Nach Corona......der erste Ausflug geht nach Saarbrücken
1.FC Saarbrücken - TSV 1860 München 1:1 (0:0)
Stadion Ludwigspark, Zuschauer: 12.347, Auswärtsfahrer: ca. 700 (23. Okt. 2021)
Auf Grund der Corona-Pandemie konnten viele Fahrten zu interessanten Spielen nicht durchgeführt werden. Das nagt natürlich am Gemüt des gemeinen Fußballfahrers. So natürlich auch an meinem. Die große Frage war, welches Spiel wird das Erste sein, das ich wieder mit einer Fahrt besuche. Das will ja gut überlegt sein. Einer meiner guten Kontakte fragte, ob ich nicht mal zu Besuch kommen mag und man könne ja ein Spiel seines Clubs besuchen. Er bot an, zum Heimspiel seines Clubs gegen die Münchner Löwen zu kommen. Na prima...die erste Fahrt seit 1 1/2 Jahren und es sollte Saarbrücken -1860 München werden. Anfänglich war meine Begeisterung übersichtlich, aber auf der anderen Seite, was soll's?! Ich mach das Ding. Mein bester Kumpel aus Grundschulzeiten, die Maschine, bot sich an mitzukommen. Naja...er wollte mit mir Bier trinken gehen. Ich sagte ihm, ich bin aber an dem Tag unterwegs in Sachen Fußball. Gut, er käme mit. Alles klar...machen wir doch gerne.
Am Vorabend war ich noch beim Heimspiel des eigenen Clubs. Diese lederten die Provinzler von der Schwäbischen Alm mit 4:0 ab und das motivierte natürlich am kommenden Morgen um 7:00 aufzustehen. Als der Wecker klingelte dachte ich, mich trifft der Schlag. Kopfschmerzen, verrotzt, Gliederschmerzen. Ich war völlig kaputt. So kann man definitiv nicht arbeiten gehen. Prima, heute geht es ja zum Fußball. Also raus aus dem Bett, ab ins Bad und fertig machen. Um Frühstück brauchte ich mich nicht kümmern, denn die Maschine kündigte ja groß an, er würde welches für den Zug mitbringen. Das Haus wurde fluchtartig verlassen, da ich dann doch wieder getrödelt hatte. Mit einem Sprint erreichte ich die U-Bahn und los ging es Richtung Hauptbahnhof. Wir trafen uns am Gleis und bestiegen den ICE. Im Zug enterten wir natürlich direkt das Bord Bistro. Hier besorgte ich mir erstmal einen Orangensaft. Richtig gute Idee wenn einem eh elend ist. Nach kurzer Fahrt musste in Monnem das Gefährt gewechselt werden. Vom ICE ging es nun in die Bimmelbahn und somit ins Saarland. Jeder der schonmal diese Strecke fahren musste, weiß....schön ist anders. Wir sicherten uns einen 4er-Platz mit Tisch und beobachteten durch das Fenster wer sich noch dazu gesellte. Zu unserer Überraschung nicht gerade wenige. Während wir so aus dem Fenster sahen, erspähten wir einen Schwung von ca. 20-25 Löwenfans, die sich ebenfalls in unseren Zug quälten. Die waren aber schon jenseits von Gut und Böse und schleppten etliche Flaschen der Augustiner Brause mit sich. Ich befürchtete, sie werden sich zu uns setzen. Nee, Glück gehabt. Statt dessen hockte sich ein Paradebeispiel der Grünen Jugend zu uns. Ein Gespräch kam Gott sei Dank nicht zu Stande. Lag aber auch daran, dass der Seifen-Toni sein Strickzeug auspackte und munter drauf losstrickte. Die Maschine hatte tatsächlich Frühstück dabei. Käsebrötchen, Brezeln und leckeres Hochstift aus der Heimat. Den Jungen kann man mitnehmen, dachte ich mir noch so. Ich bekam ein Hochstift und wundersamerweise hing da ein Briefchen dran. Irritiert schaute ich und öffnete dieses. "Willst du mein Trauzeuge sein?" konnte ich da lesen. Puuhh...Glück gehabt. Hatte im ersten Moment befürchtet einen Antrag zu bekommen. Ja, ich hab ja ohnehin nichts zu tun. Mache ich das halt auch noch. Erstmal einen großen Schluck Bier nehmen. Mein körperlicher Zustand war weiterhin ein Desaster. Mir war schlecht, verschnupft und es tat mir alles weh. Auf der Fahrt durch diese trostlose Gegend, auch Pfälzer Wald genannt, und auch in Richtung Saarbrücken passierte nichts mehr. Die Löwen haben wir weder gehört noch gesehen. Die Strickliesel klöppelte brav an seinem Projekt weiter und alles zog sich wie Kaugummi.
In Saarbrücken angekommen wurde als erstes Kontakt mit dem Saarbrigger aufgenommen. Er warte am Ausgang des Bahnhofs auf uns. Ich versuchte meine Tasche im Schließfach unterzubekommen. Leider passte sich dieses nicht meinem Kleingeld an. Die Hutschnur ging schon wieder hoch, aber durch einen Geldwechsel beim Bäcker konnte die Situation noch gerettet werden. Nachdem dieses Problem gelöst war, suchten wir den Saarbrigger. Als wir ihn gefunden hatten begrüßte er uns freundlich und drückte jedem eine grüne Dose Karlsberg in die Hand. So begrüßt man Gäste. Sehr gut. Wir machten uns auf den Weg zur Stammkneipe. Auf dem Fußmarsch wurden die neusten Geschichten ausgetauscht. Irgendwann musste ich ihn allerdings doch fragen: "Wie zur Hölle bist du in deine Jeans gekommen?" Diese Skinny Jeans an Männern machen mich noch irre. Eine aufklärende Antwort bekam ich allerdings nicht. Wahrscheinlich verstand er mein Anliegen nicht mal. Sei es drum. Noch um zwei, drei Ecken rum und dann waren wir da. Er erklärte uns noch, wo die Hausherren mal "überraschenden" Besuch von Hansa Rostock bekamen. Klang irgendwie, als ob der Satz Heiße Ohren von der Ostsee nicht so freudig aufgenommen wurden. Tja, so ist das manchmal mit den Gastgeschenken. Vor der Kneipe war auf jeden Fall schon einen Menge los.
Wir kamen an und unser Gastgeber schien sowas wie ein bunter Hund zu sein. Hallo hier und Bon jour da, so ist das in Ostfrankreich wohl. Der kennt hier echt jeden. Wir wurden unzähligen Leuten vorgestellt. Bisserl Small Talk und schon saßen wir auf dem Trockenen. Das war aber kein Problem. Wer den Saarbrigger kennt, dem gehen die Getränke nicht aus. Er ist nicht nur der Babo hier in Rodenhof, sondern auch am Glas. Nach kurzer Zeit kam er wieder aus der Kaschemme und brachte einige Flaschen Karlsberg mit. Gut trinkbares Bier. Wir standen in Mitten des Heimanhangs und lauschten den uns fremden Worten. Die meisten hörten sich an wie Heinz Becker auf Speed. Der Aufenthalt gestaltete sich kurzweilig. Urplötzlich kam er wieder mit Braugut an. Diesmal schimmerte der goldene Hopfsaft allerdings arg dunkel. Er habe mal 3 Picon mitgebracht. Juhu, denn das kenne ich ja von einigen Besuchen aus Strasbourg. Für die, die es nicht kennen: Picon Beer ist ein Pils von 0,5l mit 2-4cl Picon Orangen-Likör. Hier in Saarbrücken waren es dann nur 0,3l und einem mehr als ordentlichen Schwung Picon. Wuuuhh...richtig stabil. Neben den Saarländern waren auch einige ihrer Freunde aus Nancy anwesend. Irgendwann musste dann doch mal das Stille Örtchen aufgesucht werden. Auch wenn die Coronaregeln noch gelten, hier interessierte es niemanden. Die Maske blieb in der Jacke und ich quälte mich in die Kneipe. Nach längerem Anstehen konnte die Nasszelle betreten werden. Nasszelle traf es ganz gut. Sagen wir so, trocken war der Boden hier nur noch an den wenigsten Stellen. Zudem war es hier so eng, nicht mal eine Katze könnte sich hier ausstrecken. Zurück im Schankraum ließ ich meinen Blick schweifen. Mein lieber Mann, ist das eine Pinte. Pflegeleichter Fliesenboden, 80er-Jahre Thekeneinrichtung und an einem Tisch am Ende des Raumes saßen zwei fast 70jährige, die auf dem Tisch eine Kiste Bier hatten, die sie schon zur Hälfte leer war. Solche Gaststätten lassen einem das Herz höher schlagen. Kein Chi-Chi, sondern Pils und Schnaps. Diese Klause spricht für sich. Draußen bei den Jungs angekommen wurde das natürlich gleich besprochen. Wir waren uns einig. Kneipen mit den Namen Stube, Stübchen oder Klause bieten genau das, was man will. Frei nach Fritz Honka....Schmiersuff!. Wir nahmen noch ein, zwei Bierchen und faselten über das neue Stadion. Dann mussten wir aufbrechen, da wir am Stadion noch den Check des Impfstatus über uns ergehen lassen mussten.
Nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir am neuen Ludwigspark an. Den alten kannte ich noch von einem Auswärtsspiel meines Clubs, als wir den Gästeblock mit Bengalos in Nebelschwaden in rot-weiß verwandelten. Das ist aber eine andere Geschichte. Am Info-Container sollte dann jeder seinen Impfstatus vorzeigen. Auf Grund unerklärlicher motorischer Defizite meinerseits schaffte ich es nicht, die App zu starten. Der blonde Hase hinter dem Fenster sagte nur mitleidig "Komm, lass gut sein. Hier haste den Stempel.". Sie drückte mir ein Stempelchen in Größe eines Fliegenschisses auf den Handrücken. Diesen sollte ich am Eingang vorzeigen. Es dauerte keine 20 Sekunden und der Stempel, offensichtlich das Wappen des 1.FCS, war verwischt. Das kann ja gleich heiter werden am Eingang. Wir suchten unser Eingangstor und beim Einlass interessierte sich niemand für den Stempel. Maschine und ich wurden auch gar nicht wirklich kontrolliert und konnten direkt rein. Der Saarbrigger wurde dagegen richtig kontrolliert. Taschen leer machen usw. Tja, die kennen wohl ihre Pappenheimer. Als er dann endlich bei uns war, suchten wir erstmal die sanitären Anlagen auf. Als wir zurück kamen stand unser Gastgeber mit einem Schwung Bier vor uns. Seine Schlagzahl ist jedes mal wieder beachtlich. Wir begutachteten das neue Stadion und waren erstaunt, denn keiner konnte sich erklären wo hier 50 Millionen Euro verbaut worden sein sollen. Zumal die Kapazität um etwa 20.000 reduziert wurde und die Gegentribüne noch die alte ist. Ich glaub ja, die haben sich da über den Leisten ziehen lassen. Die wurden richtig verarscht. Da das Spiel bald losgehen sollte gingen wir auf die Tribüne. Wir entschlossen uns das Spiel im Stehen hinter der letzten Sitzreihe anzusehen. Der Saarbrigger wollte gerne mal seine Tribüne von hier aus sehen und hören. Wir hatten einen guten Blick in den weiten Rund. Die Heimtribüne hinter dem Tor war gut gefüllt und zwischendurch angenehm laut. Allerdings wirkte es manchmal mit angezogener Handbremse. Das lang aber eventuell auch daran, dass die kommenden beiden Spiele gegen Mannheim und dann zu Hause gegen Lautern sein werden. Da will ja keiner vorher unangenehm auffallen. Der Auswärtsblock war mit ca. 700 Leuten ordentlich gefüllt. Der Support war sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Halbzeit extrem mau. Das lag auch daran, dass die aktive Szene offensichtlich nicht mit angereist war. Als der Halbzeitpfiff ertönte gingen wieder zurück hinter die Tribüne. Wenn man schon hier ist, kann man auch nochmal austreten gehen. Zurück vom Klo wackelte der Saarbrigger uns entgegen, mit 8 Bieren. Wir waren zu dritt, aber keine Ahnung wie er auf 8 Bier kam. Er stellte die Rutsche Bier ab und schmiss dabei erstmal zwei Kaltgetränke um. Somit war die Anzahl reduziert und wieder gerecht aufteilbar. Wir gingen zurück auf unsere Plätze. Fußballerisch war die zweite Halbzeit ähnlich wie die erste. München ging in Führung und 10 Minuten vor Ende glichen die Gastgeber vom Elfmeterpunkt zum Endstand aus. Hier wurde es mal richtig laut in der Heimkurve. Das eigentliche Highlight war allerdings, als ein Ordner angedackelt kam und uns darauf hinwies, dass wir hier nicht stehen dürfen, aus Gründen der Sicherheit. Das fiel dem Kollegen 15 Minuten vor Schluss auf. Wir stellten uns eine Reihe tiefer und das war für ihn soweit in Ordnung. Schön das wir darüber gesprochen haben. Wir verließen dann das Stadion und machten uns auf den Weg in die City.
Nach einem gefühlten Gewaltmarsch von gut 25 Minuten kamen wir in der Innenstadt an. Mittlerweile gesellte sich ein weiterer Saarbrücker dazu. Dieser Hightower war mal locker über 2 Meter groß. Aber offensichtlich hat er ähnliche Skills wie der Saarbrigger drauf. Als wir am St. Johanner Markt ankamen steuerten wir direkt den Außenbereich der Kneipe Marktbrunnen an. Hier gab es das Bier der Brauerei Bruch im Ausschank. Für diese Brauerei arbeitete der Braumeister mal. Der Hightower gab direkt eine Bestellung auf. Ein Bier für jeden scheint für Saarländer unmöglich zu sein, es müsse wohl pro Hand jeweils ein Bier sein. Wie es mir gesundheitlich ging war schwer zu sagen. Mir war kalt und ich war bierselig. Somit war wohl alles okay. Wir tranken die georderten Biere und zogen weiter ins Irish Pub Wally's. Hier konnten wir uns aufwärmen und wupps noch ein Pint trinken. Irritiert war ich über die Tatsache, dass die Maschine, die immer als letztes nach Hause geht, komplett zerstört war. Der zog zwar alles mit durch, aber die Verluste waren nicht zu übersehen. Der Saarbrigger konnte da nur müde drüber lächeln. Es war Zeit aufzubrechen, wenn wir den Zug nach Hause noch erreichen wollten. Quer durch die Fußgängerzone schlappten wir gen Bahnhof. Unterwegs kümmerte ich mich noch um den Proviant für die Rückfahrt. Ich steuerte direkt, na gut...eher indirekt, den Außenverkauf von Nordsee an und kaufte einige ausgewählte Fischbrötchen. Am Bahnhof angekommen zauberte der Saarbrigger noch zwei Knollen Karlsberg für seine Besucher hervor. Guter Mann! Wir schlichen in den Regional-Express und quälten uns wieder quer durch das Saarland und die Pfalz. Die Maschine baute nun richtig ab und machte ein Nickerchen. Mir ging es ähnlich und so hätten wir fast den Umstieg in Monnem verpasst. Ihn schnell geweckt und fix raus aus der Bahn. Wir wechselten das Gleis. Laut Anzeige hatte unser Anschlusszug eine Verspätung von 45 Minuten. Ich war müde, mir war kalt und ich wollte nach Hause. Dann erspähte ich am Nebengleis einen anderen ICE der uns nach Hause bringen würde. Dieser stand zufällig da, weil er 75 Minuten Verspätung hatte. Ich machte der Maschine unmittelbar klar, dass wir jetzt diesen Zug nehmen werden. Scheißegal ob es dann Ärger mit dem Schaffner geben würde. Ihm war es völlig egal, denn er fragte immer wieder, wo er die FFP2- Maske her hätte. Es wäre nicht seine. Keine Ahnung wo er die wieder her hatte. Wir stiegen direkt am Bord Bistro ein. Meine motorischen Fähigkeiten verließen mich erneut und so kämpfte ich mit meiner fu***ng Maske. Wir kamen ins Bord Bistro und direkt plärrte mich der Servier-Jupp an, ich hätte eine Maske zu tragen. Und der Typ neben mir ebenfalls. "Junge, pass mal auf! Was glaubste was ich hier grad mache?? Ich hab sie ja schon an. Siehste!" blökte ich zurück. Er verzog sich dann in den hinteren Teil seines Verkaufskiosk. "Und in dem Ton redest du Vogel nicht noch mal mit mir!" schleuderte ich ihm noch hinterher. Von der Maschine kam nur noch "Das ist nicht meine Maske. Wo hab ich diese Maske her?". Bei der anderen Servierkraft bestellte ich zwei Bier. Ich bekam diese und zack, knallte der Rollladen des Verkaufskiosk herunter. Da standen wir nun. Wir zwängten uns nun das Bitburger rein und waren froh, als wir am Zielbahnhof ankamen. Wir verabschiedeten uns und er fuhr mit der S-Bahn in sein Dorf in den Taunus und ich in den Ostteil der Stadt. Unterwegs holte ich noch beim Italiener des Vertrauens eine Pizza. Zu Hause angekommen aß ich nur einen Teil und verzog mich direkt ins Bett. Ich war fertig und bedient.
Die erste Fahrt seit langen war eingetütet. Unterm Strich war es ein kurzweiliger Trip. In einer besseren körperlichen Verfassung wäre es auch nur halb so anstrengend gewesen. Dem Saarbrigger ein Danke für einen spaßigen Nachmittag. Ihm sei gesagt, deine Stammkneipe heißt übrigens nicht Rodenhof-Klause sondern Sportklause. So steht es zumindest außen dran. Haha. Sonntagnachmittag ereilte mich die Nachricht aus dem Taunus, dass es der Maschine nicht gut gehen würde. Wahrscheinlich habe er eine Fischbrötchenvergiftung. Sicher....was auch sonst?!