Montag, 13. April 2020

Kurztrip nach Schottland


Hibernian Edinburgh - Heart of Midlothian 1:3 (0:0)

Easter Road Stadium,  Zuschauer: 20.197,  Auswärtsfahrer: ca. 3.000  (03.Mär. 2020)

Glasgow Rangers - Hamilton Academical 0:1 (0:0)

Ibrox Stadium,  Zuschauer: 48.167,  Auswärtsfahrer: ca. 80  (04. Mär 2020)


Nach einem arbeitsreichen Montag hieß es wieder Tasche packen, denn am Dienstagmorgen sollte es zum ersten Mal nach Schottland gehen. Ursprünglich war das Lokalderby in Edinburgh für Mittwoch terminiert gewesen. Somit war der Plan, mittwochs an die Easter Road zu gehen, dann zwei Tage Sight- und Pubseeing und samstags dann dem Tynecastle Park ebenfalls einen Besuch abzustatten. Am Sonntag sollte der Trip dann mit Rugby und dem Spiel Schottland - Frankreich im Six Nations Tournament einen goldenen Abschluss finden. Der Plan stand und wurde für gut befunden. Doch leider machten mir die SFA als auch das Coronavirus einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Zum einen wurde das Derby in der schottischen Hauptstadt auf Dienstag vorverlegt und zum anderen das Rugbyspiel wegen der Coronakrise in den Oktober verlegt. Die Planungen wurden über den Haufen geworfen und somit wurde aus der langen Reise mal wieder eine Fahrt mit kleinem Zeitfenster. Leider ließ sich diesmal keiner motivieren ebenfalls mitzukommen. Vom Anwalt, dem Braumeister als auch von den heimischen Eierdieben kamen nur Absagen oder Ausreden. Die Brut aus Südlondon bewegt sich aus Prinzip schon nicht in den Norden, ins gefühlte Ausland. Somit trat ich diesen Ausflug alleine an.

Zur regulären Aufstehzeit quälte ich mich aus dem Bett und richtete mich im Bad her. Danach schnappte ich mir die Tasche und nahm gemütlich die Bahnen in Richtung Flughafen. Unterwegs wurde mir bewusst, dass mein Zeitmanagment suboptimal war und ich mir, warum auch immer, eine Stunde zu wenig eingeplant hatte. Am Flughafen angekommen, schnell die Skybahn zum Terminal 2 bestiegen und ab zum Gate. Diesmal sollte ich der Hansa untreu werden und mit British Airways fliegen, erst nach London, dann weiter nach Edinburgh. Da mein Abfluggate schon angezeigt wurde, wollte ich nur noch schnell durch die Sicherheitskontrolle durch. Denkste! Der übermotivierte Mitarbeiter behauptete frech, es sei eine Flasche mit einer Flüssigkeit im Inneren der Tasche. Ich versuchte ihm verständlich zu machen, ich hätte heute nicht mal Zeit gehabt, unterwegs etwas zu mir zu nehmen, geschweige denn, mir etwas zu kaufen. Er sah mich an, öffnete die Tasche und zog eine Flasche Cola light heraus. Kurzes Schweigen! Mir fiel wieder ein, dass ich die wohl auf dem Rückweg von Düsseldorf nach Frankfurt erworben hatte. Da wir das nun geklärt hatten, fragte ich ihn freundlich, ob ich sie nun haben könne. Nöö, konnte ich nicht. Ab in den Mülleimer damit. Da diese ganze Aktion doch etwas Zeit in Anspruch nahm war kein zeitlicher Puffer mehr da. Wegbier ade! Somit ging ich durstig in den Linienbomber und hob Richtung Insel ab. Da ich lieber die günstigere Variante wählte, musste ich in London zwischenlanden und umsteigen. Hierfür hatte ich knapp 40 Minuten Zeit. In der Abflughalle steuerte ich den erstbesten Zapfhahn an und gönnte mir ein überteuertes London Pride. Herrlich! Dank mangelnder Reisebegleitung schwelgte ich in Erinnerungen und schwupps war die Zeit herum. Ich leerte überstürzt mein Glas und setzte zum Spurt quer durch den Abflugbereich zu meinem Gate an. Wieder auf den letzten Drücker kam ich zum Boarding und nahm meinen Platz ein. Da BA, ähnlich wie Ryanair, für jeden Mist seinen Gästen Kohle aus der Tasche leiert, war das erneut ein trockener Flug. In Schottlands Hauptstadt angekommen, suchte ich mir meinen Weg zur Tram und fuhr entspannt in die City. Die 30 Minuten nach Edinburgh, vorbei an Murray Field, ließ ich auf mich wirken. Das scheint hier mein Fall zu werden. Als ich die Innenstadt erreichte, begab ich mich zu Fuß zum Hotel. Einchecken, Handy laden und fix was zu Essen organisieren.

Nachdem ich mich gestärkt hatte, machte ich mich stadionfertig und begab mich in die Rose Street in der New Town. Hier entdeckte ich einige einladende Pubs und steuerte als erstes die "The Rose Street Brewery" an. Netter Pub, ab an die Theke und ein Ale bestellt. Nach dem ersten Schluck nahm ich Kontakt zum Scotsman auf. Über sehr gute Kontakte nach Münster, war es mir möglich, für dieses Derby ein Ticket zu ergattern. Hierfür noch mal Danke, großer Meister. Da der Highlander allerdings noch an der Arbeitsstelle weilte, verabredeten wir uns vor Spielbeginn direkt vor dem Eingang. Gut, die Rahmenbedingungen stehen, also bekommt ein weiteres Ale eine Chance. Als nächstes steuerte ich "The Abbotsford" an. Mein Plan war es, auf dem Weg zur Bushaltestelle der ein oder anderen Gaststätte einen Besuch abzustatten. Das "Abbotsford" glänzte durch eine 360°-Theke. So gefällt mir das, das Wesentliche im Mittelpunkt. Nach weiteren zwei Pints machte ich mich auf den Weg zum Bus in Richtung Stadion. Nachdem meine App in Bella Italia so grandios versagt hatte, hier zeigte sie ihr ganzes Können. Ich fand auf Anhieb den richtigen Bus und wir fuhren durch den Feierabendverkehr in Richtung Stadion. Als ich das Flutlicht der Easter Road aus dem Bus heraus erspähte, entschloss ich mich auszusteigen und den Rest zu Fuß zurück zu legen. Aus dem Bus heraus und schon erblickte ich "The Safari Lounge". Dieser Pub war eine herrliche Bruchbude. Aber die Vernunft siegte und ich marschierte vorbei am Meadowbank Shopping Park zum Stadion. Noch fix durchs Wohnviertel und schon stand ich vor dem Stadion...am Gästeblock. Hier war ich definitiv falsch. Ich drehte eine Runde um den Ground. Schon ein hübsches, britisches Stadion. Die Coppers waren präsent, aber völlig entspannt. Ein Blick auf die Uhr gestand mir noch etwas Zeit ein und ich suchte mir einen Pub mit Heimfans. Ich entscheid mich für den Pub "The Iona Bar". Warum? Hier wurde gegröhlt, es war voll und abgeranzt. Ich öffnete die Tür und mir flog eine Dunstwolke aus ausgedünstetem Alkohol, Männerschweiß und Modergeruch entgegen. Dazu erklangen aus den Boxen "The Undertones" mit "Teenage Kicks" bei gefühlten 35° Pubtemperatur. Mit Schieben und Drängeln ackerte ich mich zur Theke vor und bestellte mir mein erstes Tennent's. Schmeckt gut. Im Pub wurden immer wieder Fussballsongs angestimmt. Ich stellte mich an die Wand und ließ das Treiben auf mich wirken. Irgendwann wollte ich kurz Luft schnappen und stellte mich in die Eingangstür. Dort blieb ich aber keine 2 Minuten stehen. Eine der Thekenmitarbeiterinnen schob mich unsaft zurück in den Pub und raunzte mir etwas ziemlich unverständliches entgegen. Muss wohl sowas wie "Draußen nur Kännchen" gewesen sein. Gut, eventuell auch nur, dass man die Gläser nicht mit rausnehmen soll. Keine Ahnung! Ich trank nach einer Weile aus und ging Richtung Stadion. Es waren nur noch 15 Minuten bis Spielbeginn und ich traf mich mit dem Highlander vor dem Eingang. Er kannte mich nicht, ich ihn nicht. Wir machten uns fix bekannt. Er stellte mich seinen Lads vor und es passte von Beginn an. Here we go.

Wir betraten 5 Minuten nach Spielbeginn den Unterrang der Hintertortribüne. Hinter der letzten Reihe stellten wir uns hin und die Jungs beflaggten ihren Bereich mit ihrem grünen Banner. In der ersten Halbzeit war es ein Gekicke wie bei Millwall. Schnell, harte Zweikämpfe, wenig Spielkultur, aber Leidenschaft pur. Auf den Rängen war die gegenseitige Abneigung durchaus spürbar. Die Hearts als Tabellenletzter schlugen im letzten Spiel die Glasgow Rangers und schmissen sie somit aus dem Pokal. Die hatten also Selbstvertrauen und waren die bessere Mannschaft. Mit 0:0 ging es in die Halbzeit. Warum auch immer, aber der Heimanhang hatte kein Vertrauen in sein Team. In der zweiten Halbzeit zeigte sich auch warum. Die Hearts dominierten das Spiel und gingen folgerichtig auch 2:0 in Führung. Die Stimmung bei den Hausherren war nun völlig dahin und sie beschränkten sich auf das Bepöbeln der Gäste. Diese schienen das zu genießen und provozierten ohne Unterlass. Meine Begleiter waren irgendwann komplett bedient, nahmen ihre Fahne ab und verabschiedeten sich. Ich fragte, ob wir noch auf ein Pint gehen wollen. Sie lehnten dankend ab, beschimpften ihr Team und gingen. Tja, das hatte ich mir anders vorgestellt. Aber ich kann es verstehen, glänzt doch der eigene Verein immer wieder mit indiskutablen Derbyauftritten. Ich schaute mir das Geschehen weiter an. Am Ende siegten die Hearts mit 3:1. Unter dem Strich muss ich zugeben, vom Assi- und Pöbelauftritt hat mich Heart of  Midlothian überzeugt.

Nach dem Spiel bauten die Coppers eine beeindruckende Straßensperre auf. Das letzte Mal das ich so ein Ding sah, war in Sheffield als Millwall da gegen United spielte. Ich musste mir einen anderen Weg zur Bushaltestelle suchen. Diese fand ich dann auch und wollte dann entspannt zurück zur Rose Street. Da wollten noch einige Pubs besucht werden. Der Bus war gut gefüllt, mit lauter sozialschwachen Assis in Grün-Weiß. Ich machte es mir in der letzten Reihe gemütlich und beobachtete das Schauspiel. Wenn der Bus fuhr, provozierten die Insassen die vorbeilaufenden Hearts-Supporters auf das übelste. Sobald der Bus an einer Ampel hielt oder eine Haltestelle ansteuerte, waren sie still. Dann schlugen die Kollegen außerhalb des Busses mit den Händen an die Scheiben. Das war schon lustig anzusehen. Ich wartete nur darauf, dass ein Spitzbube endlich eine Flasche oder Glas gegen die Fensterscheiben schleuderte. Auch diesmal wurde ich enttäuscht. Sie sind hier oben ja dann doch ganz nett, die Schotten. In der City angekommen, hatte ich vor den Bus zu verlassen, doch vor mir wollten zwei Hibs-Supporters im Teenageralter doch nicht aussteigen und blieben lieber in der offenen Tür stehen. Lag möglicherweise daran, dass draußen ein Schwung Hearts stand, die sie zum Tanz aufforderten. Der Akzent ist teilweise echt nicht leicht zu verstehen. Ich schob den einen unsanft aus dem Gefährt, denn für so einen Quatsch hatte ich nun wirklich keine Zeit. Ich ging nach rechts weg und hörte hinter mir nun ein lautes Gezeter und Geschreie. Da es hier weder mein Zirkus, noch meine Affen sind, ging ich seelenruhig von der Princes Street zur Rose Street. Dort kehrte ich in den Pub "The Kenilworth" ein. Auch hier fand sich eine 360°-Theke. Ich orderte mein Ale und ließ mich auf einem Ledersessel nieder. Leider herrschte hier Totentanz. Außer mir war nur noch ein Pärchen anwesend, das verzog sich aber schnell. Ich trank aus und ging die Rose Street ein Stückchen weiter. Hier entdeckte ich den "Rose & Crown"-Pub. Hier war deutlich mehr los. Ich setzte mich an die Theke und  orderte mich quer durch die ansprechenden Schilder an den Zapfhähnen. Neben mir saß ein älterer Zecher der das Mädel hinter dem Tresen zutextete und dabei einen Whiskey nach dem anderen vernichtete. Stabil für einen Dienstagabend. Die Tür ging auf und eine Hand voll Spanierinnen betraten den Laden. Sie waren auch alles andere als nüchtern und pflanzen sich auf zwei Sofas vor dem Fenster. Irgendwann fingen sie an zu den Klängen der Musik zu tanzen. Hier war was los. Weit nach Mitternacht saß ich mit dem Whiskeykenner alleine im Pub. Das Personal stellte schon die Stühle auf die Tische. Das war wohl die Aufforderung zu gehen. Folgerichtig bestellte ich noch ein weiteres Pint und genoss dieses sichtlich. Danach wackelte ich zurück in die Unterkunft und legte meinen müden Körper zufrieden ab.




Am nächsten Morgen machte ich mich dann doch eher später als früher auf, um etwas Tourikram zu unternehmen. Da ich nur wenig Zeit in dieser Stadt verbringen konnte, entschied ich mich, hoch zum Edinburgh Castle zu gehen und anschließend die Royal Mile hinunter zur Queens Gallery zu laufen. Danach sollte es nach Glasgow gehen. Am Castle angekommen, ließ ich die Aussicht auf mich wirken. Eine Stadt mit hohem Wohlfühlfaktor. Nach einer Weile ging ich dann die Royal Mile hinunter. Glücklicherweise tummelten sich hier überraschend wenige Touristen. Einige hübsche Pubs winkten förmlich nach mir. Aber ich blieb standhaft. Nach zweidrittel der Wegstrecke entdeckte ich eine absolute Schönheit. Einen uralten Pub aus Stein mit Türmchen und Uhr, "Tolbooth Tavern"!! Leider hatte er zu. Wirklich ärgerlich. Als ich das schottische Parlament passiert hatte und mir die Queens Gallery ansah kam dieses Kribbeln über mich. Ich musste zurück zu diesem urigen Pub. Als ich diesen erreichte, waren die Türen allerdings weiterhin verschlossen. Ich lief zum Hintereingang, aber auch da fand ich keinen Einlass. Ich googelte die Öffnungszeiten und sah, dass der seit 5 Minuten offen haben sollte. Ich schaute durch das Fenster und sah eine ältere Dame hinter dem Tresen. Ich ging wieder zur Eingangstür und klopfte. Ich klopfte morgens, an einem Mittwoch, an einer Pubtür und wollte hinein. Wie verzweifelt kann man sein? Das Mütterchen öffnete und schaute mich irritiert an. Ich fragte sie, ob sie nicht auf hätten? Sie nickte und ließ mich hinein. Ich schaute mich um und fand es direkt gemütlich. Ich orderte ein Belhaven Best und setzte mich in eine Ecke. Ich las eine weile und labte mich am Ale. Dann sollte das mein Frühstück sein. Zum Mittagessen kamen dann andere Gäste. Ich war glücklich mit dem was ich hatte. In mir reifte die Entscheidung etwas länger hier in Edinburgh zu bleiben und erst später nach Glasgow zu fahren. Beide Städte kann ich mir sowieso nicht ansehen, dann bleib ich halt noch hier. Nach gut zwei Stunden machte ich mich zurück zum Hotel, um meine Tasche zu holen. Unterwegs deckte ich mich noch fix mit Proviant ein und fuhr dann gemütlich nach Glasgow. Hier sollte am Abend ja das nächste Spiel warten.

In Glasgow angekommen checkte ich schnell bei der osteuropäischen Schönheit am Empfang ein und bezog mein Zimmer. Im Flur war Teppich im Tartanmuster verlegt, gefällt mir. Warum mitten im Badezimmer eine Säule verbaut wurde, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis des schottischen Architekten. Dann bemerkte ich, dass ich meinen Adapter im Zug hatte liegen lassen. Na prima, jetzt hatte ich schon wieder ein enges Zeitfenster, denn ich blieb ja länger in Edinburgh als geplant, und dann sowas. Ich dackelte wieder runter zur Russen-Olga und fragte sie, wo ich hier einen neuen erwerben könnte? Unfassbar umständlich erkärte sie mir wo ich einen bekommen könne. Ich konnte ihr kaum folgen. Oder ich könne für ein Pfund einen bei ihr kaufen. Danke, Svetlana, das hätten wir aber auch schneller abhandeln können. Zurück im Zimmer lud ich das Handy und machte mich im Bad spieltagfertig. Bevor ich mich mit der Metro zum Ibrox Stadium begeben wollte, hatte ich schon wieder Durst. In der Nähe meiner Unterkunft befand sich ein "Wetherspoons". Dem Geezer aus Saarbrücken wäre beim Anblick wahrscheinlich wieder feucht im Schlüppi geworden, aber ich mag diese Großraumpubs in der Regel nicht so gerne. Diese sind zwar preislich attraktiv, aber erinnern mich eher an Bahnhofshallen. Ich steuerte einen Pub etwa 30 Meter weiter an. "The Waterloo" war recht gut gefüllt und ich bestellte bei der kurzhaarigen, blondierten Wallküre ein Tennent's. Als mir dann ein junger Mann von der Seitentheke erst zuzwinkerte und dann zuprostete, wurde ich doch etwas stutzig. Ich schaute mich um und bemerkte dann, dass hier fast ausschließlich Männer herumsaßen und der Laden doch sehr blumig eingerichtet war. Spätestens die Regenbogenfahne über der Theke ließ die Situation endgültig klarer werden. Ich trank aus und lief zur Metro. Als ich den Pub verließ, schaute ich noch mal zurück. Ich hätte schwören können, als ich den Pub betrat war dieser von außen noch nicht knallig lila gestrichen. Ich nahm die Metro zu Ibrox. Hier musste ich noch mein Ticket am Ticket Office abholen. Ich trat aus der U-Bahn-Station heraus, ging um zwei Ecken herum und sah diese Schönheit. Das Ibrox Stadium ist schon ein imposantes Gebäude. Tradition pur und ein richtig schönes Backsteingebäude. Schnell das Ticket geholt, dazu ein Programm sowie zwei Pins.




Da es noch viel zu früh für den Stadionbesuch war umrundete ich selbiges und ging dann zum Fish & Chips-Shop "The Sportsman". Hier bestellte ich dann den Klassiker mit Vinegar auf den Fritten. Schon während des Essens entwickelte sich ein standesgemäßes Sodbrennen. So gehört sich das. Direkt gegenüber befand sich "The Louden Tavern". Mehr Supporter Pub geht nicht mehr. Komplett in Vereinsfarben mit unzähligen Erinnerungsstücken, Wimpeln und Bildern dekorierter Pub von Fans für Fans. Ich holte mir das nächste Belhaven Best, von denen noch einige folgen sollten und sog die Atmosphäre auf. Zwischenzeitlich lief
immer wieder eine Servierkraft mit Sandwiches für lau herum. Die ideale Einstimmung für dieses Spiel. Der Helm war nun schon gut lackiert und ich machte mich auf den Weg rüber ins Stadion. Das Drehkreuz war schnell passiert und ich nahm die Treppen in Richtung Oberrang. Von außen ist dieses Stadion schon eine Ansage, aber von innen ist es echt ne Art Offenbarung. Kein Luxus, kein steriler Mist, kein Chi Chi, einfach nur ein Stadion für den rustikalen Arbeitersport Fußball. Genau so will man das. Das pure Gegenteil der heutigen Arenen. Da ich noch etwas Zeit hatte, dachte ich mir, ich könne mir noch ein weiteres Pint vor dem Spiel gönnen. Haste dir so gedacht, Naschkatze! Hier gab es nur Fanta, Tee und all den anderen Mist. Aber kein Bier, nicht ein einziges. Gut, dann ging ich nochmal austreten und wollte mich auf meinem Platz begeben. Im Stadioninneren war ich etwas überfordert meinen Platz zu finden, deshalb fragte ich einen Steward. Ich war mir sehr sicher einen Platz in der ersten Reihe des Oberrangs zu haben. Nee, meinte er. Ich hätte einen in der letzten Reihe des Oberrangs. Da war er sich sehr sicher. Herzlichen Glückwunsch! Schon blöd, wenn man einen Stadionplan nicht lesen kann und sich mal wieder so einen Rotz gebucht hat. Ich setzte mich auf meinen Platz und das Stadiondach schloss direkt mit der gegenüberliegenden Außenlinie ab. Der Gästeblock oder die anderen Tribünen waren nicht zu sehen. In Halbzeit zwei setzte ich mich zwar 4 Reihen weiter vor, änderte aber nicht wirklich viel. Sicht auf das Spielfeld war gegeben, aber auf den Rest halt nicht.

Der sportliche Faktor ist schnell erzählt. Die Rangers hatten im Spiel zuvor überraschend gegen die Hearts den kürzeren im Pokal gezogen und schieden aus, gegen den Tabellenletzten. Durch den gestrigen Sieg der Hearts war nun Hamilton neuer Tabellenletzter. Die Rangers waren klar das überlegene Team und zu dämlich sich gute Chancen herauszuspielen. Hamilton beschränkte sich auf Spielzerstörung und setzte sich lediglich mit Kontern und harten Zweikämpfen in Szene. Fußballerisch ein Desaster. Die Stimmung war angespannt und wenig euphorsich. Als die Gäste in der zweiten Hälfte mit ihrer ersten wirklich gelungenen Offensivaktion das 1:0 in die Maschen stolperten, kippte die Stimmung komplett. Am Ende wurden Steven Gerrards Spieler sogar ausgepfiffen. Das Stadion leerte sich zum Schlusspfiff immer mehr. Nach Spielende schaute ich mich noch mal um. Herrliches Stadion. Gehört mit der alten White Hart Lane, dem Villa Park und Hillsborough zu den Schönsten, in denen ich je sein durfte. Leider war das Gekicke nicht standesgemäß. Ich ging zurück zur Metrostation und war dennoch zufrieden. Hier bildete sich eine meterlange Schlange, um die Fans abzutransportieren. Sich da nun einzureihen machte überhaupt keinen Sinn. Stattdessen wollte ich etwas sinnvolles machen und kehrte wieder in "The Louden Tavern" ein und nahm zur erneuten Abwechslung ein weiteres Belhaven Best zu mir. Hier war es nun nicht mehr ganz so voll wie vor dem Spiel, aber dafür wurden nun zu den Sandwiches auch noch Pies gereicht. Ich lehnte dankend ab, denn der Geschmack des letzten Pies aus Stoke lag immer noch pelzig auf meiner Zunge. Als sich die Schlange zur Metro aufgelöst hatte, nahm ich eine der letzten Bahnen zurück Richtung Unterkunft.

Aber irgendwie hatte ich noch keine Lust ins Bett zu gehen. Somit kehrte ich noch mal zur Verlängerung in "Delhoms Bar" ein. Hier fand ein Karaokeabend statt. Ich holte mir zur Abwechslung ein Ale und betrachtete das Treiben. Offensichtlich waren hier einige Arbeitskolleginnen unterwegs und feierten sich selbst. Sie gaben alles und es war lustig mit anzusehen. Ich blieb gut eine Stunde und hatte meinen Spaß. Dieser verflüchtigte sich, als sich drei deutsche Groundhopper neben mir plazierten und irgendeinen Stuss laberten. Nicht zum aushalten. Als mich einer dieser Vögel anquatschte und irgendwas fragte trank ich aus, sagte "NO!" und ging. Keine Ahnung was der eigentlich wollte, aber meine Antwort erschien mir aus meiner Sicht passend. Zurück im Hotel legte ich mich ab und schlief zufrieden ein. Am kommenden Morgen saß ich um 9:00 im Bus zum Airport. Nach dem Einchecken gönnte ich mir endlich ein Full English...ähh...Scotisch Breakfast und trank mein letztes Tennent's. Nachdem ich in London Heathrow ankam musste ich zwei Stunden Wartezeit bis zum Anschlussflug überbrücken. Das ging natürlich mit zwei London Pride wesentlich einfacher als ohne. Der Rückflug nach Rhein-Main war ereignislos. Zurück zu Hause war ich froh auch diese Tour gemacht zu haben, denn wie es sich andeutete, sollte dies vorerst die letzte Tour dieser Art gewesen sein.

Bleibt gesund und Casual 4 life!







Sonntag, 5. April 2020



Fortuna Düsseldorf & Millwall FC


Fortuna Düsseldorf - Hertha BSC 3:3 (3:0)
Merkur Spiel-Arena,  Zuschauer: 31.632,  Auswärtsfahrer: ca. 1.500  (28. Feb. 2020)

Millwall FC - Bristol City FC 1:1 (0:1)
The Den,  Zuschauer: 13.584,  Auswärtsfahrer: 1.340  (29.Feb. 2020)


Es war mal wieder soweit. Eine Woche nach Karneval sollte der normale Wahnsinn wieder auf der Agenda stehen. Freitags sich die Fortuna in Düsseldorf gegen die Hertha ansehen und tags drauf sollte es zur großen Liebe nach Südlondon gehen, Millwall FC spielte gegen Bristol City. Es wurde mal wieder frecherweise früher an der Arbeit Feierabend gemacht und der ICE am Hauptbahnhof bestiegen. In Mainz sollte dann der Zug gewechselt und in die Landeshauptstadt NRWs genommen werden. Schnell noch ein überteuertes Salamibrötchen am Stand des Vertrauens geholt und ab in den Zug. Der Sparfuchs hatte sich im Vorfeld schon mit dem Superspar-Angebot der DB mit Hin- und Rückfahrttickets eingedeckt. Ob das tatsächlich eine gute Idee war, sollte sich erst Samstagnacht bei der Rückfahrt herausstellen. Ich suchte mir einen Platz im vorderen Bereich des Zuges. Wie sollte es anders sein, erst mit gut 10 Minuten Verspätung rollten wir los. Somit war jetzt schon der Zeitpuffer für das Umsteigen aufgebraucht. Geht ja schon wieder gut los. Während der Fahrt nach Mainz holten wir immerhin 2 Minuten auf. Das war auch notwendig, denn als wir dort ankamen, kam auch der EuroCity aus der Schweiz. Dieser sollte mich ohne weiteres Umsteigen nach Düsseldorf bringen. Ich suchte mir einen Platz und war erstaunt. Der Zug war nicht nur pünktlich, nein, er bot deutlich mehr Beinfreiheit und sogar der Schaffner war freundlich. Es scheint wohl doch kein Hexenwerk zu sein, liebe Deutsche Bahn. Ohne größere Komplikationen sollte ich zweieinhalb Stunden später in Düsseldorf ankommen. Dort nahm ich dann die Stadtbahn zum ehem. Salesman aus der Modehauptstadt. Bei ihm übernachtete ich, da wir uns in der kommenden Nacht gemeinsam auf den Weg nach Bandit County machen wollten. Begleiten sollte uns die Kogge. Die Kogge ist einer der Mitbegründer des "Lässigen Unternehmens" aus der östlichen Hansestadt. Wir machten uns kurz bekannt und schwatzen eine Runde mit der Dame des Hauses. Danach bezog ich die Mansarde, in der ich in der kommenden Nacht ein paar Stunden Schlaf finden sollte. Der Salesman hatte die Idee, wir könnten mit dem Fahrrad zum Stadion fahren. Dies wäre im Hinblick auf das Zurückkehren die deutlich schnellere Variante. Gut, fahren wir mit dem Fahrrad wie die Teenies zur Arena.

Wir bestiegen die Drahtesel und machten uns auf den Weg zum Stadion. Zeitgleich mit unserem Aufbruch fing es an zu nieseln. Na prima, mir schwante Böses. Nach gut 15 Minuten kamen wir an, schlossen die Räder an und gingen ins Stadion. Gut  1 1/2 Stunden vor Anstoß war ich schon ewig nicht mehr im Stadion. Wir begrüßten noch den Bankster Oberrath und holten uns erstmal eine Stadionwurst. Ich überlegte noch kurz ob ich Senf nehmen solle oder nicht. Manchmal bleibt der Senf eben nicht da wo er hingehört. Ich biss in die Wurst und alles ging gut. Herrlich und Glück gehabt. Beim zweiten Biss verließ mich selbiges wieder und wie sollte es anders sein, auf der dunkelblauen Kompassjacke landete zentral ein riesiger Flatschen Senf. Ich dreh durch! Natürlich blieb das nicht unbemerkt und die Kogge reichte mir einen Schwung Servietten. Ich versuchte den größten Teil zu entfernen, den Rest rieb ich ungeschickterweise tiefer in die Textilie. Wenn die Kogge auf Zack gewesen wäre, hätte er mir eine neue Joppe andrehen können. Chance vertan. Nach dem Snack schlichen wir in den Oberrang. Da wir so früh da waren, war im weiten Rund natürlich noch nichts, also gar nichts, los. Was machen wir denn jetzt nur? Klar, Bier trinken. Da der Salesman dem Alkohol völlig entsagt hat, fragte ich vorsichtig bei der Kogge an, ob er denn auch ein Bier wolle. Bingo, er wollte. Ich war erleichtert und holte mal den ersten Schwung Kaltgetränke. Mit kurzweiligen Gesprächen überbrückten wir die Zeit bis zum Anstoß. Kurz vor Anpfiff suchte ich noch mal die Toiletten auf. Die Szenen die sich hier abspielten sah man so auch selten. Nicht an den Pissoirs sondern an den Waschbecken bzw. den Seifenspendern entstanden tumultartige Szenen. Erstaunlich wer sich da urplötzlich die Griffel waschen wollte. Die Vorboten von Corona waren schon da.

Pünktlich zu Spielbeginn setzte heftiger Regen ein. Das wäre im Stadion nicht weiter schlimm, denn es ist komplett überdacht. Ich dachte nur schon an den Rückweg via Fahrrad. Der Kogge ging es ähnlich. Zum Sportlichen bleibt zu sagen, dass die Fortunen die Alte Dame zu Beginn förmlich überrannten und schon in Minute 9 das 2:0 erzielten. Hertha konnte gar nichts, weder verteidigen noch angreifen. Eine richtige Pfeifentruppe war das. Als kurz vor dem Halbzeitpfiff das 3:0 für die Hausherren fiel, war die Messe wohl gelesen. Die Düsseldorfer freuten sich in der Halbzeit schon über die 3 Punkte. Die zweite Hälfte gestaltete sich ähnlich wie der erste Durchgang. Um die Berliner noch zusätzlich zu ärgern wurde immer wieder "Jürgen Klinsmann....Jürgen Klinsmann....Jürgen Klinsmann, du bist der beste Mann!" angestimmt. Eine gewisse Schadenfreude meinerseits konnte ich nicht unterdrücken. In der 67. erzielte Düsseldorf das vierte Tor. Völlig unmotiviert erzielte ein Düsseldorfer das 3:1. Aber mal ehrlich, was sollte jetzt noch schief gehen? So ziemlich alles, denn nur zwei Minuten später stand es schon 3:2. Hertha schien bemerkt zu haben, dass der Sonnenkönig Klinsmann nicht mehr da ist und sie doch kicken können. Die Fortuna stolperte von einer Verlegenheit in die nächste und keine 10 Minuten später erzielten die Hauptstädter den Ausgleich. Hier war was los. In der letzten Minute latschte ein Berliner den Ball noch an den Pfosten. Das hätte hier völlig aus dem Ruder laufen können. Die Kogge und ich hatten unseren Spaß und tranken den ein oder anderen halben Liter Gerstensaft. Immer wieder schauten wir gen Himmel, aber es wollte nicht aufhören zu regnen. Nach dem Schlusspfiff waren die Rheinländer komplett bedient, die Berliner feierten ihre Wiedergeburt. Wir machten uns auf den Weg zu den Rädern. Der Himmel meinte es gut mit uns und der Regen stoppte. Wir fuhren zum Salesman nach Hause. Zum Aufwärmen bzw. und als Absacker gab es noch einen Tee. Danach zogen wir uns in die Betten zurück, denn um 3:15 Uhr sollte der Wecker klingeln. London is calling!

Das Weckerklingeln war brutal. Noch mal die Snooze-Taste gedrückt und dann hieß es aufstehen, Zähne putzen und anziehen. Ziemlich gerädert machten wir zwei uns runter in die Küche. Fix den Salesman begrüßt und dann ab ins Bad und die Frisur auf Vordermann gebracht. Frisch gescheitelt sollte es los gehen. Die Kogge musterte mein Outfit und sagte zustimmend. "Adrett!". Recht hat er, der Mann ist schließlich vom Fach. Wir stiegen ins Auto. Ich verzog mich auf den Rücksitz, in der Hoffnung, dass die Kogge den Salesman unterhalten kann und ich hinten noch ne Runde schlafen könne. Mit dem Salesman unternahm ich schon einige Trips zu Millwall mit dem Auto. Das letzte Mal zum FA Cup-Spiel von Millwall bei Tottenham Hotspurs. Im letzten Pokalspiel an der ehrwürdigen White Hart Lane. Auch schon wieder gut 3 Jahre her. Unser Fahrer bevorzugt leider das Fahren ohne Musik. Dann kann der Beifahrer mal schön den Animateur geben, so war mein Plan. Denkste, wir waren gerade mal 20 Minuten unterwegs und die Kogge poofte einfach. Das darf doch gar nicht wahr sein. Verkehrstechnisch kamen wir super durch und erreichten mehr als pünktlich am frühen Morgen Calais. Wir nahmen unseren gebuchten Zug und waren überrascht, wie wenig hier los war. Das hatten wir so noch nie. Nichtmal Flüchtlinge turnten an der Autobahn bzw. den vielen Zäunen herum und versuchten illegal nach Großbritannien zu kommen. Ruckzuck kamen wir in Folkestone an. Wir machten uns umgehend auf den Weg nach Südlondon. Diesmal wollten wir nicht wieder in einem Parkhaus an der London Brigde das Auto abstellen. Zum einen ist dies mittlerweile unverhältnismäßig teuer und zum anderen kommt man am frühen Samstagabend schlecht durch den Verkehr. Somit fiel die Wahl auf den Parkplatz eines Bowling Centers in der Nähe der U-Bahn-Station Surray Quays. Nach etwas über einer Stunde Fahrtzeit kamen wir an. Der Plan war nun das Auto hier abzustellen und nach den erlaubten 4 Stunden parken wir es um, um es dann für weitere 4 Stunden auf einem bewachten Tesco-Markt erneut abzustellen. Gesagt getan. Nach dem wir am Bowling Center ankamen machten wir uns zum Wetherspoons-Pub "The Surrey Docks". Kurz austreten und dann berieten wir, ob wir hier unser Full English Breakfast einnehmen oder uns etwas anderes suchen sollten. Da meine beiden Begleiter noch Bargeld brauchten verließen wir den Pub und gingen zum Barclays-Bankomat. Hier entdeckten wir ein kleines Café ( Name vergessen) und wollten ihm eine Chance geben. Die ukrainische Bedienung nahm geschwind unsere Bestellungen auf und wenig später hatten wir unsere nahrhafte Mahlzeit. Irgendwie gehört das einfach zu einem Englandtrip dazu. Der Nachteil an diesen Cafés ist immer, sie sind etwas teurer als das Pub-Frühstück und es gibt keinen Alkohol. Der Vorteil, die Portionen sind größer und es gibt eine persönlichere Note. Während des Frühstücks funkte uns Mr. Belvedere an und teilte uns mit, er sei im "Whelans"-Pub und würde uns da treffen. Als wir fertig waren machten wir uns direkt auf den Weg dorthin. Es waren knappe 5 Minuten zu gehen. Die Kogge, war zum ersten Mal hier und wurde etwas mit Anekdoten auf den Tag eingestimmt. Das "Whelans" war früher immer einer der Treffpunkte der Firms von Millwall. Mittlerweile hat sich das Publikum etwas geändert. Der Pub wurde inzwischen renoviert und der Biergarten ist nur noch durch den Pub zu betreten. Der Laden ist aber immer noch eine abgeranzte Bruchbude. Wunderbar! Im vergangenen Jahr versuchte Everton diesem Pub einen Besuch abzustatten. Obwohl keinerlei Mitglieder irgendeiner Firm hier verkehrten, scheiterte dieses Vorhaben und die Toffees holten sich einen Satz heiße Ohren ab. Hier ticken die Uhren auch bei den Normalos anders. Wir begrüßten Mr. Belvedere und seine Begleitung, Firestarters Bruder. Dieser glänzte in Rom ja durch Abwesenheit. Schnell wurde eine Runde Pints bestellt. Das wurde auch langsam Zeit, immerhin hatten wir schon 11:30 Uhr. Wir waren keine 10 Minuten im Pub da kam eine Kante an und fragte den Salesman, ob er denn überhaupt Millwall sei. Er bejahrte dies. Der Frager nahm die Antwort emotionslos hin, seine Zweifel konnte er allerdings nicht ablegen. Das wir später nochmal Kontakt zu diesem Gentleman bekommen sollten, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.

Kaum hatten wir den ersten Schluck unseres Bieres genommen, teilte uns Mr. Belvedere mit, dass sie gleich zum Stadion aufbrechen werden. Dort soll eine kleine Gedenkfeier für Lee Rigby stattfinden, in dessen Rahmen eine Gedenktafel am Stadion angebracht werden wird. Er wurde 2013 von einem islamistischen Terroristen brutal mit einer Machete ermordet. Zwischenzeitlich hatte die Gemeinde die Gedenktafel am Tatort entfernen lassen. Offensichtlich fühlten sich einige muslimische Bewohner in Woolrich Arsenal (der eigentlichen Heimat Arsenal Londons) dadurch beleidigt. Nun hatten Bürger und Fans für eine weitere Gedenktafel Spenden gesammelt und diese solle nun an The Den angebracht werden. Wir machten uns auf den Weg und wohnten dieser kleinen Zeremonie bei. Dies dauerte nicht all zu lange. Etwa 250 Leute waren gekommen, um ihm ihren Respekt zu zollen. Hätten sie wenigstens ein Mikrofon und einen Lautsprecher genommen, so hätten auch alle die warmen Worte, die gesprochen wurden, verstanden. Nach gut 30 Minuten machten wir uns zurück ins "Whelans". Dort angekommen wurden direkt die nächsten Pints bestellt. Mr. PK gesellte sich auch zu uns. Der Salesman wartete hier noch auf das ein oder andere ältere bekannte Gesicht. Völlig überraschend gab sich die Legende Famous T. die Ehre. Einer der führenden Köpfe von Treatment 28. Gekleidet in einem Leder-Lodenmantel, der jeden Gestapo-Beamten hätte neidisch werden lassen. Dazu fuchtelte er mit seinem Nokia 6320i-Handy herum. When Oldschool meets .... ähh ..... Oldschool?! Ein Bild für die Götter. Leider lallt und spricht er immer so undeutlich, dass ich noch nie einen vernünftigen Satz verstanden habe. Der Salesman scheint ihn angeblich besser zu verstehen. Der Kogge erschien er auch etwas suspekt, aber er machte gute Mine zum bösen Spiel. Plötzlich erschien die Kante wieder und ging auf den Salesman zu. Er entschuldigte sich förmlich für seine Frage von vorhin, er wusste ja nicht das wir Famous T. kennen würden. Alles sei cool und viel Spaß. Leute gibt es...Wahnsinn! Da der Salesman als auch die Kogge noch kein Ticket hatten, verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Weg zurück zum Stadion. Sie sollten ihre Tickets von der Frau des Spaniers vor dem Stadion erhalten. Mr. Belvedere, Mr. PK, Firestartes Bruder und meine Wenigkeit blieben noch. Wenn wir schon mal da sind, dann können wir ja noch ne weitere Runde Pints leeren. Kaum waren meine zwei deutschen Begleiter weg, kamen auch schon die vom Salesman erhofften Personen. Manchmal biste der Hund, manchmal auch nur der Baum. Wir tranken aus und liefen gemütlich zum Stadion.

Am Stadion angekommen war noch Zeit genug um ein Bier einzunehmen. Zu unserer Gruppe gesellte sich auch der Brasilianer. Ihn hatte ich auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Wir stimmten uns auf das Spiel ein und verzogen uns dann auf den Oberrang der Cold Blow Lane-Tribüne auf unsere Plätze. Die anderen beiden saßen auf einer anderen Tribüne. Etwas teurer, aber dafür 5 Italiener aus Turin in ihrem Nacken. Aktuell nicht vorstellbar. Durch den Trainerwechsel im Herbst letzten Jahres hatte Millwall eine gute Serie gespielt, so dass man an den Play Off-
Plätzen schnupperte. Gleiches galt auch für Bristol City. Somit waren die Voraussetzungen für ein gutes Spiel gegeben. In den letzten Wochen hatte Millwall eigentlich nur ein mieses Spiel gezeigt, das bei Stoke City. Diesem durfte ich ja glücklicherweise beiwohnen. Super!
In den letzten Heimspielen gegen Bristol gab es überwiegend Heimsiege. Ich freute mich auf ein kurzweiliges und gutes Spiel. Herzlich Willkommen beim nächsten Grottenkick. Nicht ganz so übel wie bei Stoke, aber auch nicht viel besser. 10 Minuten gespielt und Bristol führte durch ein Rotztor mit 1:0. Der Rest der ersten Hälfte war auch nur noch übles Gebolze. Zwar alles mit Leidenschaft und Tempo, aber ein Fehlpass jagte den nächsten, von beiden Teams. Irgendwann war dann Halbzeit. Möchte mal wissen warum sich der Brasilianer das immer wieder antut? So kickt nicht mal die Hausmeistermannschaft von seinem Club Palmeiras. In Hälfte 2 glich Millwall recht zügig mit fleißiger Mithilfe von Bristols Verteidiger und seinem Eigentor aus. Von da an war Millwall das aktivere und auch "bessere" Team, aber man hatte nicht den Eindruck es könnte der Siegtreffer fallen. Bristol verweigerte sich komplett mit Fußball spielen. Auch dieses Spiel ging vorbei und es blieb beim 1:1. Wir verließen die Tribüne und wollten uns wieder im "Whelans" treffen. Ich machte noch das ein oder andere Foto und ging zurück zum Whelans. Dort angekommen sah ich schon den Salesman und die Kogge. Sie teilten mir mit, Mr. Belvedere und Co. wären wohl direkt zu London Brigde gefahren und wir würden uns auch dirket auf den Weg machen. Mist, keinen Scheidebecher mehr. 


Wir liefen in Richtung Auto und machten uns auf den Weg zurück zum Tunnel. Unterwegs warf die Kogge in den Raum, man könne doch an einer Raststätte halten und evtl. noch ein Bier holen. Der Mann gefällt mir, er hat gute Ideen. Dies bügelte aber der Salesman direkt ab, es gebe keine Raststätte auf dieser Strecke. Leider hatte er Recht. Die Kogge entgegnete, dann könnten wir aber am Tunnel noch eines nehmen. Der Mann bleibt am Ball, sehr schön. Der Check-In am Tunnel ging völlig geräuschlos von statten. Fix aufs Klo und dann dann mal schauen was der Duty free-Shop so zu bieten hat. Ich stöberte etwas herum, konnte mich aber für nichts entscheiden. Somit holte ich mir in einem anderen Shop eine Cola. Plötzlich rief der Salesman, es habe den letzten Aufruf gegeben und wir müssen schnell zum Zug. Mit einem Sprint zum Auto verließen wir die Örtlichkeit. Freudig verkündete er, wir können eine Stunde früher fahren. Somit fiel das letzte Bier aus. Die Freude bei der Kogge und mir hielt sich allerdings deutlich in Grenzen. Eine frühere Ankunft in Düsseldorf bedeutete nichts anderes, als das der Salesmann früher im Bett war und wir länger auf unsere Züge warten müssten. Die Autobahn nach Düsseldorf war frei und wir kamen zügig durch. Zwischenzeitlich nickte ich eine Weile ein. Als ich wieder zu mir kam sah ich, wie die Kogge doch eine kleine Flasche Klaren leerte. Dieser Schlawiner, sagt auch keinen Ton. Gegen 0:45 Uhr kamen wir gut 1 1/2 Stunden früher als von mir erwartet an. Wir wurden am Hauptbahnhof herausgelassen und steuerten direkt den Info-Point der deutschen Bahn an. Wir beide, die Kogge und ich, wollten nur ungerne bis zu unserem regulär gebuchten Zug warten. Eventuell gab es die Möglichkeit eine frühere Verbindung zu nehmen. Er hätte bis etwa 5:00 Uhr und ich bis 3:14 Uhr warten müssen. Die Tante an der Information sagte, sie könne es nicht umbuchen, aber wir können den jeweiligen Zugführer ansprechen und fragen ob er uns mitnehme. Die Kogge hatte nun den Plan gegen 2:40 Uhr und ich gegen 2:44  Uhr zu fahren. Wir blieben noch eine Weile in der Bahnhofshalle stehen. Aber weder das Publikum noch die Temperaturen machten den Aufenthalt erträglich. Wir verzogen uns in den Burger King unweit des Bahnhofs. Wir pflanzten uns hin und versuchten dort die kommenden eineinhalb Stunden herum zu bekommen. Zwischenzeitlich dachte ich, es sei eine gute Idee einen Cheeseburger und ein paar Pommes zu essen. War es nicht. Danach war mir schlecht und ich war noch müder. Wir hatten nicht mal mehr Lust uns groß zu unterhalten. Wir waren müde und wollten nur noch nach Hause. Als es Zeit war machten wir uns auf den Weg zurück zum Bahnhof. Wir verabschiedeten uns und wünschten uns gegenseitig Glück, denn wir hatten ja noch das Problem mit den Zugführern.


Als mein Zug eintraf fand ich direkt den Schaffner. Ich fragte ihn, ob er mich mitnehme. Mein gebuchter Zug fahre später und ich habe bis Köln nur eine Bimmelbahn gebucht, wisse aber, dass dies hier ein IC.... Er unterbrach mich und sagte nur "Ja, ja, ja...steig ein." Super! Das gab mir die Möglichkeit auch in Köln einen früheren Zug zu nehmen. Kurz Kontakt zur Kogge aufgenommen und auch er könne erstmal bis Dortmund mitfahren. Dann sei Personalwechsel und er solle erneut nach fragen. In Köln angekommen stand mein "Wunschzug" schon am Gleis und hatte einen langen Aufenthalt. Ich suchte den Schaffner um ihn um Hilfe bzw. Mitnahme zu bitten. Mehrfach lief ich durch den Zug, fand ihn aber nicht. Ich schaute aus dem Zug und da lief der Kollege herum. Auch hier fragte ich so freundlich, wie es um diese Uhrzeit noch möglich war, und bat um Mitnahme. Als Antwort bekam ich ein klares "Nein! Gebucht ist gebucht." Er könne da nichts machen, ich solle warten. Ich bot ihm an, die Differenz zwischen meinem Ticket und dieser Fahrt zu zahlen. Das ginge nicht und er könne nichts tun. Ich wies ihn darauf hin, dass sein Kollege mich mit dem IC mitgenommen habe, obwohl ich nur die Regionalbahn gebucht habe. Dies würde ihn nicht interessieren. Da ich wirklich müde und genervt war, sagte ich ihm: " Ich setz' mich jetzt hier wieder in den Zug rein und wenn er kommt, dann kaufe ich halt ein reguläres Ticket.". Er sagte, dass es in Ordnung sei und fragte wo ich sitze. Gleich hier entgegnete ich ihm. Zurück im Zug nahm ich meine Sachen und ging bis ganz nach vorne in die erste Reihe. Wenn er mich hier wegen dem Ticket anspricht, dann ist das halt so, dachte ich mir. Ich setzte mich, stellte mir den Handy-Wecker und machte die Augen zu. Schlaf fand ich leider nicht wirklich. Mein Plan ging auf und bis Frankfurt hat mich der Vogel nicht gefunden. Schnell zur U-Bahn und ab nach Hause. Glücklicherweise musste ich hier nicht mehr lange warten. Gegen 5:00 Uhr lief ich zu Hause ein und war froh ins Bett zu kommen. Der Kollege aus der östlichen Hansestadt sollte noch bis mittags unterwegs sein. Viel Erfolg!


Ein Round-Trip von 39 Stunden ging zu Ende. War es das diesmal wieder wert? Ja, klar! Jetzt hieß es den Sonntag zu nutzen, um sich zu erholen. Montag fleißig arbeiten gehen und am Dienstag nach Edinburgh fliegen, um zur Abwechslung  mal beim Fußball vorbeizuschauen. Das Edinburgh-Derby Hibs vs. Hearts und tags drauf die Glasgow Rangers warteten auf mich.

Nach der Reise ist vor der Reise!