Drei Nächte in Rom ( Teil1)
Palazzo dello Sport, Zuschauer: ca. 8.000 (15.02.2020)
Lazio Rom - Inter Mailand
Stadio Olympico, Zuschauer: ca. 72.000, Auswärtsfahrer: ca. 7.000 (16.02.2020)
Was macht man am besten am Valentinstag ? Man folgt dem Lockruf der Ewigen Stadt, steigt in den Flieger und düst nach Rom. Hier sollte am Folgetag Liam Gallagher ein Konzert seiner laufenden Tour "Why me? Why not" stattfinden. Und wenn man schon da ist, kann man auch am Sonntagabend noch das Spitzenspiel der Seria A, Lazio Rom - Inter Mailand, mitnehmen. Die Konzertkarte zu ergattern war kein Problem, mit der Karte für den Fussball schon etwas anderes. In Italien gibt es mittlerweile eine Fancard und diese ist notwendig, um Tickets zu erhalten. Freier Verkauf von Tickets oder gar an der Tageskasse eher nicht möglich. Na prima! Da ich mein Geld nicht irgendwelchen Eierdieben über Plattformen wie VIANOGO oder STUB HUB in den Rachen werfen wollte, musste eine andere Lösung her. Durch diverse Kontakte in Casual-Foren bekam ich den goldenen Hinweis. Über "Ticketone.it" könne man spieltagsnah online Karten ordern. Man brauche keine Fancard, müsse sich das Ticket aber selbst ausdrucken. Gesagt, getan. Alles klappte und der feine Herr buchte sich auf die Haupttribüne. Andere Tickets waren irgendwie online nicht zu ergattern. Wahrscheinlich war der Besteller auch nur zu unbegabt und somit durfte er etwas tiefer in die Tasche greifen. Sei es drum.....ich war dabei.
Am Abflugtag geht der gewissenhafte Deutsche natürlich erstmal seiner Pflicht nach und arbeitete bis etwa 13:30. Schnell die Arbeitsklamotte gegen das Wochenendoutfit getauscht und ganz gemütlich zum Flughafen. Einchecken und ab zum Gate. Da noch genügend Zeit war, konnte sich erstmal mit Gerstensaft eingedeckt werden. Beck's oder Binding aus der Dose bot der Shopverkäufer-Räuber am Gate an. Da fiel die Wahl nicht schwer, da das lokale Bier doch wie Katzenpisse schmeckt. Die Kollegen aus Südlondon weigerten sich an diesem Tag ihren Arbeitsplatz aufzusuchen und trafen sich lieber im Pub. Deren Vorsprung musste schließlich irgendwie verkürzt werden. Der Flug an sich war meines Wissens unkompliziert, kann aber nicht mit Sicherheit gesagt werden, da ich fast die ganze Zeit schlief. In Rom angekommen wurde man mit einem Wärmescanner in Empfang genommen. Da ich nicht heißblütig bin konnte ich direkt passieren. Eventuell war es auch den unmotivierten Mitarbeitern geschuldet. Von Terminal 1 musste ich zu Terminal 3 laufen, um die englischen Begleiter abzuholen. Ihre Einreise dauerte etwas länger. Selbst Schuld wenn man keinen Bock mehr auf die EU hat. Da kamen sie an, Mr. Belvedere, Big John und Mr. Belvederes Cousin Firestarter. Nach der Begrüßung machten wir uns auf den Weg zum Zug gen Hauptbahnhof. Am Ticketautomaten wurde sich mit Erster Klasse-Fahrkarten eingedeckt. Wenn schon dekadent, dann richtig. 30 Minuten später erreichten wir den Termini von Rom. Erster Eindruck...gleiches Bild wie an allen Großstadtbahnhöfen, Gesindel ist überall gleich, sogar international. Wir kamen zügig zum Entschluss erstmal eine Kneipe aufzusuchen und ein Begrüßungspint zu nehmen. Idealerweise könnten wir Richtung Hotel laufen und unterwegs irgendwo einkehren. Toller Plan und nach nur gut 25 Minuten kamen wir am Hotel an. Läuft ja wieder hervorragend. Das sich dieser Spaziergang noch als sehr nützlich erweisen sollte, das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Schnell die Zimmer beziehen und ab ins Nachtleben.
Als erstes steuerten wir eine Craft Beer-Schänke namens "Draft Tap Bar" an. Dem Autor gefiel es und das Bierangebot erschien brauchbar. Sahen die Engländer wieder anders. "Hipsterladen, gibt es hier keinen Irish Pub?" maulten sie. Nach zwei Pints meldeten sich die leeren Bäuche. Wir sind in Italien und da gibt es ja ausschleißlich gutes Essen. Via Google Maps fanden wir tatsächlich einen Irish Pub. Diesen steuerten wir an und wie durch ein Wunder war daneben ein gemütliches italienisches Restaurant mit dem lieblichen Namen "Braci e abbracci". Uns wurde ein Platz zugewiesen und kurze Zeit später schmökerten wir in der Speisekarte. Nachdem Getränke und das Essen bestellt wurden, betrachteten wir das Treiben. Der Kellner deckte uns mit Besteck ein....und wir warteten auf die Getränke. Am Nebentisch kamen weitere Gäste an. Die waren wohl wichtiger, denn unser Kellner nahm mir direkt meine Gabel wieder weg. Wortlos! Na danke auch!! Irgendwann erbarmte sich eine andere Bedienung und brachte endlich die bestellen Kaltgetränke. Wenig später am auch das Essen und wir ließen es uns schmecken. Nachdem wir glücklich und satt waren, sind wir ins "Seamus Heaney Irish Pub" nach nebenan. Stilistisch sehr nah an den Pubs in Dublin, geführt von Italienern. Schnell 4 Pints bestellt und alle waren glücklich und freuten sich auf das
Am nächsten Morgen war die erste Amtshandlung erstmal ein Besuch auf meiner Dachterrasse . Während der Engländer an sich im 2. Stock nächtigen musst, durfte der Germane im 6. Stock residieren. Richtig so! Danach folgte eine etwas schwierigere Aufgabe. Die Jungs hatten noch keine Karten für den Fußball. Da ich in der Regel gut organisiert bin, habe ich im Vorfeld schon heraus bekommen, wo eventuell noch Karten zu bekommen sind. Hierzu mussten wir nur gut 5 Minuten durch die Nachbarschaft laufen. Wir kamen an dem Zeitungsladen an und schnell hinein. Möglicherweise gibt es ja noch Restkarten für die Insulaner. Der freundliche Herr hinter dem Verkaufstresen versicherte uns, er habe keine Tickets, aber der Kiosk neben an verkaufe welche. Wieder raus aus dem Laden und zur nächsten Tür wieder rein. Na, hier waren wir doch richtig. Wetten und Lottospielen war hier ebenfalls möglich. Big John fragte mit feinstem Cockney-Akzent, ob es möglich wäre Karten für das morgige Lazio-Spiel zu kaufen. Der Verkäufer hier war schon nicht mehr so freundlich. Er musterte die drei, zögerte und sagte nur "NO!". Schweigen. Nach einem kurzen Augenblick sagte Big John "Oh..that was quick." Innerlich musste ich ja lachen, verkniff es mir allerdings. Wir gingen wieder. Auf dem Weg zur U-Bahn checkte ich die ganze Geschichte online noch mal....es gab noch Karten, nur nicht für die drei. An der Metrostation galt es erstmal eine 48-Stunden-Fahrkarte zu ziehen. Sollte für die Engländer kein Problem sein. Bei mir klappte es nicht. Der Apparat akzeptierte meine Geldscheine nicht. Kein Problem, geh ich halt zum nächsten Automaten. Selbes Ergebnis. Maaannn....gut, dann halt beim dritten. Pustekuchen, wieder nichts. Ich dreh durch! Bei Nummer 4 ein weiterer Versuch. Erneuter Fehlversuch. Augenrollen deluxe und die Halsschlagader schwoll beträchtlich. Unruhe machte sich breit. Wie lange der Kraut wohl noch braucht? "Dann mach es doch selbst!" raunte ich Mr. Belvedere an. Ich schmiss erneut die Münzen rein und der feine Mr. B. schob den Gedschein in Automat 1.....und siehe da......Fahrkarte kam prompt heraus. Die Tommy setzen zur Jubelarie an. Jetzt durfte ich mir geschlagene 5 Minuten anhören, wie gut es ist aus der EU draußen zu sein. Ohne die Briten laufe nix mehr.....bla, bla, bla....ich kotze gleich.
Wir machten uns auf den Weg zum Vatikan. Hier hatte ich mir im Vorfeld eine Tour durch selbigen gebucht. Als Katholik natürlich ein Muss, für die Anglikaner nicht wirklich reizvoll. Auf dem Weg zu den heiligen Hallen wurden wir immer wieder von der Mumbai Connection angelabert. Ob wir Selfie-Sticks, Powerbanks oder dubiose Touren durch den Vatikankaufen wollen? An jeder, wirklich jeder Ecke lungerten sie herum. In einem Kiosk wollte ich mir eine Cola zu legen. Der Eierdieb aus Kalkutta wollte 1,50€ für die Flasche. Ich gab ihm einen 5er. Er meinte, er könne nicht wechseln, habe kein Wechselgeld. Mit meinem Schein machte er sich aus dem Staub. Hallooo?? Völlig perplex blieb ich zurück. Mr. Belvedere kam nun auch in den Kiosk und fragte, was los sei?! Ich schilderte ihm die Situation. Ja gut, dann solle ich halt paar Flaschen mehr mitnehmen. In diesem Moment kam er wieder. Ich ging davon aus, er habe Münzgeld mitgebracht. Nee, natürlich nicht. Er bot mir an zwei Flaschen Cola zu nehmen und wir wären quitt. Ja genau, du Vogel! Ich zog ihm den Schein wieder aus den Griffeln und ging. Ich verabschiedete mich von den englischen Heiden und machte mich auf den Weg in den Vatikan. Nach etwas über 3 Stunden war mein Kulturprogramm beendet. Nach dem Besuch beim Heiligen Vater sollte es am Abend zum Heiland aus Manchester gehen. Kurz die anderen angefunkt. Wer weiß wo die sich wieder rumtreiben? Sie seien am Kolosseum, genauer gesagt seien sie im "Shramrocks Irish Pub". Gut, hätte man auch von selbst drauf kommen können.
Dort angekommen saßen sie draußen und genossen die Pints. Ich gesellte mich dazu und erzählte von meinen Eindrücken. Sie hätte ebenfalls Sightseeing gemacht. Kann man glauben oder auch nicht. Als mit lauten Getöse ein Schwung Kurden samt Pro Özalan-Demonstration vorbei zog, war es Zeit zu gehen. Wir machten uns auf direktem Wege ins Hotel und dort ausgehfertig. Da die anderen etwas länger brauchten ging ich zum Minisupermarkt und holte für jeden ein Wegbier aus dem Haus "Ichnusa". Die Sarden machen wirklich gutes Bier.
Nach dem Konzert machten wir uns auf zu den Gastronomieständen vor der Halle. Noch zwei Runden Peroni und ab zur Metro. Dort angekommen lachte uns ein Café an. Es sagte förmlich "Kommt herein, ich mach euch ganz glücklich". Gesagt, getan. Hinein und der Abend nahm seinen Lauf. Wir kamen fix mit Einheimischen in Kontakt und die betrunkenen Inselmänner nutzen ihr Gunst der Stunde um jeden, aber auch wirklich jeden nach Tickets für den Fußball zu fragen. Die Antwort war aber steht's die gleiche. Man finde Lazio dufte, gehe aber nicht hin und habe kein Ticket. Für zwischenzeitliches Gelächter sorgte das Lenkrandschloss eines alten Fiat 500. Mit Kette und Vorhängeschloss. Pragmatisch ist der Italiener, keine Frage. Nachdem der Alkohol seine Spuren bei uns hinterlassen hatte, machten wir uns auf den Weg zurück Richtung Hotel. Wir nahmen die letzte Metro. An der Piazza Bologna angekommen offenbarte sich das gleiche Szenario wie am Vorabend. Etwa 200 - 300 junge Römer und Römerinnen feierten in der kleine Kaschemme, dem Bürgersteig sowie den Treppenaufgängen. Wir waren uns schnell einig, hier müsse noch der ein oder andere Scheidebecher genommen werden. Das Café war klein, hell und eigentlich ungemütlich, hatte aber irgendwie Charakter. Wir blieben und tranken frisch gezapftes Peroni aus 0,25ml Warsteiner-Plastikbechern. Kann man sich echt nicht ausdenken. Gegen 2:15 Uhr meldete sich bei mir noch mal ein schnuckliges Hüngerchen. Ich ging los und suchte mir eine kleine, nette Stehpizzeria. Letztendlich landete ich ein einem Kebab-Laden und aß irgend so einen Schlangenfraß mit eigenwilligem Nachgeschmack. Manchmal fragt man besser nicht genauer nach. Nachdem sich der Magen beruhigt hatte verließ ich den Imbiss. Mist, aus welcher Richtung kam ich denn jetzt? Ich wusste es nimmer. Auf gut Glück ging ich nach links, dann wieder rechts und irgendwie nochmal links. Fand ich das Café Bologna mit der Party nochmal? Natürlich nicht. Nach gut 10 Minuten stand ich urplötzlich wieder vor dem Hotel. Wie kommt das denn jetzt? Egal, wenn ich schon mal da bin, dann kann ich direkt hier bleiben. Ab in den letzten Stock, ins Bett und noch ein Tränchen wegen des Konzertes verdrücken. Was für ein herrlicher Abend?!.... und schwupps schlief ich glücklich ein.
Fortsetzung folgt....!