Stiefsohn des Heathrow-Klemptners ein. Der Klemptner macht sich leider immer rarer bei Millwallspielen. Der Braumeister und ich hatten ein feines Wochenende in Bournemouth mit ihm und den üblichen Verdächtigen. Da war alles geboten. Booze, Fußball, Nachtclubkeilerei usw. Das ist aber eine andere Geschichte aus der Vergangenheit. Nach gut 15 Minuten Busfahrt entdeckten wir auf der linken Seite einen Pub. Sofort aus dem Bus raus und ab in den "Allied Arms" Pub. Es war ein kleiner, kompakter Pub mit angegliederten Biergarten. In diesem wurden diverse Heizpilze aufgestellt. Es war der ideale Ort, um den Auswärtssieg zu feiern und den Tag in Reading ausklingen zu lassen. nach etwa 1 1/2 Stunden machten wir uns auf den Weg zu Bahnhof. Wir durchstreiften die Fußgängerzone von Reading und kamen irgendwann sogar am Bahnhof an. Fazit von Reading, kann man mal hin, muss man aber nicht. Wer nicht herkommt, der verpasst auch nichts.

In London angekommen machten wir uns auf den Weg um die letzten Absacker zu trinken. Wir gingen in den "Victoria"-Pub in der London Street, unweit des Bahnhofs Paddington. Sehr gemütliche Schankstube und gut gefüllt. Nachdem wir einen Platz am Tresen ergaunern konnten, bestellten wir noch die ein oder andere Rutsche Bier. Mr. Elephant & Castle war mittlerweile kaputt gespielt und wollte nur noch nach Hause. Es dauerte nicht lange und er verließ uns. Mr. Belvedere hielt immerhin noch eine Pintlänge länger durch. Der Braumeister und ich nahmen noch einen Scheidebecher und machten uns auch vom Acker. Auf dem Weg zur U-Bahn überkam uns ein kleines Hüngerchen. Ich wollte mir eigentlich ein eingepacktes Sandwich holen. Dem Braumeister war allerdings mehr nach Schlangenfraß. Wir suchten uns eine Burgerbude des Misstrauens. Ehrlicherweise muss ich gestehen, der Burger und die Fritten waren ganz ordentlich. Damit konnte nun wirklich niemand rechnen. Nach dem Mahl stapften wir zur U-Bahn und fuhren zu unserer Unterkunft. Wir machten uns bettfertig. Ich befürchtete wieder eine Nacht mit wenig Schlaf, da der Braumeister garantiert wieder die halbe Nacht sein eigenes Konzert feiern würde. Nee, diese Nacht lief anders. Mitten in der Nacht kam mir der Husten. Zeitgleich kam auch etwas Kotze die Speiseröhre hoch. Super. Nach der Hustenattacke fand ich endlich Schlaf. Nachdem der Wecker klingelte, machten wir uns salonfähig und auf den Weg zum Flughafen. Da wir genügend Zeit hatten, bestellten wir uns im "Big Smoke" im Abflugbereich noch mal ein Full English Breakfast. Der Braumeister bestellte an der Theke. Als er zurückkam schimpfte er über die Servicekraft aus Karachi, der würde angeblich nichts raffen. Nun ja, so schlimm würde es schon nicht sein. Nun gab ich meine Bestellung auf. Ich orderte mein Breakfast mit extra Hash Brown, ohne Mashrooms und Fried Eggs. Dazu ein Medicine Man Ale. Im Ohr des Mitarbeiter des Monats kam offensichtlich an: no Hash Browns, extra Mashrooms, Scrambled Eggs und ein Lager. Meine Fresse! Nach zweimaligem Erklären hatte er es dann hoffentlich geblickt. Ich nahm mein Ale und ging zurück. Glücklicherweise kam nach einiger Zeit dann das Frühstück. Während wir unser Mahl einnahmen, kam eine weitere Bedienung und fragte mich, ob ich denn mein Bier hätte. Ich zeigte mit dem Finger darauf und nickte mit dem Kopf. Das hielt sie nicht davon ab nach 5 Minuten wieder aufzuschlagen und mich erneut zu fragen. Jetzt wurde es anstrengend. Es war Zeit zum Flieger zu gehen. Normalerweise fliege ich morgens mit der ersten Maschine zurück nach Deutschland. Der Braumeister bevorzugte allerdings die Mittagszeit. Folglich waren viele Eltern mit ihren Schratzen im Flieger. Neben mir saß eine Mutti mit einem etwa 7 Monate alten Baby, schräg hinter mir ein weiteres Baby. Mir schwante böses. Aber....es blieb während des Fluges alles ruhig. 

In der Heimat angekommen trennten sich die Wege vom Braumeister und mir. Es war ein hervorragendes Wochenende auf der britischen Insel. Keinerlei Corona-Maßnahmen, 12 Pubs besucht, eine Auswärtsfahrt mit Sieg und eine gute Zeit mit englischen Freunden. So macht es wieder Spaß. Hoffentlich schaffen wir es mal wieder den Anwalt und den Manager zu motivieren. Es gäbe noch einige Fahrten zu machen. Ich für meinen Teil hätte noch Lust auf eine Fahrt in dieser Saison, allerdings ist fraglich, ob es zu realisieren ist. Es bleibt spannend!
















Sonntag, 13. März 2022

Auf nach Frankreich...Racing Club Strasbourg - OGC Nizza


Racing Club Strasbourg - OGC Nizza 0:0

Stade de la Mainau, Zuschauer 25.150, Auswärtsfahrer: ca. 200 (26. Feb. 2022)




Ob ich nicht zum Spiel von Racing Strasbourg gegen den OGC Nizza kommen möchte, fragte mich der Reinickendorfer Fuchs gut eineinhalb Wochen vor dem Spiel. In der Vergangenheit hatte ich schon einige Spiele vom RC gesehen und es war immer eine gute Zeit im Mainau. Zu Strasbourg habe ich ohnehin einige sehr gute Kontakte, folglich sagte ich spontan zu. Geplant war ohnehin ein Besuch Anfang April, aber den kann ich auf Grund eines Gerichtstermins in der Heimatstadt des Fuchses nicht wahrnehmen. Dann halt nun. Ich hatte Lust. Bei meinen letzten Besuchen gesellte sich immer Double-G dazu. Folglich fragte ich ihn, ob er wieder mitkommen möchte. Nee, also so früh ginge es nicht. So ab 13:30 könne er mitkommen. Gut, dann bleibst du halt zu Hause. 


Am Samstagmorgen um kurz nach 7:30 Uhr klingelte mich der Wecker aus den Träumen. Das war aber kein Problem, denn zu Monatsbeginn fand ich während meines Corona-Hausarrestes genug Schlaf. Im Bad machte ich mich zurecht und verließ frohen Mutes das Haus. Diesmal plante ich mir genügend Zeit ein. Schließlich wollte ich mir, bevor ich den Zug betrat, noch ein passendes Frühstück holen. Ohne Zicken des ÖPNV erreichte ich den Hauptbahnhof. Dort holte ich mir ein stilechtes Baguette mit Salami und Käse, ein Wasser und als Dessert ein Croissant. Der ICE war überraschenderweise gerammelt voll, aber der Herr von Welt hatte für die Hinfahrt eine Platzreservierung. Ich nahm Platz und hoffte inständig, dass ich bis ins Elsass alleine in meiner Zweier-Sitzreihe verweilen durfte. Bis Mannheim ging der Plan auch auf. Dann kam sie auf mich zu geschlappt. Bepackt mit zwei Taschen und einem Rucksack. Dazu gekleidet mit alten Chucks, lila Samtleggins, blauem Cordrock, Batikshirt und Jeansjacke. Eine Soziologie-Studentin aus dem Bilderbuch, eine richtige Dörte. Klar, sie setzt sich neben mich, ans Fenster. Nachdem sie ihr Geraffel verstaut hatte und wir beide wieder saßen, begann ich meine Nachrichten zu checken. Der Reinickendorfer Fuchs war offensichtlich mit meinem geposteten Frühstück nicht einverstanden und meldete sich umgehend. Er bringe mir ein richtiges Croissant mit zum Bahnhof. Na, da bin ich ja mal gespannt. Ich schloss die Augen und wollte noch eine Runde ruhig vor mich hindösen. Leider machte mir die Dörte einen Strich durch die Rechnung. Sie nahm ihr Handy und rief erstmal ihren Kumpel Ralph an. Offensichtlich ist der Rollladen ihrer Schlafbutze gerissen. Dieser soll am Montag repariert werden, aber sie ist nicht zu Hause. Ob er nicht den Handwerker hineinlassen könne? Er würde Montag im Laufe des Vormittags kommen, eventuell aber auch am frühen Nachmittag. Unglücklicherweise muss der Ralph da aber arbeiten, weiß aber offensichtlich noch nicht wann genau und wie lange. Vielleicht kann die Miriam aber den Schlüssel abholen und dem Handwerker öffnen. Aber er ist sich nicht sicher, ob er sie morgen sehen wird. Das wiederum war der Dörte aber nicht so recht, denn die Miriam sei ja schon etwas komisch. Spätestens jetzt bereute ich, mir ein Wasser und nicht einen Buddel Rum am Bahnhof gekauft zu haben. Das Gelaber durfte ich bis zum Zielort Strasbourg ertragen. Da stiegen wir dann beide aus....ohne "Auf Wiedersehen" zu sagen. Besser war es!


In Strasbourg angekommen begab ich mich direkt vor den Bahnhof und kontaktierte den Fuchs. Dieser hielt am Bahnsteig Ausschau nach mir. Da hatten wir uns wohl verpasst. Als er den Vorplatz erreichte hielt er mir direkt eine Bäckertüte mit zwei Croissants entgegen, damit ich mal anständige essen könne. Gut, was soll ich sagen? Der Mann ist Experte und hatte Recht. Deutlich schmackhafter als vom heimischen Großbäcker. Wir unternahmen einen gemütlichen Spaziergang durch die Innenstadt Strasbourgs. Muss man neidlos anerkennen, das ist schon schön hier. Der Plan für den heutigen Tag war schnell gemacht. Wir würden zuerst zu ihm gehen und dort zu Mittag essen und dann am frühen Nachmittag Richtung Stadion und Kneipe gehen. Dort würden wir dann noch einige Leute treffen. Danach geht's ins Stadion. Das klang nach einem Plan. Nach dem wir durch die City gelaufen waren, nahmen wir die Tram zu ihm nach Hause. Stilecht wohnt der Reinickendorfer Fuchs in der Platte, so wie er es wahrscheinlich von zu Hause kennt. Man bleibt sich halt gerne treu. Frau Fuchs wartete schon mit dem Filius auf uns. Kaum angekommen fragte sie direkt, was wir trinken wollen. Bier, Wein oder Champagner? Jawoll, hier bin ich richtig. Der Hausherr und ich zogen uns erstmal ins Wohnzimmer zurück und klönten eine Weile über Fußball und den Job. Wie der Zufall so wollte, haben wir beide nix ordentliches gelernt. Gleich und gleich gesellt sich gerne. Frau Fuchs aß dann schon früher mit dem Sprössling, denn dieser hatte am frühen Nachmittag selbst ein Fußballspiel. Als Deutscher in Frankreich kann man nur eine Position spielen, richtig, Torhüter. Da hat der Franzmann direkt Respekt, spätestens wenn man Monsieur Battistton fragt. Etwas später aßen wir zu Mittag. Die Lasagne von Frau Fuchs war eine Wucht, alle Achtung. Am frühen Nachmittag gingen wir dann zur beliebten Kneipe in Stadionnähe. Das Wetter war herrlich, zwar frisch, aber die Sonne schien. Was will man mehr? Nach gut 15 Minuten passierten wir das Stadion und bald darauf kamen wir an der Kneipe an. Mundschutz ja/nein...egal....rein auf die Terrasse. Hier wartete schon Napoleon und der kl. Handwerker. Schnell "Salut!" gesagt und ab an die Bar und zwei Piconbier bestellt. Darauf freute ich mich schon den ganzen Tag. Diese Spezialität gehört hier einfach dazu. Bier alleine reicht ja nicht, also wird dies auf einen ordentlichen Schluck Orangenlikör gezapft. Da muss man Acht geben, nicht zu viel davon zu trinken. Klappt in der Regel.....nicht!



Napoleon kenne ich schon seit gut 10 Jahren. Wir liefen uns das erste Mal bei einem Spiel von Millwall im berüchtigten Pub "Whelan" über den Weg. Die Chemie stimmte vom ersten Augenblick. Wir unterhielten uns eine Weile über die aktuelle Situation im Fußball und abseits davon. Man trifft sich im Endeffekt viel zu selten. Später kam auch noch der Moustache aus Baden hinzu. Die Runde wurde immer geselliger und kurzweiliger. Das hieß aber im Umkehrschluss, das Piconbier lief und lief. Nach dem Spiel des Sportclubs aus K'ruhe gesellte sich Mister Casual himself, The Beard, hinzu. Das freute mich besonders, denn wir laufen uns sonst fast nie über den Weg. So klein wie die Fußballwelt ist, so groß ist sie dann manchmal auch wieder. Selbstverständlich wurde erneut eine Runde Elsässer Trinkgut besorgt. Der Nachmittag nahm Fahrt auf. Keine Ahnung weshalb die Zeit so schnell verflog. Plötzlich stand der Filius neben dem Reinickendorfer Fuchs. Er hatte sein Fußballspiel beendet und kam dann zur Kneipe um mit uns später das Spiel zu sehen. Natürlich wurde er gefragt, wie sein Spiel ausgegangen sei. Nun, er habe ganz gut gespielt, leider hätten sie aber 2:5 verloren. Das nenne ich Selbstbewusstsein. Sich 5 Eier reinhauen lassen, aber glauben, man habe als Torhüter ein gutes Spiel gemacht. Hier reift ein Titan heran. Napoleon verabschiedete sich vorzeitig aus unserer Gruppe. Er habe im Stadion noch etwas zu organisieren. Wir verbrachten noch einige Runden Piconbier im Biergarten der Kneipe und machten uns dann auf den Weg zum Stadion. Vor dem Stadion waren Zelte aufgebaut, in denen man seinen Impfstatus checken lassen musste. Corona war dann doch noch irgendwie präsent. Nach kurzer Wartezeit war dies erledigt, noch schnell die Sicherheitskontrolle am Stadioneingang hinter sich bringen und fertig. Wenn man sich vor Augen hält wie kontrolliert wird, da bleibt nur festzustellen, man kann es auch gleich sein lassen.




Im Stadion geht jedem Fußballromantiker das Nostalgieherz auf. Eine richtige Bruchbude ist dieses Stadion. Alt, abgeranzt und mit ganz viel Charme. Hier spürt man noch die Wurzeln des Fußballs. Kein Chi Chi, aber ganz viel Pöbel & Gesocks. Mit Zwang ist beim Franzosen an sich ohnehin nichts zu gewinnen und somit ist Blockzwang hier auch ein Fremdwort. Wir gingen alle in den selben Block, im Unterrang der heimischen Hintertortribüne. Über uns standen die Ultras von Racing Club und machten ihrem Team richtig Dampf. Herrliche Atmosphäre, mal wieder. Das Stadion war rappelvoll und man merkte wie zufrieden der Anhang mit der Mannschaft und der aktuellen Saison ist. Das internationale Geschäft ist in Reichweite. Gleiches galt für den Gegner aus Nizza. Somit war es eigentlich das Topspiel der Ligue 1. Der Tabellenvierte gegen den Fünften. Alléz! Enttäuschend war der Auftritt im Auswärtsblock. Vielleicht 200 Seelen verirrten sich hier. Akustisch waren sie nicht zu vernehmen, zumindest nicht von mir. Zum Spiel kann ich gar nicht so viel sagen. Strasbourg das bessere Team, aber nicht in der Lage ein Tor zu erzielen. Nizza noch ungefährlicher. Bei Nizza spielen aktuell zumindest 2 bekannte Spieler. Zum einen der aus der Bundesliga bekannte Brasilianer Dante und der Sohn vom ehemaligen Oranje-Star Patrick Kluivert, Justin. Beide hatten auch ihre Auftritte im Spiel. Dante gefiel es offensichtlich so gut in der Kabine, dass er sich in der 48. Minute die Ampelkarte abholte und Feierabend machte. Kluivert jr. durfte nach 66 Minuten vom Platz. Bis dahin trug er gemütlich sein Trikot spazieren. In der 85. Minute konnte er aber offensichtlich sein Schandmaul nicht halten und wurde wegen Beleidigung vom Schiri zum duschen geschickt. Von der Auswechselbank aus, Respekt dafür. Bestimmt berechtigt, denn ich habe es ehrlich gesagt nur im Ticker später gelesen. Meine Aufmerksamkeit galt dann doch eher den Jungs, die mich begleiteten und der Tatsache, dass verdursten kein schöner Tod sein soll und dies unter allen Umständen zu vermeiden sei. Deshalb stets einen gefüllten Becher am Mann haben. Immer wieder schaute ich auf die Anzeigetafel, um zu kontrollieren, ob ich was verpasst haben könnte. Da das Spiel 0:0 endete, war das wohl nicht der Fall. Gegen Ende des Spiels war der Helm bei mir maximal lackiert. Der Reinickendorfer Fuchs hatte ja alibimäßig den Sohnemann dabei, so hatte er den Tag besser im Griff. The Beard verwies immer wieder auf die Tatsache, er müsse noch nach Hause fahren. Die Jungs waren cleverer. Nach dem das Spiel abgepfiffen wurde eierten wir zurück zur Anfangskneipe. Ich hatte noch eine Weile bis ich den Zug nach Hause nehmen konnte. Was soll man machen bis dahin? Vielleicht noch ein Piconbier schnabulieren? Gesagt, getan. Dann verabschiedeten sich der Moustache aus Baden und ich mich von unserer Gruppe und wir bestiegen zeitnah die Bimmelbahn nach Offenburg. 


Dort angekommen hatte ich noch gut eine halbe Stunde Zeit, um den Anschluß-ICE nach Hause zu nehmen. Wir gingen zum Imbiss des Vertrauens mit dem Namen "Nazar" und ich deckte mich, warum auch immer, mit einer Pide ein. Diese nahm ich dann wegen der doch längeren Zubereitungszeit direkt mit in den Zug. Hier hatte ich keine Platzreservierung. Ich stolperte durch den Zug und ließ mich an einem Vierertisch nieder. Neben mir saßen zwei Fußballfans der Berliner Hertha. Die zwei Vögel kamen gerade aus Freiburg, wo sie 3-0 in den Sack gehauen hatten. Da taten sie mir etwas leid. Allerdings hatten sie eine stattliche Anzahl an Tannenzäpfle in ihrem Arsenal. Ich tauschte zwei Stücke Pide gegen ein Tannenzäpfle. Unter dem Strich habe ich wohl das gesündere Geschäft gemacht. Lecker war mein Futter jedenfalls nicht. Nach einer Weile taumelte ein Besoffski zu mir herüber, blieb vor mir stehen und sagt:"Fuck...der trägt Sapeur. Von denen hab ich letztens aufs Maul bekommen." Ich schaute ihn perplex an und antwortete nur "What??" Darauf hin rief er quer durch den Wagon " Jungs, Vorsicht. Sonst knallt das wieder." Die beiden Herthaner und ich schauten uns an und dann wieder ihn. Er machte auf dem Hacken kehrt und verschwand. Keine Ahnung welche Jungs er meinte, aber zu sehen waren keine. Ich wollte nur noch nach Hause. Junge, Junge! Nach einer Weile rüttelte es an meinem Arm. Einer der Herthaner weckte mich und teilte mir mit, wir seinen nun da und ob ich nicht aussteigen möchte? Nee, wollte ich nicht, allerdings war es doch die bessere Wahl. Nochmal Danke an die Hauptstädter fürs Wecken. Ihr habt ein Schultheiss bei mir gut. Ich stapfte Richtung U-Bahn. Da eine Wartezeit von 20min auf die richtige Bahn für mich inakzeptabel schien, versuchte ich mein Glück bei der S-Bahn. In der Theorie dachte ich, es sei immer besser in Bewegung zu bleiben als hier rumzustehen. Prompt nahm ich die erste einfahrende Bahn. Völlig müde pflanzte ich mich auf einen Sitz und schloss nur ganz kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete......Mist, eine Station zu weit gefahren. Also raus aus dem Wagon und rüber zum anderen Gleis. Hier wartete ich auf die nächste Bahn, um die eine Station wieder zurück zufahren. Als diese eintraf war ich erleichtert. Ich wollte nur noch nach Hause. Schnell für 30 Sekunden die Äuglein schließen. Zack...wieder auf. Prima, erneut eine Station zu weit gefahren. Der Selbsthass begann sich zu entwickeln. Ich wechselte zum wiederholten Male den Zug, blieb aber nun stehen. Nach einer Station wechselte ich zur            U-Bahn. Um auf Nummer sicher zugehen, blieb ich die ganze Fahrt über stehen, ganz alleine in der Bahn. Sicher ist sicher! Irgendwann kam ich zu Hause an. Die letzte Amtshandlung war, sich das Nachtgewand anzuziehen, um sich dann statt ins Bett auf die Couch zu legen. Ob dann noch der Weg ins Bett gefunden wurde, bleibt an dieser Stelle offen.....

Unter dem Strich mal wieder ein lustiger Ausflug zum Fußball und zu guten Freunden. 

Au revoir!


Nächste Woche.....London is calling!!