Freitag, 12. August 2022

Dirty Old Town, schön dich wieder zu sehen!


Shamrock Rovers - Drogheda United 1:1 (0:0)

Tallaght Stadium, Zuschauer: 3226, Auswärtsfahrer: ca. 180 (23.Juli 2023)



Es war mal wieder so weit, die Insel rief. Allerdings nicht die Lieblingsinsel des Fußballs, nein, es war die Grüne Insel, westlich daneben. Es ging nach Irland, genauer gesagt nach Dublin. Für diese Reise war die Maschine natürlich zu begeistern. Auch der Teutone aus Desborough ließ sich nicht lange bitten und bestieg einen Ryanair-Bomber. Er war mit dem Junior schon bei zwei Millwall Spielen, in Stoke-on-Trent sowie in Peterborough, dabei. Diesmal kam er allein. Dies ließ auf einiges hoffen. Damit den Jungs nicht langweilig werden würde, kümmerte ich mich im Vorfeld um das Kulturprogramm. Naja, bisserl Touri-Quatsch sollte auch nicht fehlen. Die Organisation kostete mich im Vorfeld schon einige graue Haare. Nicht nur, dass ich es verbummelt hatte mich rechtzeitig um Karten für Bohemians gegen St. Patrick, einem Dublin-Derby, zu kümmern, nein, auch das Spiel der Shamrock Rovers stand unter keinem guten Stern. Zwei Tage vor dem Spieltag wurde es von Freitagabend auf Samstagnachmittag verlegt. Prima, da hatten wir eigentlich einen Termin. Somit musste dies in den Nachtstunden kurz vor der Reise wieder umgebucht werden. Aber der Reihe nach. Zusätzlich zu dieser Problematik funkte Deutschlands größter Flughafen personaltechnisch SOS und es war Ferienbeginn in diversen Bundesländern. Das kann ja heiter werden.

Um dem zu erwartenden Chaos am Flughafen entgegenzuwirken kamen wir auf die Idee, uns gut 3 Stunden vor Abflug am Airport zu treffen. Folglich klingelte der Wecker um 3:10 Uhr. Um 3:20 Uhr rollte ich mich aus dem Bett und schlurfte ins Badezimmer. Wenn 5:00 Uhr schon nicht meine Aufstehzeit ist, kann man erahnen, wie es mir in diesen Morgenstunden erging. Trotz aller Müdigkeit bekam ich den Badezimmerakt gut hinter mich. Ich schnappte meine Tasche und schleppte mich zur nächstgelegenen U-Bahn-Station. Statt diese U-Bahn für mich alleine zu haben, saßen hier einige fleißige Bienchen und fuhren zur Arbeit. Meinen Respekt, das wäre nichts für mich. Da die VGF in diesen Morgenstunden noch keine Gelegenheit hat durch Inkompetenz zu glänzen, kam ich problemlos zum Flughafen. Den Check-In erledigte ich glücklicherweise schon am Vorabend. Abfluggate B27. Somit schlich ich in Abflughalle B. Ich war um 4.30 da. Wo war die Maschine? Kurzer Anruf und er teilte mir mit, er stehe in Abflughalle A, so wie es an der Schautafel angezeigt sei. Hmm...stimmt. Somit machte ich mich auf den Weg in Halle A. Als ich in Abflughalle C stand merkte ich, ich war definitiv noch nicht wach genug für diesen Quatsch. Auf dem Hacken machte ich kehrt und lief zurück. Kurze Begrüßung und ab zu Einscannen der Bordingcard. Leck mich am Arsch, hier war um 4:40 Uhr schon eine gut 250 Meter lange Warteschlange. Wir reihten uns hinten ein, und standen wieder in Halle B. Zu unserer Überraschung ging es aber zügig voran. Wir scannten nach ca. 20 Minuten unsere Bordingcard und.....nix passierte. Eyy, das darf doch jetzt nicht wahr sein. Das Servicepersonal kam angedackelt und teile uns mit, wir müssten in Halle B einchecken. Wir wiesen den Kollegen darauf hin, dass auf der Anzeige aber Bereich A stehe. "Ist dann halt falsch" erwiderte er uns. Allerdings war er so freundlich uns manuell hier durchzuschleusen. Wir bekamen den Hinweis nach der Sicherheitskontrolle zu Gate A14 zu gehen und dort durch den Tunnel zu den Gates im Abschnitt B. Wieder was gelernt, hier gibt es Tunnel. Auch den Security-Check meisterten wir problemlos und zügig. Schnell noch den "ärgerlichen Smiley"-Button zur Bewertung der Mitarbeiter gedrückt und ab durch den Tunnel zum Abfluggate. Das Personal muss ja motiviert werden. Spätestens jetzt ist klar, den Himmel werde ich nie sehen. Jetzt hatten wir gut 100 Minuten bis wir zum Borden können. Wir waren eindeutig zu früh da. Der Maschine war das egal, fand er doch ein Plätzchen, um die Quanten hochzulegen und ein Nickerchen zu machen. Ich war puppenmunter, nichts mit schlafen. Als es Zeit war zum Gate zu gehen, machten wir uns auf den Weg. Hier in der Warteschlange tummelte sich so ziemlich alles. Ökos, Iren, Hipster, Saufnasen und 4 Mädels, die eindeutig den Irish Travellern zuzuordnen waren. Und ja, es wurden sämtliche Klischees erfüllt. Der Flieger war proppevoll und  dann ging es endlich los. Leider war für mich nicht an Schlaf zu denken. Paar Reihen hinter mir hockte eine Gruppe Suffpiraten. Die laberten den kompletten Flug über in ihrem pfälzer Dialekt. Herr im Himmel, das geht mit der Zeit schon aufs Gemüt. Um das Ganze noch zu toppen, fingen direkt nach der Landung einige Leute an zu klatschen. Manchmal kann man sich nur an den Kopf fassen. Was stimmt mit diesen Leuten nicht? Nach der Einreise warteten wir noch knapp 40 Minuten auf den Teutonen, der aus Birmingham einflog. 




Als unsere Reisetruppe komplett war, machten wir uns auf den Weg zum Bus und fuhren Richtung City. Nach gut 20 Minuten waren wir da. Ich war überrascht wie schnell es ging. Hatte aber nicht mehr auf dem Schirm, dass mittlerweile der Harbour-Tunnel in Betrieb war. In Dublin angekommen, gingen wir zum Hotel und gaben unsere Taschen ab. Die Jungs hatten Hunger, also suchten wir uns eine stadttypisches Café. Hier nahmen die Buben erstmal ein Guinness und ein Irish Breakfast bzw. ein Omlett mit Toast ein. Gewissenhaft wie ich bin, trank ich ein Wasser und aß ein Sandwich mit Fritten. Gesundes Essen ist ja sooo wichtig. Nach dem Lunch liefen wir noch ein wenig durch die Gegend, um dann endlich den ersten Pub anzusteuern. Der "Lord Edward Pub" war ein schlichter Pub, in dem sich schon zur Mittagsstunde die Bezirksdrinker versammelten. Wir waren die jüngsten Besucher, das will was heißen. Wir stellten uns an die Theke und bestellten erstmal ein 5 Lamps Pale Ale. Herrliches Ale und meine Müdigkeit verflog. Im TV liefen Berichte über Pferderennen und die anderen Gäste zeigten sich durchaus interessiert. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Pubbesitzer verließen wir Lokalität und machten uns auf zur nächsten. Wir hatten mehrere zur Auswahl und entschieden uns für die "Bakers Bar". Hier gab es eine überzeugende Auswahl unterschiedlicher Ales und Lager. Wir nahmen erneut den Thekenplatz ein und und probierten diverse Pints. Es ist jetzt nicht die ideale Vorbereitung für einen Besuch im Guinness Storehouse, aber was will man machen?! Nach dem der Level stieg, schafften wir den Absprung, um noch rechtzeitig zu unserem Eintritts Slot zu kommen. Für den Teutonen war es der erste Besuch, wir beiden anderen kannten uns schon aus. Hier ist es eigentlich ganz interessant, wenn man aber schon mal da war, nicht mehr ganz so aufregend. Bei der Probeverköstigung griff ich gleich doppelt zu. 0,15l ist einfach zu wenig. Außerdem sieht es immer besser aus, wenn man von zwei Gläsern eines zurück gibt, anstatt von einem gar keines. Nachdem wir alles in Ruhe angesehen hatten, fanden wir den Weg zur Topbar. Hier konnte der Gutschein für ein Pint Guinness eingelöst werden. Herrlich gezapft und cremig. Jetzt kann's los gehen. Es dauerte nicht lange und wir hatten einen Tisch mit Barhockern. Das war wichtig, denn die Maschine schleppte eine Knieverletzung mit sich herum. Wir labten uns am Bier und der Invalide findet doch glatt einen weiteren Gutschein für ein Gratis-Pint. Glück muss man haben. Der Teutone schaute etwas neidisch auf den Voucher. "Ich kauf jetzt noch zwei" sagte er. Das hatte er sich so gedacht, denn der Barkeeper sagte ihm, er könne hier keines kaufen. Enttäuscht kam er wieder zurück. "Jetzt noch ein zweites Pint, das wäre es", wünschte er enttäuscht in die Runde. Keine zwei Minuten später kamen zwei Ami-Ischen vorbeigewackelt und boten ihm zwei Guinness-Gutscheine an. Sie würden kein Bier mögen. Ohne langes Zögern griff er zu und verschwand wieder an den Tresen. Juhu, zwei weitere Guinness für die Herren. Gerade wollten wir hier das erste Pint leeren kam eine Mitarbeiterin des Storehouse zu uns an den Tisch und knallte drei weitere Pints Guinness auf den Tisch. Die Pints wurden nicht abgeholt und wir sähen aus als ob wir die vertragen könnten, meinte sie und ging wieder. Ja gut, was soll man machen? Wenn sie jetzt noch die Musik anmachen würden, dann könnte das hier einen lustigen Verlauf nehmen. Leider kam es nicht dazu. Als wir ausgetrunken hatten, gingen wir bierselig zurück zum Hotel. 




Schnell eingecheckt und ab aufs Zimmer. Wir zogen uns um und machten uns auf den Weg zum Abendessen. Ich hatte mir den Pub "The Celt" ausgesucht. Im Internet sah er klein und schnucklig aus. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch waren wir da. Die Schankstube war in der Tat nicht groß, allerdings gab es noch eine Art Außenbereich und weiteren Gastraum. Wir bestellten typische Gerichte der Pubküche, wie z.B. Bangers & Mash. Einfach herrlich zum Pint. Nach dem Essen gingen wir in den ersten Schankraum. Hier spielte ein Duo Irish Folk Music. Gefühlt waren wenige Touris vor Ort und wir genossen den Abend. Die Guinness Pints flogen förmlich voll in unsere Hände und verließen sie schnell wieder geleert. Ein wunderbarer Abend gestaltete sich. Nach gut 3 Stunden war es an der Zeit einen weiteren Pub aufzusuchen. Wir liefen plan- und ziellos durch die Straßen und standen dann vor dem Pub "Broidys". Von außen ziemlich abgeranzt, also genau das richtige für uns. Wir gingen rein und trauten unseren Augen nicht. Gefühlt wurden wir ins Jahr 1975 katapuliert. Hier schien die Zeit still zustehen. Hell wie in einem Stadion, das Publikum 70+ und die Einrichtung ähnlich alt. Sämtliche Augen waren erstmal auf uns gerichtet. Siegessicher steuerten wir die Theke an, nahmen Platz und zur Abwechslung mal 3 Guinness bestellt. Mich holte diese Kaschemme irgendwie ab, die anderen beiden fanden das hier dann doch eher semi-gut. Ich hatte jeden Moment das Gefühl, hier kommt gleich ein Typ mit einer Tarnjacke und einer Wollmütze mit Sehschlitzen rein und sagt, der Laster nach Londonderry fährt gleich los. Wahnsinn! Die Stimmung des Teutonen und der Maschine ließ merklich nach. Wir hätten bei der Musik bleiben sollen, war die einhellige Meinung. Wir verließen diesen ehrwürdigen Ort und schlenderten in Richtung Capel Street. Hier wollten wir in einen Pub mit Musik. Dort angekommen winkte das "Slattery's" förmlich nach uns. Die laute Musik war auch nicht zu überhören. Wir stürmten rein und sicherten uns direkt den Platz an der Sonne. Während die anderen beiden beim Guinness blieben, naschte ich mich durch diverse Ales. Herrliche Auswahl und los geht's. Die Musik entwickelte sich zur Discomusik der 90er. Genau unser Ding zu dieser Zeit und passend zum Zustand. Es war zwar nicht mehr viel los, aber das war uns ja egal. Ein paar ü50-Jährige Irinnen schwangen dort das Tanzbein und animierten uns mitzumachen. Zwei Drittel unserer Reisegruppe blieben standhaft. Der Teutone erlag dem Charme der Wuchtbrummen und nahm die Aufforderung an. Als sie dann gegenseitig ihre Hintern aneinander rieben dachte ich, jetzt ist alles zu spät. Wehe der nimmt die mit, dachte ich mir. Nach zwei, drei weiteren Pints machte sich bei mir Müdigkeit breit und wir machten uns auf den Weg zurück zur Unterkunft. Glücklicherweise zu dritt. Vorbei an diversen betrunkenen Nachtschwärmern stolperten wir zum Hotel. Dort angekommen machten wir uns bettfertig und schnarchten im Kanon durch die Nacht.




Der Wecker klingelte mich unsanft aus den Träumen. Puuh Glück gehabt, keinen wirklichen Kater. Dann kann es ja los gehen. Die anderen beiden waren wohl schon deutlich früher wach, nennt sich dann wohl senile Bettflucht. Ab in die Dusche und rein in die Klamotten. Wir suchten uns ein kleines Café und frühstückten erstmal. Da es noch zum Fußball gehen sollte, musste natürlich ein Full Irish Breakfast her. Der Teutone bestellte provokant ein English Breakfast. Das juckte die osteuropäische Bedienung nicht mal im Ansatz. Tja, nicht jeder Gag funktioniert. Zu meinem Frühstück bestellte ich mir den passenden Tee und verbrannte mir zweimal die Zunge. Das geht ja wieder gut los. Nach dem Bezahlen gingen wir zur Tram und fuhren zum Stadion der Shamrock Rovers. Die Bahn hielt gefühlt an jeder Kaffeetasse und so zogen sich die gesamten 40 Minuten Fahrtzeit wie Kaugummi. Da sorgte nicht mal das Essverhalten von drei Hopperfreaks für Erheiterung. Plötzlich meldete sich der Tramfahrer und brabbelte irgendetwas. Keine Ahnung was der wollte. Jedenfalls stiegen wir dann an der Haltestelle "Red Cow" im nirgendwo aus. Warum taten wir das? Weil die anderen es auch taten. Und da einige Trikotträger dabei waren, sollte das wohl richtig sein. Gut 10 Minuten später kam die nächste Bahn und wir fuhren gen Stadion. Nach dem Ausstieg liefen wir die letzten Meter zum Ground. Klein, aber fein. Die Gegend sehr langweilig, aber man kann eben nicht alles haben. Wir gingen durch das sehr enge Stadiontor und suchten uns einen Platz auf der Hintertortribüne. Insgesamt besitzt das Tallaght Stadium 3 Tribünen und fasst gut 8.000 Zuschauer. Angeblich haben die hier 9 Jahre an der Butze gebaut. Fragt man sich was da so lange gedauert hat. Hier spielte nun der Tabellenführer Irlands gegen ein Team der unteren Tabellenregion. Da waren die Erwartungen nicht all zu hoch. Dass diese dann noch unterboten wurden, damit konnte man nicht rechnen, zumal die Rovers aktuell in der Champions League-Qualifikation spielen. Droghedas Fans zeigten ein Banner mit der Aufschrift "Ultras" und auch Shamrock zeigte in seinem Stimmungsblock das sie eine Ultragruppe hatten. Beide sangen ihre Liedchen. Das ließ aber die Spieler ziemlich unbeeindruckt. Die kickten mit hanebüchenen Aktionen munter vor sich hin. Ein Spiel zum vergessen. Dass es im Stadion nicht mal Bier gab, sorgte zusätzlich für einen Stimmungskiller in unserer Reisegruppe "Hässlich". Als wir schon mit einem 0:0 rechneten stolperten die Shamrock Rovers den Ball doch noch ins Tor. Es kam tatsächlich Stimmung auf. Wer hätte das gedacht? Das war der Startschuss zu einem munteren Spielchen in den letzten 10 Minuten. In der 87. Minute erzielte Evan Weir den Ausgleich für Drogheda. Während im Auswärtsblock gefeiert und ein Bengalo gezündet wurde, stellte sich dieser 20-jährige Rotzlöffel vor den Shamrock Rovers-Fanblock und verteilte Küsschen. Diese Liebe wurde ihm allerdings nicht erwidert. Ihm wurde schnell und unmissverständlich gesagt, was man von ihm und seiner Mutter hält. Endlich war hier was los. Wir drei lachten uns kaputt. Hat sich das Hergeeiere doch noch gelohnt. Es erfolgte der Anstoß und wumms, genau dieser Evan Weir latschte an der Mittellinie seinen Gegenspieler direkt um. Das gefielt dem Schiedsrichter so gut, dass er ihm die Rote Karte zeigte. Jetzt kam Weirs große Stunde. Im Conor McGregor-Style stolzierte er genüsslich vom Platz und verteile weiterhin Handküsschen, diesmal zur Haupttribüne. Kann man sich nicht ausdenken, aber der Junge schlief heute mit einem breiten Grinsen ein. Das stand mal fest. Es gab 7 Minuten Nachspielzeit. Abpfiff und schnell weg hier. Wir nahmen die nächste Bahn zurück gen City. Die Maschine maulte herum, wann es denn endlich was zu trinken gäbe. Ich sagte ihm, dass er beim nächsten Programmpunkt was bekomme. "Bier?"- "Nein." - "Na toll!" Die Stimmung wurde nicht besser.

Als nächster Programmpunkt stand ein Besuch in der Pearse Lyons-Distillery an. Hier wartete ein Whiskey Tasting auf uns. Die Distillery ist in einer ehemaligen Kirche untergebracht. Haben die sehr interessant und informativ gemacht, keine Frage. Auch bei den 5 Whiskeys die zur Verköstigungen standen sind für Liebhaber bestimmt feine Sachen dabei. Wir merkten aber relativ fix, dieses Gesöff wird nicht unseres, nicht mal mit Cola. Wir tranken die 5 Dinger und zuckten mehr oder weniger mit den Schultern. Einzig der Bonus Gin machte Lust auf mehr, war aber leider ohne Tonic Water. Nach dem das Tasting vorüber war, bat ich den Pförtner uns ein Taxi zu rufen. Sie rufen hier generell keine Taxis. Wir sollen uns auf der Straße eines anhalten, erhielt ich als Antwort. Danke für nichts, du Irish Knob Head! Glücklicherweise ergatterten wir fix ein Cab und ließen uns zum Shelbourne Park Greyhound Stadium fahren. Der Pöbel ist gerne unter sich, also ist das genau die richtige Adresse für uns, um den Abend einzuleiten. Ab zum Hunderennen. Unterwegs schwatzten wir mit dem Taxikutscher und er gab uns den Tipp, den Abend nicht in Temple Bar zu verbringen, sondern in und um die Camden Street. Hier sei es günstiger und die Dubliner gingen dort aus. Das klingt doch gut. An der Hunderennbahn angekommen, erwarteten uns schon Tierschützer, die gegen die Hunderennen protestierten. Mein Einwand, dass sie sich nicht so anstellen sollen, denn es würde ja immerhin niemand auf den Hunden reiten, blieb leider ungehört. Sehr ignorante Leute, diese Hundefreunde. Wir passierten den Eingangsbereich und steuerten direkt die Bar an. Endlich ein Pint, endlich ein Guinness. Wir machten uns mit dem Ort des Geschehens vertraut und schauten im Racebook nach, wann die Veranstaltung beginnen würde. Es war noch genügend Zeit bis zu den ersten Rennen. Folglich nahmen wir unser Dinner ein, Fish & Chips. Ein besseres Mahl konnte es in dieser Umgebung nicht geben. Fritiertes Sodbrennen aus einer Pappschachtel. Ehrlich gesagt, es war ziemlich lecker. Das Publikum war sehr einfach gestrickt. Die Upperclass mag sich in Ascot oder Chletenham blicken lassen, hier tummelte sich die Working Class. Zu den Rennen waren einige hundert Zuschauer gekommen. Teils in Abendgardrobe, zum Teil aber auch leger angezogen. Manche aber auch einfach im Jogger. Wir machten uns mit den Hunden der ersten Rennen bekannt. Intern sagten wir die Sieger voraus. Hier zeigte der Teutone ein gutes Händchen. 4 von 9 Siegern hatte er richtig. Als er 5 Euro auf seinen Kläffer setzte, haute er in den Sack und verlor. Mein Favorit lief im Rennen 6. Laut Buchmachern war er nicht der Topfavorit auf den Sieg. Aber auch Außenseiter sind nicht chancenlos. Jedenfalls hatte er die größte Fangemeinde. Sein Name: Pablo Escobark! Voller Zuversicht setzte ich 6 Euro auf Sieg! Das Rennen startete und er setzte sich erstmal an das Ende des Feldes und beobachtete das Renngeschehen. Ich hatte das Gefühl, er kontrolliert so das Feld und wird im richtigen Moment den Turbo zünden. Das war tatsächlich seine Taktik. Von der Tribüne wurde er lautstark mit "Vamos Pablo!" unterstützt. Gerade als er den Turbo zünden wollte, war das Rennen auch schon vorbei. Die Töle wurde abgeschlagener Letzter! Würde mich nicht wundern, wenn er an diesem Abend noch zu einem chinesischen Restaurant gebracht wurde. Meinen Kummer spülte ich mit einem weiteren Guinness hinunter. Während der anderen weiteren Rennen widmeten wir uns vermehrt der Beobachtung der anderen Besucher. Fazit des Besuches, eine unterhaltsame Veranstaltung. Eine weitere Erkenntnis war, dass die Größe des Kleides einer Frau nicht unbedingt etwas mit der tatsächlichen Größe zu tun haben muss. Frei nach dem Motto: Wenn mir Kleidergröße 42 passt, dann kann ich auf jeden Fall auch die 36 tragen. Wer abends schon mal in Manchester, Newcastle oder Leeds unterwegs war, der kennt dieses Phänomen. Nach Rennen 9 machten wir uns auf den Weg und suchten uns ein Taxi. Für uns war Pubtime angesagt.



Mit dem Cab fuhren wir in Richtung Camden Street Upper, verließen aber das Gefährt an der Wexford Street. Wir gingen die Straße hoch und runter. Hier war eine Menge los. Allerdings hatten wir keinerlei Lust uns in eine der langen Warteschlangen zu den Clubs und Bars einzureihen. Deshalb steuerten wir den Pub "The Landmark" an. Vorbei am Türsteher und erstmal an die Bar. Über die Lautsprecher spielten sie Musik, die sich verdächtig nach Live-Musik anhörte. Allerdings war keine Band zu sehen. Komisch. Während die beiden anderen sich angeregt unterhielten, schaute ich auf einem der Monitore UFC aus London. Bier trinken und zu sehen wie andere sich gewaltig den Frack schrubben. Gibt schlimmere Abende. Erst nach mehreren Toilettengängen bemerkten wir, dass es im ersten Stock, gegenüber der Toilette, einen weiteren Gastraum gab. Hier spielte ein Duo live seine Lieder. Wir drei Trottel gesellten uns nun in den neuentdeckten Raum. Es dauerte nicht lange und wir hatten einen Tisch und erfreuten uns an der Musik. Der Sänger und Gitarrist sowie seine Violinistin waren recht gut und so genossen wir den Abend. Die Jungs labten sich am Guinness und ich trank mich durch die angebotenen Ales und fütterte die Beer-App. Irgendwann kam ein Schwung Holländer in die Szenerie und feierte die Musik ebenfalls. Wir hatten eine Menge Spaß, aber irgendwann endet jeder Abend mal. So auch hier. Die zwei Musiker beendeten ihr Konzert und wir brachen auf und wollten Richtung Hotel. Wir liefen mit Google Maps in Richtung Norden. Sollten wir ein Taxi erspähen, es sollte unseres sein. Nach gut 15 Minuten Marsch waren wir im Stadtzentrum. Aus einer Seitenstraße drang laute Musik in meine Ohren. Der Radar ging an und ich überzeugte die Herrschaften nochmal kurz einzukehren. Auf ein Bier. Nur eines. Somit landeten wir im "l'Gueuleton", einem französischen Restaurant. Die Mitarbeiter räumten sämtliche Tische und Stühle hinaus und so entstand eine Art Tanzfläche. Zumindest war der freie Platz eine für mich. Die Dancebeats holten mich komplett ab und somit schwung ich das Tanzbein so gut wie es in dem Zustand noch ging. Die Maschine klagte zum Glück nicht über seine Verletzung und zog voll mit. Der Teutone glänzte am Abend zuvor mit diversen Tanzmoves, heute war wohl eher mein Abend. Zumindest erheiterte ich meine Begleiter. Nach dem ein oder anderen weiteren Pint, machten wir uns mitten in der Nacht dann doch weiter Richtung Unterkunft. Wie es oft im bewusstseinserweiternden Zustand ist, gelüstete es uns nach einem Nachtsnack. Normalerweise presst man sich irgendeinen Schlangenfraß rein. Nicht so wir. Wir steuerten einen mexikanischen Imbiss an und holten uns einen Burrito. Ehrlich gesagt, der war verdammt gut. Gefühlt wog der ein Kilogramm, aber er war richtig gut. Gesättigt und zufrieden schlichen wir ins Hotel, Nachtgewand angezogen und ab ins Bett. Gute Nacht.




Am nächsten Morgen hielt sich der Kater erneut in Grenzen. Schnell duschen, packen und raus aus dem Hotel. Heute war für die Iren ein sehr großer Tag. Es fand das All Ireland Finale im Gaelic Football im Croke Park, dem viertgrößten Stadion Europas, statt. Wir steuerten einen Pub in der Nähe des Hotels an. Dieser war schon jetzt sehr gut besucht. Hier war so einiges los. Mit dem Fahrstuhl wollten wir auf die Dachterrasse im zweiten Stock. Allerdings fuhr das wenig vertrauenswürdige Ding nur, wenn jemand von außen die Tür zuhielt. Oben angekommen bemerkten wir, es gab nur Irish Breakfast oder irgend einen vegetarischen Quatsch. Das wollten wir heute allerdings nicht und somit verließen wir den Pub und gingen erneut in das Café vom Vortag. Ich nahm ein Sandwich mit irgendeinem Zeug drauf sowie einen Tee. Um mir nicht wieder das Maul zu verbrennen, ertränkte ich den Tee in kalter Milch. Schmeckte zwar wie eingeschlafene Füße, aber es war nicht schmerzhaft. Wir zahlten und hätten gerne die Atmosphäre des Finales aufgesogen, aber wir hatten die Sorge, am Flughafen könnten wieder chaotische Zustände herrschen und es sei besser frühzeitig dort zu sein. Wir drängten uns durch die Fanmassen von Galway und Kerry und warteten am Bus Stopp auf den Airport Shuttle. Als dieser kam wollten wir schon einsteigen, allerdings hatte der Buslenker etwas dagegen. Mist, falsche Company. Wir machten uns auf die Suche nach unserer Haltestelle. Nach langer Odyssee und Frust fanden wir sie endlich. Leider fand mich irgendein Vogel und schiss mir erstmal schön auf die Umhängetasche. Glück im Unglück, hätte auch das Hemd sein können. Auf dem Weg zum Flughafen bemerkten wir, dass der Teutone von Terminal 1 abfliegen würde, während wir zu Terminal 2 mussten. Kurzer Abschied im Bus und nix wie raus. Im Bus bemerkten wir die holländischen Saufnasen von gestern Abend. Dublin ist kleiner als gedacht. Am Flughafen trauten wir unseren Augen nicht. Weder beim Check-In noch bei der Sicherheitskontrolle war eine Warteschlange. Nichts. Glückwunsch, denn jetzt hängen wir 3 Stunden am Gate herum. Weil wir nichts besseres zu tun hatten, suchten wir die nächst beste Lokalität mit Fernseher auf. Ich hatte die naive Vorstellung, es könne das das Gaelic Football Spiel gezeigt werden. Nee, stattdessen lief ein katholischer Gottesdienst. Prima. Wir holten uns ein Guinness und warteten. Nach dem Pint holten wir uns....noch ein weiteres Pint. Was willste machen?? Kurz vor Anpfiff kam eine Servicekraft und schaltete um und ermöglichte uns die erste Halbzeit des Spiels zu sehen. Vor dem Fernseher tummelten sich eine Menge Iren und erfreuten sich am Finale. Die Maschine und ich verfolgten das Treiben auf dem Spielfeld und verstanden nichts. Gar nichts! Der Ball wird getragen, geschossen, mit der Faust nach vorne geboxt und es gibt Torhüter, aber auch ein Footballgestänge. Keine Ahnung wie das Spiel wirklich geht. Nach dem zweiten Pint hieß es Abschied nehmen. Wir gingen zum Borden und sagten Good bye Dublin. Im Flugzeug scheuchte die Maschine eine reife Dame auf um an seinen Fensterplatz zu gelangen. Ich verstaute das Handgepäck und kurz bevor ich ebenfalls meinen Sitzplatz einnehmen wollte, hockte sich die Eule wieder hin. Da ich den Mittelplatz hatte, teilte ich ihr freundlich mit, sie müsste noch mal kurz aufstehen. Sie fuhr mich an, warum ich nicht schneller gemacht habe, denn jetzt müsse sie nochmal aufstehen. Mit großen Augen sah ich sie an und antwortete nur "Wow wow wow!" Wir warteten bis alle Passagiere ihren Platz eingenommen hatten und dann startete die Aer Lingus-Flugbegleiterin mit ihren Sicherheitshinweisen. Aus der zweiten Reihe hatten wir einen guten Blick auf diese. Just in diesem Moment nahm die alte Schabracke ihr Handy in die Hand und telefonierte mit ihrer Tochter. Die Maschine und ich sahen uns nur an. Sie bekam direkt einen Rüffel und sollte ihr Telefon ausmachen. Das interessierte diese wiederum gar nicht. Keine Minute später wurde sie erneut ermahnt, wieder ohne Wirkung. Jetzt wurde es der Stewardess zu bunt. Sie unterbrach die Ansprache und drohte dem Kapitän Bescheid zu sagen und sie des Flugzeuges zu verweisen, wenn sie nicht umgehend ihr Telefon ausmachen würde. Ich bot an, der Alten eine zu batschen. Das Angebot wurde wortlos ignoriert. Die Olle sah mich an, ich sie. Gehen wir mal davon aus, dass wir keine Weihnachtsgeschenke austauschen werden. Der Rückflug war sonst ereignislos, zumindest in der Zeit, in der ich nicht geschlafen habe. Am Zielflughafen angekommen durften wir auf dem Rollfeld den Flieger verlassen. Uns erwarteten 33° statt den angenehmen 22° in Irlands Hauptstadt. Die Einreise funktionierte problemlos und wir machten uns auf den Weg nach Hause. 




Ein angenehmes und kurzweiliges Wochenende ging zu Ende. Billig war es nicht, aber Lebensqualität kostet nun mal. Das Finale im Gaelic Football endete im übrigen Kerry 0-20 Galway 0-16. Keine Ahnung was das bedeutet oder wie das Ergebnis ausgesprochen wird. Jedenfalls hat der Favorit und Rekordsieger Kerry gewonnen.











Wo geht es wohl als nächstes hin?