Montag, 13. April 2020

Kurztrip nach Schottland


Hibernian Edinburgh - Heart of Midlothian 1:3 (0:0)

Easter Road Stadium,  Zuschauer: 20.197,  Auswärtsfahrer: ca. 3.000  (03.Mär. 2020)

Glasgow Rangers - Hamilton Academical 0:1 (0:0)

Ibrox Stadium,  Zuschauer: 48.167,  Auswärtsfahrer: ca. 80  (04. Mär 2020)


Nach einem arbeitsreichen Montag hieß es wieder Tasche packen, denn am Dienstagmorgen sollte es zum ersten Mal nach Schottland gehen. Ursprünglich war das Lokalderby in Edinburgh für Mittwoch terminiert gewesen. Somit war der Plan, mittwochs an die Easter Road zu gehen, dann zwei Tage Sight- und Pubseeing und samstags dann dem Tynecastle Park ebenfalls einen Besuch abzustatten. Am Sonntag sollte der Trip dann mit Rugby und dem Spiel Schottland - Frankreich im Six Nations Tournament einen goldenen Abschluss finden. Der Plan stand und wurde für gut befunden. Doch leider machten mir die SFA als auch das Coronavirus einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Zum einen wurde das Derby in der schottischen Hauptstadt auf Dienstag vorverlegt und zum anderen das Rugbyspiel wegen der Coronakrise in den Oktober verlegt. Die Planungen wurden über den Haufen geworfen und somit wurde aus der langen Reise mal wieder eine Fahrt mit kleinem Zeitfenster. Leider ließ sich diesmal keiner motivieren ebenfalls mitzukommen. Vom Anwalt, dem Braumeister als auch von den heimischen Eierdieben kamen nur Absagen oder Ausreden. Die Brut aus Südlondon bewegt sich aus Prinzip schon nicht in den Norden, ins gefühlte Ausland. Somit trat ich diesen Ausflug alleine an.

Zur regulären Aufstehzeit quälte ich mich aus dem Bett und richtete mich im Bad her. Danach schnappte ich mir die Tasche und nahm gemütlich die Bahnen in Richtung Flughafen. Unterwegs wurde mir bewusst, dass mein Zeitmanagment suboptimal war und ich mir, warum auch immer, eine Stunde zu wenig eingeplant hatte. Am Flughafen angekommen, schnell die Skybahn zum Terminal 2 bestiegen und ab zum Gate. Diesmal sollte ich der Hansa untreu werden und mit British Airways fliegen, erst nach London, dann weiter nach Edinburgh. Da mein Abfluggate schon angezeigt wurde, wollte ich nur noch schnell durch die Sicherheitskontrolle durch. Denkste! Der übermotivierte Mitarbeiter behauptete frech, es sei eine Flasche mit einer Flüssigkeit im Inneren der Tasche. Ich versuchte ihm verständlich zu machen, ich hätte heute nicht mal Zeit gehabt, unterwegs etwas zu mir zu nehmen, geschweige denn, mir etwas zu kaufen. Er sah mich an, öffnete die Tasche und zog eine Flasche Cola light heraus. Kurzes Schweigen! Mir fiel wieder ein, dass ich die wohl auf dem Rückweg von Düsseldorf nach Frankfurt erworben hatte. Da wir das nun geklärt hatten, fragte ich ihn freundlich, ob ich sie nun haben könne. Nöö, konnte ich nicht. Ab in den Mülleimer damit. Da diese ganze Aktion doch etwas Zeit in Anspruch nahm war kein zeitlicher Puffer mehr da. Wegbier ade! Somit ging ich durstig in den Linienbomber und hob Richtung Insel ab. Da ich lieber die günstigere Variante wählte, musste ich in London zwischenlanden und umsteigen. Hierfür hatte ich knapp 40 Minuten Zeit. In der Abflughalle steuerte ich den erstbesten Zapfhahn an und gönnte mir ein überteuertes London Pride. Herrlich! Dank mangelnder Reisebegleitung schwelgte ich in Erinnerungen und schwupps war die Zeit herum. Ich leerte überstürzt mein Glas und setzte zum Spurt quer durch den Abflugbereich zu meinem Gate an. Wieder auf den letzten Drücker kam ich zum Boarding und nahm meinen Platz ein. Da BA, ähnlich wie Ryanair, für jeden Mist seinen Gästen Kohle aus der Tasche leiert, war das erneut ein trockener Flug. In Schottlands Hauptstadt angekommen, suchte ich mir meinen Weg zur Tram und fuhr entspannt in die City. Die 30 Minuten nach Edinburgh, vorbei an Murray Field, ließ ich auf mich wirken. Das scheint hier mein Fall zu werden. Als ich die Innenstadt erreichte, begab ich mich zu Fuß zum Hotel. Einchecken, Handy laden und fix was zu Essen organisieren.

Nachdem ich mich gestärkt hatte, machte ich mich stadionfertig und begab mich in die Rose Street in der New Town. Hier entdeckte ich einige einladende Pubs und steuerte als erstes die "The Rose Street Brewery" an. Netter Pub, ab an die Theke und ein Ale bestellt. Nach dem ersten Schluck nahm ich Kontakt zum Scotsman auf. Über sehr gute Kontakte nach Münster, war es mir möglich, für dieses Derby ein Ticket zu ergattern. Hierfür noch mal Danke, großer Meister. Da der Highlander allerdings noch an der Arbeitsstelle weilte, verabredeten wir uns vor Spielbeginn direkt vor dem Eingang. Gut, die Rahmenbedingungen stehen, also bekommt ein weiteres Ale eine Chance. Als nächstes steuerte ich "The Abbotsford" an. Mein Plan war es, auf dem Weg zur Bushaltestelle der ein oder anderen Gaststätte einen Besuch abzustatten. Das "Abbotsford" glänzte durch eine 360°-Theke. So gefällt mir das, das Wesentliche im Mittelpunkt. Nach weiteren zwei Pints machte ich mich auf den Weg zum Bus in Richtung Stadion. Nachdem meine App in Bella Italia so grandios versagt hatte, hier zeigte sie ihr ganzes Können. Ich fand auf Anhieb den richtigen Bus und wir fuhren durch den Feierabendverkehr in Richtung Stadion. Als ich das Flutlicht der Easter Road aus dem Bus heraus erspähte, entschloss ich mich auszusteigen und den Rest zu Fuß zurück zu legen. Aus dem Bus heraus und schon erblickte ich "The Safari Lounge". Dieser Pub war eine herrliche Bruchbude. Aber die Vernunft siegte und ich marschierte vorbei am Meadowbank Shopping Park zum Stadion. Noch fix durchs Wohnviertel und schon stand ich vor dem Stadion...am Gästeblock. Hier war ich definitiv falsch. Ich drehte eine Runde um den Ground. Schon ein hübsches, britisches Stadion. Die Coppers waren präsent, aber völlig entspannt. Ein Blick auf die Uhr gestand mir noch etwas Zeit ein und ich suchte mir einen Pub mit Heimfans. Ich entscheid mich für den Pub "The Iona Bar". Warum? Hier wurde gegröhlt, es war voll und abgeranzt. Ich öffnete die Tür und mir flog eine Dunstwolke aus ausgedünstetem Alkohol, Männerschweiß und Modergeruch entgegen. Dazu erklangen aus den Boxen "The Undertones" mit "Teenage Kicks" bei gefühlten 35° Pubtemperatur. Mit Schieben und Drängeln ackerte ich mich zur Theke vor und bestellte mir mein erstes Tennent's. Schmeckt gut. Im Pub wurden immer wieder Fussballsongs angestimmt. Ich stellte mich an die Wand und ließ das Treiben auf mich wirken. Irgendwann wollte ich kurz Luft schnappen und stellte mich in die Eingangstür. Dort blieb ich aber keine 2 Minuten stehen. Eine der Thekenmitarbeiterinnen schob mich unsaft zurück in den Pub und raunzte mir etwas ziemlich unverständliches entgegen. Muss wohl sowas wie "Draußen nur Kännchen" gewesen sein. Gut, eventuell auch nur, dass man die Gläser nicht mit rausnehmen soll. Keine Ahnung! Ich trank nach einer Weile aus und ging Richtung Stadion. Es waren nur noch 15 Minuten bis Spielbeginn und ich traf mich mit dem Highlander vor dem Eingang. Er kannte mich nicht, ich ihn nicht. Wir machten uns fix bekannt. Er stellte mich seinen Lads vor und es passte von Beginn an. Here we go.

Wir betraten 5 Minuten nach Spielbeginn den Unterrang der Hintertortribüne. Hinter der letzten Reihe stellten wir uns hin und die Jungs beflaggten ihren Bereich mit ihrem grünen Banner. In der ersten Halbzeit war es ein Gekicke wie bei Millwall. Schnell, harte Zweikämpfe, wenig Spielkultur, aber Leidenschaft pur. Auf den Rängen war die gegenseitige Abneigung durchaus spürbar. Die Hearts als Tabellenletzter schlugen im letzten Spiel die Glasgow Rangers und schmissen sie somit aus dem Pokal. Die hatten also Selbstvertrauen und waren die bessere Mannschaft. Mit 0:0 ging es in die Halbzeit. Warum auch immer, aber der Heimanhang hatte kein Vertrauen in sein Team. In der zweiten Halbzeit zeigte sich auch warum. Die Hearts dominierten das Spiel und gingen folgerichtig auch 2:0 in Führung. Die Stimmung bei den Hausherren war nun völlig dahin und sie beschränkten sich auf das Bepöbeln der Gäste. Diese schienen das zu genießen und provozierten ohne Unterlass. Meine Begleiter waren irgendwann komplett bedient, nahmen ihre Fahne ab und verabschiedeten sich. Ich fragte, ob wir noch auf ein Pint gehen wollen. Sie lehnten dankend ab, beschimpften ihr Team und gingen. Tja, das hatte ich mir anders vorgestellt. Aber ich kann es verstehen, glänzt doch der eigene Verein immer wieder mit indiskutablen Derbyauftritten. Ich schaute mir das Geschehen weiter an. Am Ende siegten die Hearts mit 3:1. Unter dem Strich muss ich zugeben, vom Assi- und Pöbelauftritt hat mich Heart of  Midlothian überzeugt.

Nach dem Spiel bauten die Coppers eine beeindruckende Straßensperre auf. Das letzte Mal das ich so ein Ding sah, war in Sheffield als Millwall da gegen United spielte. Ich musste mir einen anderen Weg zur Bushaltestelle suchen. Diese fand ich dann auch und wollte dann entspannt zurück zur Rose Street. Da wollten noch einige Pubs besucht werden. Der Bus war gut gefüllt, mit lauter sozialschwachen Assis in Grün-Weiß. Ich machte es mir in der letzten Reihe gemütlich und beobachtete das Schauspiel. Wenn der Bus fuhr, provozierten die Insassen die vorbeilaufenden Hearts-Supporters auf das übelste. Sobald der Bus an einer Ampel hielt oder eine Haltestelle ansteuerte, waren sie still. Dann schlugen die Kollegen außerhalb des Busses mit den Händen an die Scheiben. Das war schon lustig anzusehen. Ich wartete nur darauf, dass ein Spitzbube endlich eine Flasche oder Glas gegen die Fensterscheiben schleuderte. Auch diesmal wurde ich enttäuscht. Sie sind hier oben ja dann doch ganz nett, die Schotten. In der City angekommen, hatte ich vor den Bus zu verlassen, doch vor mir wollten zwei Hibs-Supporters im Teenageralter doch nicht aussteigen und blieben lieber in der offenen Tür stehen. Lag möglicherweise daran, dass draußen ein Schwung Hearts stand, die sie zum Tanz aufforderten. Der Akzent ist teilweise echt nicht leicht zu verstehen. Ich schob den einen unsanft aus dem Gefährt, denn für so einen Quatsch hatte ich nun wirklich keine Zeit. Ich ging nach rechts weg und hörte hinter mir nun ein lautes Gezeter und Geschreie. Da es hier weder mein Zirkus, noch meine Affen sind, ging ich seelenruhig von der Princes Street zur Rose Street. Dort kehrte ich in den Pub "The Kenilworth" ein. Auch hier fand sich eine 360°-Theke. Ich orderte mein Ale und ließ mich auf einem Ledersessel nieder. Leider herrschte hier Totentanz. Außer mir war nur noch ein Pärchen anwesend, das verzog sich aber schnell. Ich trank aus und ging die Rose Street ein Stückchen weiter. Hier entdeckte ich den "Rose & Crown"-Pub. Hier war deutlich mehr los. Ich setzte mich an die Theke und  orderte mich quer durch die ansprechenden Schilder an den Zapfhähnen. Neben mir saß ein älterer Zecher der das Mädel hinter dem Tresen zutextete und dabei einen Whiskey nach dem anderen vernichtete. Stabil für einen Dienstagabend. Die Tür ging auf und eine Hand voll Spanierinnen betraten den Laden. Sie waren auch alles andere als nüchtern und pflanzen sich auf zwei Sofas vor dem Fenster. Irgendwann fingen sie an zu den Klängen der Musik zu tanzen. Hier war was los. Weit nach Mitternacht saß ich mit dem Whiskeykenner alleine im Pub. Das Personal stellte schon die Stühle auf die Tische. Das war wohl die Aufforderung zu gehen. Folgerichtig bestellte ich noch ein weiteres Pint und genoss dieses sichtlich. Danach wackelte ich zurück in die Unterkunft und legte meinen müden Körper zufrieden ab.




Am nächsten Morgen machte ich mich dann doch eher später als früher auf, um etwas Tourikram zu unternehmen. Da ich nur wenig Zeit in dieser Stadt verbringen konnte, entschied ich mich, hoch zum Edinburgh Castle zu gehen und anschließend die Royal Mile hinunter zur Queens Gallery zu laufen. Danach sollte es nach Glasgow gehen. Am Castle angekommen, ließ ich die Aussicht auf mich wirken. Eine Stadt mit hohem Wohlfühlfaktor. Nach einer Weile ging ich dann die Royal Mile hinunter. Glücklicherweise tummelten sich hier überraschend wenige Touristen. Einige hübsche Pubs winkten förmlich nach mir. Aber ich blieb standhaft. Nach zweidrittel der Wegstrecke entdeckte ich eine absolute Schönheit. Einen uralten Pub aus Stein mit Türmchen und Uhr, "Tolbooth Tavern"!! Leider hatte er zu. Wirklich ärgerlich. Als ich das schottische Parlament passiert hatte und mir die Queens Gallery ansah kam dieses Kribbeln über mich. Ich musste zurück zu diesem urigen Pub. Als ich diesen erreichte, waren die Türen allerdings weiterhin verschlossen. Ich lief zum Hintereingang, aber auch da fand ich keinen Einlass. Ich googelte die Öffnungszeiten und sah, dass der seit 5 Minuten offen haben sollte. Ich schaute durch das Fenster und sah eine ältere Dame hinter dem Tresen. Ich ging wieder zur Eingangstür und klopfte. Ich klopfte morgens, an einem Mittwoch, an einer Pubtür und wollte hinein. Wie verzweifelt kann man sein? Das Mütterchen öffnete und schaute mich irritiert an. Ich fragte sie, ob sie nicht auf hätten? Sie nickte und ließ mich hinein. Ich schaute mich um und fand es direkt gemütlich. Ich orderte ein Belhaven Best und setzte mich in eine Ecke. Ich las eine weile und labte mich am Ale. Dann sollte das mein Frühstück sein. Zum Mittagessen kamen dann andere Gäste. Ich war glücklich mit dem was ich hatte. In mir reifte die Entscheidung etwas länger hier in Edinburgh zu bleiben und erst später nach Glasgow zu fahren. Beide Städte kann ich mir sowieso nicht ansehen, dann bleib ich halt noch hier. Nach gut zwei Stunden machte ich mich zurück zum Hotel, um meine Tasche zu holen. Unterwegs deckte ich mich noch fix mit Proviant ein und fuhr dann gemütlich nach Glasgow. Hier sollte am Abend ja das nächste Spiel warten.

In Glasgow angekommen checkte ich schnell bei der osteuropäischen Schönheit am Empfang ein und bezog mein Zimmer. Im Flur war Teppich im Tartanmuster verlegt, gefällt mir. Warum mitten im Badezimmer eine Säule verbaut wurde, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis des schottischen Architekten. Dann bemerkte ich, dass ich meinen Adapter im Zug hatte liegen lassen. Na prima, jetzt hatte ich schon wieder ein enges Zeitfenster, denn ich blieb ja länger in Edinburgh als geplant, und dann sowas. Ich dackelte wieder runter zur Russen-Olga und fragte sie, wo ich hier einen neuen erwerben könnte? Unfassbar umständlich erkärte sie mir wo ich einen bekommen könne. Ich konnte ihr kaum folgen. Oder ich könne für ein Pfund einen bei ihr kaufen. Danke, Svetlana, das hätten wir aber auch schneller abhandeln können. Zurück im Zimmer lud ich das Handy und machte mich im Bad spieltagfertig. Bevor ich mich mit der Metro zum Ibrox Stadium begeben wollte, hatte ich schon wieder Durst. In der Nähe meiner Unterkunft befand sich ein "Wetherspoons". Dem Geezer aus Saarbrücken wäre beim Anblick wahrscheinlich wieder feucht im Schlüppi geworden, aber ich mag diese Großraumpubs in der Regel nicht so gerne. Diese sind zwar preislich attraktiv, aber erinnern mich eher an Bahnhofshallen. Ich steuerte einen Pub etwa 30 Meter weiter an. "The Waterloo" war recht gut gefüllt und ich bestellte bei der kurzhaarigen, blondierten Wallküre ein Tennent's. Als mir dann ein junger Mann von der Seitentheke erst zuzwinkerte und dann zuprostete, wurde ich doch etwas stutzig. Ich schaute mich um und bemerkte dann, dass hier fast ausschließlich Männer herumsaßen und der Laden doch sehr blumig eingerichtet war. Spätestens die Regenbogenfahne über der Theke ließ die Situation endgültig klarer werden. Ich trank aus und lief zur Metro. Als ich den Pub verließ, schaute ich noch mal zurück. Ich hätte schwören können, als ich den Pub betrat war dieser von außen noch nicht knallig lila gestrichen. Ich nahm die Metro zu Ibrox. Hier musste ich noch mein Ticket am Ticket Office abholen. Ich trat aus der U-Bahn-Station heraus, ging um zwei Ecken herum und sah diese Schönheit. Das Ibrox Stadium ist schon ein imposantes Gebäude. Tradition pur und ein richtig schönes Backsteingebäude. Schnell das Ticket geholt, dazu ein Programm sowie zwei Pins.




Da es noch viel zu früh für den Stadionbesuch war umrundete ich selbiges und ging dann zum Fish & Chips-Shop "The Sportsman". Hier bestellte ich dann den Klassiker mit Vinegar auf den Fritten. Schon während des Essens entwickelte sich ein standesgemäßes Sodbrennen. So gehört sich das. Direkt gegenüber befand sich "The Louden Tavern". Mehr Supporter Pub geht nicht mehr. Komplett in Vereinsfarben mit unzähligen Erinnerungsstücken, Wimpeln und Bildern dekorierter Pub von Fans für Fans. Ich holte mir das nächste Belhaven Best, von denen noch einige folgen sollten und sog die Atmosphäre auf. Zwischenzeitlich lief
immer wieder eine Servierkraft mit Sandwiches für lau herum. Die ideale Einstimmung für dieses Spiel. Der Helm war nun schon gut lackiert und ich machte mich auf den Weg rüber ins Stadion. Das Drehkreuz war schnell passiert und ich nahm die Treppen in Richtung Oberrang. Von außen ist dieses Stadion schon eine Ansage, aber von innen ist es echt ne Art Offenbarung. Kein Luxus, kein steriler Mist, kein Chi Chi, einfach nur ein Stadion für den rustikalen Arbeitersport Fußball. Genau so will man das. Das pure Gegenteil der heutigen Arenen. Da ich noch etwas Zeit hatte, dachte ich mir, ich könne mir noch ein weiteres Pint vor dem Spiel gönnen. Haste dir so gedacht, Naschkatze! Hier gab es nur Fanta, Tee und all den anderen Mist. Aber kein Bier, nicht ein einziges. Gut, dann ging ich nochmal austreten und wollte mich auf meinem Platz begeben. Im Stadioninneren war ich etwas überfordert meinen Platz zu finden, deshalb fragte ich einen Steward. Ich war mir sehr sicher einen Platz in der ersten Reihe des Oberrangs zu haben. Nee, meinte er. Ich hätte einen in der letzten Reihe des Oberrangs. Da war er sich sehr sicher. Herzlichen Glückwunsch! Schon blöd, wenn man einen Stadionplan nicht lesen kann und sich mal wieder so einen Rotz gebucht hat. Ich setzte mich auf meinen Platz und das Stadiondach schloss direkt mit der gegenüberliegenden Außenlinie ab. Der Gästeblock oder die anderen Tribünen waren nicht zu sehen. In Halbzeit zwei setzte ich mich zwar 4 Reihen weiter vor, änderte aber nicht wirklich viel. Sicht auf das Spielfeld war gegeben, aber auf den Rest halt nicht.

Der sportliche Faktor ist schnell erzählt. Die Rangers hatten im Spiel zuvor überraschend gegen die Hearts den kürzeren im Pokal gezogen und schieden aus, gegen den Tabellenletzten. Durch den gestrigen Sieg der Hearts war nun Hamilton neuer Tabellenletzter. Die Rangers waren klar das überlegene Team und zu dämlich sich gute Chancen herauszuspielen. Hamilton beschränkte sich auf Spielzerstörung und setzte sich lediglich mit Kontern und harten Zweikämpfen in Szene. Fußballerisch ein Desaster. Die Stimmung war angespannt und wenig euphorsich. Als die Gäste in der zweiten Hälfte mit ihrer ersten wirklich gelungenen Offensivaktion das 1:0 in die Maschen stolperten, kippte die Stimmung komplett. Am Ende wurden Steven Gerrards Spieler sogar ausgepfiffen. Das Stadion leerte sich zum Schlusspfiff immer mehr. Nach Spielende schaute ich mich noch mal um. Herrliches Stadion. Gehört mit der alten White Hart Lane, dem Villa Park und Hillsborough zu den Schönsten, in denen ich je sein durfte. Leider war das Gekicke nicht standesgemäß. Ich ging zurück zur Metrostation und war dennoch zufrieden. Hier bildete sich eine meterlange Schlange, um die Fans abzutransportieren. Sich da nun einzureihen machte überhaupt keinen Sinn. Stattdessen wollte ich etwas sinnvolles machen und kehrte wieder in "The Louden Tavern" ein und nahm zur erneuten Abwechslung ein weiteres Belhaven Best zu mir. Hier war es nun nicht mehr ganz so voll wie vor dem Spiel, aber dafür wurden nun zu den Sandwiches auch noch Pies gereicht. Ich lehnte dankend ab, denn der Geschmack des letzten Pies aus Stoke lag immer noch pelzig auf meiner Zunge. Als sich die Schlange zur Metro aufgelöst hatte, nahm ich eine der letzten Bahnen zurück Richtung Unterkunft.

Aber irgendwie hatte ich noch keine Lust ins Bett zu gehen. Somit kehrte ich noch mal zur Verlängerung in "Delhoms Bar" ein. Hier fand ein Karaokeabend statt. Ich holte mir zur Abwechslung ein Ale und betrachtete das Treiben. Offensichtlich waren hier einige Arbeitskolleginnen unterwegs und feierten sich selbst. Sie gaben alles und es war lustig mit anzusehen. Ich blieb gut eine Stunde und hatte meinen Spaß. Dieser verflüchtigte sich, als sich drei deutsche Groundhopper neben mir plazierten und irgendeinen Stuss laberten. Nicht zum aushalten. Als mich einer dieser Vögel anquatschte und irgendwas fragte trank ich aus, sagte "NO!" und ging. Keine Ahnung was der eigentlich wollte, aber meine Antwort erschien mir aus meiner Sicht passend. Zurück im Hotel legte ich mich ab und schlief zufrieden ein. Am kommenden Morgen saß ich um 9:00 im Bus zum Airport. Nach dem Einchecken gönnte ich mir endlich ein Full English...ähh...Scotisch Breakfast und trank mein letztes Tennent's. Nachdem ich in London Heathrow ankam musste ich zwei Stunden Wartezeit bis zum Anschlussflug überbrücken. Das ging natürlich mit zwei London Pride wesentlich einfacher als ohne. Der Rückflug nach Rhein-Main war ereignislos. Zurück zu Hause war ich froh auch diese Tour gemacht zu haben, denn wie es sich andeutete, sollte dies vorerst die letzte Tour dieser Art gewesen sein.

Bleibt gesund und Casual 4 life!