Sonntag, 26. Dezember 2021

Zurück im Vereinigten Königreich.......aber so richtig?!


Peterborough United - MILLWALL FC 2:1 (0:1)

Weston Homes Stadium, Zuschauer 9.140,  Auswärtsfahrer: 2.302 (11. Dez. 2021)



Nachdem der letzte Bericht schon unter der Überschrift "Nach Corona" lief, wurde der Spielplan der Championship gecheckt und ich überlegte mir, welche Spiele meines Millwall FC interessant für eine Auswärtsfahrt sein könnten. In die engere Auswahl fiel Peterborough und Blackpool. Peterborough allein schon wegen des Stadions und Blackpool liegt an der Küste der Irischen See. Klingt nach einem Wochenende à là Bournemouth wie vor einigen Jahren. Die üblichen Verdächtigen, wie der Anwalt, der Manager und der Braumeister, waren erstmal nicht abgeneigt. Konnten sich letztendlich aber nicht dafür entscheiden. Eventuell hatten sie bessere Informationen als ich...oder sind einfach nicht so naiv. Mit der englischen Brut war ich mir dagegen recht schnell einig, wir fahren nach Peterborough. Es ist mit dem Zug nur 40 Minuten von London entfernt. Schnelles Ding könnte man meinen. Fix hatten wir 4 Mann zusammen. Nun lag es an mir die aktuellen Coronaregeln für diese Reise auszuloten und dann wird gebucht. Klingt nicht schwer, schon dutzendfach gemacht.

Für den Engländer scheint die Pandemie im Alltag kaum noch eine große Rolle zu spielen. Freedom Day war schon, Masken werden selten getragen und als Eroberer- und Seefahrervolk braucht man sowieso keine Angst haben. Skorbut hatte ihnen in der Vergangenheit auch nichts anhaben können. Der Flug war schnell gebucht, und überraschend günstig. Wie so oft war der Plan freitags nach Feierabend zu fliegen, dann einen Pubabend an London Bridge zu erleben und bei Mr. Belvedere zu nächtigen. Samstags zum Spiel, eventuell mal einen Pub aufsuchen und die Nacht zum Sonntag am Flughafen  verbringen. Rückflug Sonntagmorgen um 6:30 Uhr. Dann bin ich um 10:30 Uhr auf der heimischen Couch. In den Einreisebedingungen wurde erklärt, man müsse einen Antigen-Schnelltest in England buchen und diesen innerhalb der ersten 48 Stunden durchführen. Kein Problem, also wurde dieser gebucht, 23 Pfund dafür bezahlt und zu Mr. Belvedere geschickt. Zur Einreise wurde noch ein Einreiseformular gefordert. Dieses kann frühstens 48 Stunden vor Einreise online ausgefüllt werden. Alles klar. Sollte ich doch hinbekommen. Gleiches gilt für die Rückreise nach Deutschland. Ein Einreiseformular ausfüllen und dann ist der Drops gelutscht. Mit dieser Sicherheit vergingen dann die kommenden drei Wochen. Die Vorfreude stieg und es gab keinen Anlass unruhig zu werden. 

Eine Woche vor Abflug überschlugen sich die Ereignisse. Irgendwer in Südafrika war wohl übermotiviert und versetzte alle in einen Panikmodus. "Omicron" verlieh meiner Reise eine Eigendynamik, die ich so nicht erwartet hatte. Die Einreisebestimmungen veränderten sich massiv. Jetzt wollte der Tommy, dass man vor Ort einen PCR-Test machen muss. Der Test muss ebenfalls innerhalb der ersten 48 Stunden durchgeführt werden. Nach dem Test muss man bis zum Erhalt des Ergebnisses in Quarantäne. Super. Somit ist der komplette Zeitplan pulverisiert. Geplant war die Landung für 16:50 Uhr. Egal wie ich es drehe, Quarantäne und Spiel schauen wird so nicht funktionieren. Es brauchte nun eine schnelle Entscheidung. Wie wäre es, wenn ich Donnerstagabend mit der letzten Maschine fliege und direkt an Heathrow den PCR-Test mache? Das Ergebnis soll am darauffolgenden Tag bis 22:00 Uhr eintreffen. Das würde ja funktionieren. Folglich buchte ich einen weiteren Hinflug. Den anderen Flug stornierte ich nicht, da ich den Rückflug haben wollte. Ansonsten hätte ich auch einen neuen Rückflug gebraucht. Das wäre noch teurer geworden. Nach dem der weitere Flug nach London dingfest gemacht war, wollte ich schnell den PCR-Test am Flughafen buchen. Denkste! Das Testzentrum schließt um 20:00 Uhr. Ich lande allerdings erst um 22:15 Uhr. Als Sparfuchs buche ich in der Regel ohne Stornierungsoption. Fuck...jetzt hab ich mir ein Eigentor geschossen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als für den Freitag sehr früh einen Testtermin in der City of London zu suchen. Für 9:00 buchte ich mir einen. Das bedeutet, früh aufstehen und durch die Rush Hour zum Testzentrum. Der Test kostete geschmeidige 69,- Pfund. Hervorragend, schon mal knapp 100,- Pfund für Tests rausgeschmissen. Aber was macht man nicht alles für seine Leidenschaft. Alles. Genervt trat ich das Wochenende und eine Hochzeit an. Was sollte jetzt noch groß passieren? Montags dachte sich der Prime Minister UKs, Boris Johnson, es wäre doch lustig noch mehr Drive für die Einreisenden an den Start zu bringen. Ab Dienstagmorgen 4:00 Uhr muss man einen negativen PCR-Test schon für die Einreise vorlegen. Kurz vor dem Schlaganfall buchte ich einen PCR-Test hier in Deutschland. Das Ergebnis würde aber 24 bis 96 Stunden auf sich warten lassen. Ich bekam einen Termin für Dienstag um 12:30 Uhr. Dies könnte wieder knapp werden. Da ich nicht ganz auf den Kopf gefallen bin, ließ ich meine Kontakte zu einem ortsansässigen Hospital spielen. Ich ließ einen Test im Krankenhaus über die Tagesklinik machen. Da bekommt man Ergebnis innerhalb von 2 Stunden und die Krankenkasse zahlt es. Gesagt, getan. Mittwochs ging ich morgens zum Test und nach knapp drei Stunden erhielt ich das negative Ergebnis. Schnell abstempeln und unterschreiben lassen. Jetzt fehlt nur noch das Einreiseformular und ab geht er, der Peter! Mittwochabend checkte ich noch mal die Einreisebedingungen und traute meinen Augen nicht. Der Test für den Flug muss in Englisch, Französisch oder Spanisch sein. Fuck...meiner ist "nur" in Deutsch. Der wird von den EU-Verweigerern nicht akzeptiert. Ich las mich weiter in die Bedingungen ein. Laut Lufthansa würde auch ein Antigen-Schnelltest oder Lamptest akzeptiert werden, so lange er in den drei genannten Sprachen wäre. Also, ein Test buchen für den Donnerstagmorgen, vor Arbeitsbeginn. Nun machte ich mich an das Einreiseformular. Als gewissenhafter Bürger gab ich alles wahrheitsgemäß an. Da ich nicht sicher war, ob ich rechtzeitig am Donnerstagabend an London Bridge ankommen werde um zu Mr. Belvedere zu fahren, gab ich noch die Adresse von Mr. Elephant & Castle an. Sicher ist sicher. Die Briten wollten wissen wo man nächtigt bzw. die Quarantäne verbringt. Zu guter Letzt sollte ich noch die Buchungsnummer des PCR-Tests angeben. Ging nicht. Egal was ich machte, das fucking Programm nahm den Code nicht an. Keine Chance. Ich drehte fast durch. Weg lassen ging auch nicht. Angeben, man müsse nicht getestet werden akzeptierte das Programm ebenfalls nicht. Ich bekam die Idee ins Ohr gehaucht, doch einfach die Nummer des Antigentests einzugeben. Etwas unsanft erwiderte ich, dass dies nicht geht da man einen PCR-Test angeben muss. An dieser Stelle ging es einfach nicht weiter. Als ich gut eine Stunde vor diesem unlösbaren Problem stand, ließ ich mich auf den Vorschlag ein. War halt völliger Quatsch, denn das ist der falsche Test. Den darf ich nicht mehr nutzen. Ich gab den Code ein.....das Programm akzeptierte ihn. Ich war erneut kurz vor dem Schlaganfall. Gut, Einreiseformular war erledigt. Umgehend bekam ich den QR-Code und die Bestätigungsmail. Jetzt ab ins Bett, denn in vier Stunden klingelt der Wecker und ich muss arbeiten, sowie dann nach England fliegen. Ohh...noch schnell packen. Schlaf ist überbewertet.



Donnerstagmorgen schnell zum Anitigentest. Zack, in den Zinken rein und negativ. Ab zur Schaffe! Endlich 19:00 Feierabend und ab zum Flughafen. Den Online-Check in hatte ich glücklicherweise schon nachts nach dem Packen erledigt. Bei der Passkontrolle gab es den obligatorischen Spruch, "Na Herr XY. Mal wieder unterwegs?" Man kennt sich, man liebt sich...nicht. Als ich am Gate ankam ging ich direkt zu einem extra aufgebauten Schalter. Hier wurde der Reisepass, der jetzt zwingen notwendig ist, kontrolliert sowie mein Einreiseformular eingescannt. Gut, der britische Kollege hatte nichts zu beanstanden. Erstmal ein Bier. Am Verkaufsstand am Gate gab es tatsächlich nur Binding. Jetzt sollte ich wohl mit dieser Katzenpisse vergiftet werden. Wohlwissend, dass im Flieger wohl nur Warsteiner serviert werden würde, schlich ich Richtung Kiosk und holte mir zwei Dosen Becks. Zufrieden setzte ich mich auf eine Bank und wartete auf das Boarden. Im Flugzeug setzte ich mich auf meinen Platz. Sage und Schreibe etwa 22 Passagiere waren wir im gesamten Lufttaxi. Lohnt sich ja richtig für die Airline. Kaum Platz genommen wurde ein Wasser gereicht. Dies nahm ich dankend an. Im Hinterkopf hatte ich die Hoffnung, dass es gleich noch Bier geben würde. Tja Kollege, auch diese Zeiten sind bei Hansen vorbei. Stattdessen juckelten die Saftschubsen mit ihrem Wägelchen und dem Klingelbeutel vorbei. Nee, Freunde, für Warsteiner mag ich nicht zahlen. Im Flugzeug schon gar nicht. Der Flug war unaufregend. In London angekommen ging es direkt zur Passkontrolle. Diese erfolgte über die Maschine. Lustig, hier funktioniert der Kram. In FFM kann man das getrost vergessen. Nachdem dies erledigt war ging ich zur Underground, Oyster Card aufladen und ab nach Südlondon. Ich entschloss mich bei Mr. Elephant & Castle zu nächtigen. Das boten er und sein Wifey mir an. Als ich nach gut einer Stunde dort ankam holte er mich an der Underground-Station ab. Wir gingen dann zu ihnen nach Hause. In einen schnuckligen englischen Plattenbau aus den Siebzigern. Klischees der Arbeiterklasse müssen einfach erfüllt werden. Zur Begrüßung gab es erstmal ein "Doom Bar". Ich liebe dieses Ale einfach. Da beide komplett taub sind, aber sprechen können, brauchte ich einige Minuten um mich wieder reinzuhören. Immerhin haben wir uns Dank Corona fast 2 Jahre nicht mehr gesehen. Er sagte mir, er hätte den nächsten Tag frei und würde mit zum Test kommen, da er wisse wo es ist. Wir tranken ein zweites Ale und dann machte ich es mir im Gästezimmer gemütlich. Ich war mittlerweile wirklich müde.

Freitag morgen musste ich früh wieder raus und zum Testzentrum. Dieses war in einem Shoppingcenter bei St. Pauls Cathedral. Wir nahmen den Bus, denn so konnten wir die Rush Hour in der U-Bahn umgehen. Wie schon gestern Abend trug hier nicht jeder eine Gesichtsmaske. Etwa 1/3 waren ohne unterwegs. Für 9:00 Uhr hatte ich den Termin gebucht und somit sollten wir schnell wieder zurück fahren können. Die Rechnung hatte ich aber ohne die Chaoten-Briten gemacht. Als wir ankamen hatte sich schon eine Schlange von gut 60 Personen gebildet. Na prima. Erst einmal hinten anstellen und warten. Mir wurde es dann zu doof und ich ging zu einem der Mitarbeiter und zeigte ihm selbstbewusst meinen gebuchten Termin. Ich hatte die Hoffnung, ich müsse nicht warten. Er freute sich darüber, schickte mich aber zurück in die Reihe, denn hier hätten alle einen Termin. Genervt ging ich wieder in die Schlange. Nach gut 15 Minuten fiel uns auf, dass sich eine zweite Schlange gebildet hatte und alle dort anstehenden Personen hielten einen Zettel in der Hand. Mr. Elephant & Castle hielt mir wieder den Platz in der Schlange frei und ich stolzierte erneut siegessicher zum Mitarbeiter des Vertrauens. Eventuell hatte er mich vorhin nicht korrekt verstanden. Immerhin wollte ich einen Arrival-Test machen und ich habe ja auch einen Zettel. Das beeindruckte ihn überhaupt nicht. Das sei hier die Fast Line. Die Leute hätten es bezahlt....120,- Pfund. Ich trottete wieder zurück in die Reihe. Irgendwann flippte ein Franzose komplett aus. Er habe keine Lust mehr zu warten und will jetzt getestet werden. Dazu rief er irgend etwas von einem gottlosen und verlorenen Land. Es fehlte nicht viel und sein E-Scooter wäre ins Testcenter geflogen. Andere Warteten schalteten sich auch dazu und es entstand ein hitziges Wortgefecht. Junge, Junge...hier war was los. Kurz bevor ich endlich eintreten konnte kam der besagte Mitarbeiter zu uns und entschuldigte sich. Sie seien nur 5 Kollegen und man hätte 800 Termine abzuarbeiten. Nach gut 80 Minuten kam ich dann endlich dran. Die junge Dame schob mir das Stäbchen arg jungfräulich in die Nase. Das war schon ein Unterschied zu den heimischen Gefilden. Da rammt man es einem ja gerne bis ins Großhirn. Aber sie ist die Expertin, nicht ich. Mit dem Ergebnis könne ich bis Samstag 22:00 Uhr rechnen. Das läuft schon jetzt auf einen Quarantänebruch hinaus. Wir trotteten wieder zur Bushaltestelle und fuhren zurück zu Mr. Elephant & Castle. Dort erwartete uns ein von Wifey gezaubertes Full English Breakfast. Mjam....ich liebe es. Jetzt hieß es warten. Die Zeit wollte ich nutzen, um schon mal mein Einreiseformular für Deutschland auszufüllen. Sprachlich war das alles ja kein Problem, bin ja sowas wie ein Muttersprachler. Das der Autor zu doof ist ein Apple-Notebook zu bedienen, das lassen wir aus Zeitmangel mal unter den Tisch fallen. Da könnte man eine eigene Geschichte dazu schreiben. Ich füllte alle notwendigen Felder aus und das Program zeigte mir an, ich könne die Anwendung beenden. Gesagt, getan. Das war es. Leider. Es gab weder eine Bestätigungsmail noch einen QR-Code. Das gibt es doch gar nicht?! Also das ganze noch einmal. Aber egal wie oft ich es machte, es kam keine Bestätigungsmail. Ich hatte lediglich eine gefühlt 13-stellige Nummer. Ich fragte bei diversen Kontakten nach, wie sie es gemacht hatten. Aber der Lösung des Problems kam ich nicht näher. Ich hatte nichts in der Hand. Mist! Nach achtmal gab ich es auf und machte einen Screenshot mit der Nummer. Die werden mich ja wohl wieder nach Hause lassen. Alle anderen kommen doch auch rein. Nun wollte ich besonders schlau sein. Während meine Gastgeber einkaufen waren, schaute ich nach einer Möglichkeit für einen Schnelltest. Ich wollte mich freitesten lassen um abends in den Pub gehen zu können. An London Bridge fand ich eine Möglichkeit. Am späten Nachmittag machte ich mich mit meinem Gastgeber auf den Weg dort hin. Vor Ort musste ich mich online einchecken. Jetzt ging der nächste Wahnsinn los. Ein Mitarbeiter des Testcenters half mir. Das lief auch ganz gut, bis er das Ergebnis von PCR-Tests haben wollte. Ich sagte ihm, dass ich darauf ja warte. Dann dürfe ich aber keinen Schnelltest machen sondern müsse zurück nach Hause. Schlagartig verstand ich ganz wenig Englisch und fügte mich in die Rolle des dummen Ausländers. Klappt bei uns ja auch immer gut. Offensichtlich hatte er Mitleid mit mir. Irgendwann kam die Frage, ob ich einfach oder zweifach geimpft sein. Ich entgegnete ihm, ich sein dreifach geimpft. Er machte große Augen und sagte, es ginge nur einfach oder zweifach. Nein, ich bin dreifach geimpft. Das gab aber sein Programm nicht her. Er würde jetzt einfach zweifach eingeben. Gut, mach das. Dann durfte ich eintreten. In einem Bretterverschlag saß ein weiterer Mitarbeiter. Dieser reichte mir die Testutensilien. Aha, hier testet man sich selbst unter Aufsicht. Schnell das Teststäbchen in Rachen und Nase, drehen wie ein Bekloppter und gut 15 Sekunden warten und fertig. Jetzt fuhren wir erneut zurück in die Wohnung der Gastgeber. Dort musste ich erstmal ein Ale trinken. Vielleicht auch zwei. Mr. Elephant & Castle traf sich etwas später noch mit Mr. Belvedere. Das dauerte aber nur eine Pint-Länge. Mr. Belvedere hatte den Laptop seiner Arbeit mit dabei. Offensichtlich traute er sich selbst nicht und wollte deshalb nicht wirklich länger bleiben. Mir war die Laune etwas verhagelt und so zog ich es vor nicht mitzukommen. Als mein Gastgeber zurück kam gab er mir ein Päckchen. In diesem könnte der von mir gebuchte Schnelltest sein. Ich öffnete das Packerl und siehe da, es war der Test. Die Gastgeberin lachte laut und verließ das Zimmer. Keine 30 Sekunden später kam sie zurück und warf ein großes Paket Schnelltests auf den Tisch. Es war der gleiche Test, nur in großer Verpackung. Den bekomme man umsonst, so viele man will. Ich musste 23,- Pfund bezahlen. So kann man sich seinen NHS auch finanzieren, durch doofe einreisende Ausländer. Danke für nichts. Wir bestellten uns Fish & Chips vom Imbiss des Vertrauens und komplettierten somit alle kulinarischen Klischees. Im Anschluss hauten wir uns vor die Glotze und schaute Brentford - Watford. Richtige Langweilerclubs aus London. Über die lache ich doch, richtige Clowns. Nach dem ein oder anderen weiteren Ale ging ich ins Bett. Morgen wird alles besser. Endlich wieder Millwall away.


Mit einem Grinsen im Gesicht wachte ich auf. Schnell salonfähig werden und sich ins Outfit werfen. Nun wollte ich noch fix den Online-Check In machen. Dann hätte ich den Kopf frei und kann mich auf Fußball konzentrieren. Schnell das Handy gecheckt. Das Ergebnis der PCR war noch nicht da. Soo...der Check-In ging schon mal nicht. "Der Check-In liegt zu nah am Abflugzeitpunkt" zeigte mir die Homepage an. Ich werde echt noch verrückt. Also rief ich die Hotline an. Diese hatte technische Probleme. Meine Fresse, was kann denn noch alles schief gehen? Ich wiederholte es einige Male. Keine
Chance. Na prima. Gut, jetzt kann ich nichts mehr machen und muss es morgen am Flughafen klären. Das würde bedeuten, im Pub nicht alle Runden mittrinken. Das ist für mich ja kein Problem. Um 11:30 Uhr fuhr der Zug an Kings Cross los, somit waren wir gegen 10:00 Uhr im Wetherspoons "The Barrel Vault" mit Mr. Belvedere verabredet. Als wir dort ankamen war dieser schon gut gefüllt und wir sahen etliche gut angezogene Lads, die aus Plastikbechern tranken. Das sieht nach Fußball aus. Herrlich. Die Bouncer stellten sich uns in den Weg als wir in den Pub wollten. Offensichtlich sahen wir auch nach Fußball aus. Wer wir denn seien? Ich sagte, wir wären Millwall. Der Türsteher war sichtlich irritiert. Hier im Pub würde Leeds United gerade trinken. Er überlegte kurz und meinte, naja, die spielen bei Chelsea. Und wenn wir nicht Chelsea wären, dann könne ja nichts passieren. Der junge Mann kennt sich offensichtlich nicht all zu gut aus. Wir gingen hinein und sahen schon Mr. Belvederes glänzendes Haupt unweit der Theke. Wir begrüßten uns und  ich holte erstmal einen Schwung Pints. Ich startete mit Ale. So wie ich es ja meist in UK mache. Dann bestellten wir uns das szenetypische Frühstück. Ich nahm allerdings nur ein kleines Frühstück. Die Grundidee war, im Laufe des Tages noch was anderes zu essen. Essen, ich und UK ist auch ein Kapitel für sich. Wir unterhielten uns angeregt, denn es gab ja viel zu erzählen. Mr. Belvedere war wirklich erstaunt, dass man sich so einen Trip antut. Wir genehmigten uns die ein oder andere Runde. Danach holten wir uns einen Sechserträger Flüssigproviant und nahmen den Zug nach Peterborough. Der Zug war gut mit Millwall-Jungs jeden Alters gefüllt. Der Auswärtsblock war mit 2.302 Südlondonern ausverkauft. Das ließ eine gewisse Vorfreude aufkommen. Nach 40 Minuten Fahrt erreichten wir den Zielort.



Hier in Peterborough wollten wir Mr. Belvederes Cousin Firestarter als auch den Teutonen aus Leicester treffen. Diesen traf ich das Wochenende zuvor schon auf der Hochzeit in der Heimat. Die Jungs kannten ihn vom Spiel bei Stoke City. Am Bahnhof angekommen, empfing uns direkt Old Bill. Wir machten uns fix aus dem Staub und gingen Richtung City. Unterwegs sammelten wir den Teutonen ein. Er kam mit einem Regionalbus und hatte diesmal seinen Filius nicht mit dabei. Nach einem Fußmarsch von knapp 5 Minuten erreichten wir "The Draper's Arm", einen Wetherspons Pub. Außen vor dem Pub hatten sich die Coppers schon mit zweit Wannen aufgereiht. Innen war der Schankraum schon zum brechen voll. Gefüllt mit Millwall-Fans. Jung und Alt zusammen. Seit fast 2 Jahren hatte ich auf diesen Augenblick gewartet. Wir kämpften uns durch die Menge bis zur Theke. Hier erwartete uns schon Firestarter. Kurze aber herzliche Begrüßung und schon war die erste Rutsche Bier auf dem Tresen. Ich hatte die Sorge, dass die Schlagzahl zu hoch wäre und es zu viel Lager und zu wenig Ale geben wird. Ale trinke ich dann doch langsamer als das süffige Lager. Unser Platz lag zwar strategisch gut für den Gerstensaft, allerdings auch in der Einflugschneise der durstigen Kehlen aus London. Meine Begleiter waren schnell genervt und suchten schon nach einer Alternative. Dem Teutonen und mir war es egal. Kurze Zeit später fanden wir einen etwas gemütlicheren Standort unweit der Zapfhähne. Der Ortswechsel hatte sich somit erledigt. Der Pöbel aus Südlondon stimmte immer wieder die bekannten Lieder an. Die Stimmung steigerte sich immer weiter. Wir führten gute Gespräche und hatte einen einwandfreien Mittag. Da es sehr warm im Pub war, öffnete jemand eine verschlossene Seitentür zu einem Lieferanteneingang. Gut um mal Sauerstoff zu schnappen, schlecht da die Kombination aus Lager und O² eine schwierige ist. Wir verweilten gut 2 1/4 Stunden hier. Dann machten wir uns auf den Weg zum Stadion. Dieses war glücklicherweise in Fußweite, etwa 15 Minuten mussten wir hinlaufen. Ein richtiger englischer Oldschool-Ground wartete auf uns. Die Tribünen unterschiedlich alt und hoch. Keine sterile Arena der Neuzeit. So will man das haben. Da der Weg zum Stadion, als auch der Weg zu den Nasszellen erstaunlich fix ging, war noch genügend Zeit für ein weiteres Pint. Leckeres Carling aus einer Plastikflasche. Man kann auch jede Bierkultur zerstören. Nach dem Bierchen sind wir auf unsere Plätze gegangen. Im unteren Bereich der Tribüne machten wir uns breit. Die komplette Hintertortribüne war von Millwall in Beschlag genommen. Ein sehr guter Turn Out der Lions. Millwall erwischte einen guten Start und nahm das Heft in die Hand. Folgerichtig ging man auch 1:0 in Führung. So soll es sein, dachte ich mir. Bis zur Halbzeit entwickelte sich ein munteres Spielchen, der Spielstand war verdient. In der Halbzeit verließen wir die Tribüne wieder und zogen uns in die Katakomben zurück. Firestarter agierte nun hochmotiviert und hielt jedem 2 Pints Plastikflaschenbier von Carling unter die Nase. Mein lieber Mann, so langsam wird das hier echt ne Herausforderung. Der Teutone und ich schafften nur ein Bier. Was machen wir mit dem anderen? Tja, dann muss das wohl mit auf den Sitzplatz. Wer regelmäßig in England durch die Stadien turnt, der weiß, so gerne wird das nicht gesehen. Halbzeit 2 startete und irgendwie hatte man den Eindruck, man sei urplötzlich in einem anderen Stadion. Es spielet nur noch Peterborough. Man hörte nur noch den Heimanhang. Und wie sollte es anders sein, durch ein Eigentor fiel der Ausgleich und drei Minuten später ging der Gastgeber in Führung. Millwall versuchte dann auf den Ausgleich zu drängen, aber hier und heute sollte es nichts mehr geben. Immerhin hatten wir noch unser geschmuggeltes Bier. Besser wie nichts. Ich hatte mittlerweile den Helm schon ganz schön lackiert, alle Achtung. Dennoch fiel mir ein, dass ich noch kein Ergebnis von PCR-Test hatte. Schnell die Mails gecheckt. Und tatsächlich, das Ergebnis war da. Es konnte kein eindeutiges Ergebnis bestimmt werden, deshalb wird der Test als negativ gewertet. So kann man es natürlich auch machen. Kannst du dir echt nicht ausdenken. Wir verließen das Stadion und wackelten zurück zum Bahnhof, mit einem kleinen Abstecher in den nächsten Pub. Ein kleines Abschiedspint war noch drin. Das Drumherum interessierte uns augenblicklich nicht mehr. Wir nahmen Abschied von Firestarter und vom Teutonen. Es war uns mal wieder eine Ehre. Im Zug hockten wir uns auf unsere Plätze und Mr. Elephant & Castle und meiner einer machten erstmal ein Nickerchen bis London. Das war Anlass genug für Mr. Belvedere ein kleines Fotoshooting zu veranstalten. Frei nach dem Motto, "Mach ich Foto, tu ich Facebook". Herzlichen Dank. In London angekommen wir ich wieder etwas fitter. Wir liefen durch den Bahnhof Kings Cross und suchten einen von Mr. Belvedere vorgeschlagenen Pub. 


Nach etwa 10 Minuten kamen wir dort an. Das Mac Gylnn's Free House war sehr einladend und urig, schön mit Teppich ausgelegt. Hier sollte der Abend ausklingen. Ich hatte auch genug und klinkte mich etwas aus. Mrs Elephant & Castle kam vorbei und brachte mir meine Tasche. Wir berichteten von unserem Nachmittag und machten ihr deutlich, dass wir eine tolle Zeit hatten. Daran konnte auch die Niederlage keinen Abbruch leisten. Sie fragte mich, wie das denn nun mit meinem Rückflug wäre. Ja stimmt, da war ja noch was. Das hatte ich völlig aus den Augen verloren. Online-Check In war immer noch nicht möglich. Da hatte ich ja noch was zu erledigen. Im aktuellen Zustand war ich aber definitiv nur bedingt flugtauglich. Da musste erstmal ein halbes Pint und ein Wasser her. Wir blieben gut eine Stunde in diesem Free House. Mr & Mrs Elephant & Castle machten sich auf den Weg nach Hause. Er war wirklich jenseits von Gut und Böse. Mr. Belvedere wollte noch mal nach London Bridge und seinem Stamm-Pub "The Sheaf" einen Besuch abstatten. Für mich wäre es alles andere als vernünftig nochmal mitzukommen. Zum einen hatte ich eindeutig genug getankt und zum anderen liegt es in entgegengesetzter Richtung. Zudem hatte ich ja noch meinen Rückflug zu klären bzw. war nicht sicher, ob das mit dem Einreiseformular nach Deutschland so richtig war. Um das zu klären sollte man schon einigermaßen klar im Kopf sein. Alles klar, ich komme mit. Folglich fuhren wir zu besagtem Pub. Dort angekommen, erstmal das Handy hinter der Theke laden. Und wenn man schon mal da ist, ein Pint von der Camden Town Brewery kann man schon mal trinken. Insgesamt blieb ich noch gut eine Stunde. Als ich anfing zu tanzen war selbst mir klar, das jetzt der allerletzte Zeitpunkt ist die Zelte abzubrechen und gen Heathrow zu fahren. Ich verabschiedete mich und machte mich auf dem Weg zur U-Bahn. Unterwegs fiel mir auf, ich hatte schon wieder die Nahrungsaufnahme vergessen und nur an das Nierenspülprogramm gedacht. Ich lerne es wohl nie. Deshalb suchte ich einen der kioskartigen Shops auf und deckte mich mit Sandwiches und einem Plastikbecher Edelpasta ein. Geht doch nichts über ausgewogene Ernährung. Mir wurde bewusst, dass ich heute das erste Mal eine Maske trug. Hier sieht man das ja alles etwas lockerer als zu Hause. In der U-Bahn machte ich es mir bequem und nickte direkt ein. Nach einer ganzen Weile schreckte ich hoch und befand mich an der Haltestelle Boston Manor. Ich packte meine Sachen und schnell raus aus der U-Bahn. Gerade so geschafft und die Bahn fuhr weiter. Ich hielt kurz inne und dachte nur, sag mal, haben die dir ins Hirn geschissen? Da steig ich eine Station vor dem Flughafen einfach aus. Warum? Warum macht man sowas? Mit einer gewissen Menge Selbsthass saß ich da und wartete auf die nächste Bahn. Mir war kalt und ich hatte Hunger. Mein Mahl wollte ich aber erst am Flughafen einnehmen. Gemütlich am Tisch in Neros Cafe. Die einfahrende Bahn war dann meine und ich erreichte dann Heathrow an Terminal 2. Juhu! In der Abflughalle angekommen steuerte ich direkt den Self Check-In-Automaten an. Ich versuchte erneut mein Glück. Fehlanzeige! Auch hier ging nichts. So eine Kacke! Ich schlich langsam Richtung Cafe. Dieses hatte nur reduzierte Sitzgelegenheiten und diese waren besetzt. Zudem hatte es keinen geöffneten Verkauf. Ich suchte mir ein angenehmes Plätzchen um in Ruhe etwas essen zu können und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Diesen fand ich dann auch. Wo zur Hölle ist eigentlich meine Plastiktüte mit dem Festmahl? Du liebe Güte...die hab ich offensichtlich im Abteil der U-Bahn liegen lassen. Der Selbsthass stieg in ein neues Level. 

Um 3.30Uhr öffneten die Schalter der Airlines. Bis dahin hatte ich mich wie der letzte Tippelbruder schlafend auf den Boden gelegt und mit der Jacke zugedeckt. Ich stellte mich an und als ich dran war, sagte die junge Dame, sie könne nichts für mich tun. Dies wäre hier First Class, ich sei maximal Holzklasse. Zumindest kam es bei mir so an. Folgerichtig wechselte ich den Schalter und stand geschmeidige 15 Minuten an. Als ich an der Reihe war schilderte ich mein Problem. Das wunderte die Lufthansamitarbeiterin nicht. Ich trat den Flug am Freitag nicht an, somit habe ich nun keinen Zugriff auf diesen Flug. Mir fiel alles aus dem Gesicht. Und nun? Sie würde jetzt mal die Hotline anrufen. Viel Spaß dachte ich mir, das gibt nichts. Aber ich hatte Glück und sie konnte das Problem lösen. Allerdings müsste der Flug umgebucht bzw. neu gebucht werden. Das würde 18,- Pfund kosten. Ich war kurzzeitig erleichtert, da ich mit einem neuen Ticket gerechnet hatte. Ich legte ihr ein 20,- Pfund-Schein auf den Tresen. Nö, sagte sie. Cash nehme sie nicht an. Gut, dann halt eben die EC-Karte. Sie schaute mich an und sagte Nö! Das darf doch gar nicht wahr sein. So kurz vor dem Ziel scheitert es am Zahlungsverkehr? Warum auch immer, aber glücklicherweise hatte ich heute mal meine Kreditkarte dabei. Das gefühlt erste Mal Glück an diesem Wochenende. Sie druckte mir einen Wisch aus und mit dem sollte ich zum Check-In-Desk. Der Zettel sah aus wie das Produkt eines 12 Nadel-Druckers. Egal, wenn ich damit nach Hause komme, dann ist es gut. Ich stand wieder an und wartete. Als ich an der Reihe war zeigte ich den Zettel als auch meinen Reisepass vor. Dann wollte der Kollege das Einreiseformular. Ich sagte ihm, ich hätte keines, nur einen Screenshot. Diesen zeigte ich ihm. Er sah mich etwas verdutzt an....und sagte, das wäre doch das Einreiseformular. Da steht eine Nummer drauf und der Bundesadler ist drauf, das langt. Er gab weder diese Nummer ein noch sonst was. Jetzt war ich perplex. Die ganze Aufregung umsonst? Ich trottete Richtung Sicherheitscheck und passierte diesen problemlos. Schnell noch aufs Klo und ab zum Gate. Dort zog ich mir am Automaten ein Wasser. Ich war ehrlich gesagt komplett erledigt. Die Hoffnung wieder einen leeren Flieger zu haben um mich über drei Sitze lang legen zu können, löste sich schlagartig in Luft auf. Pustekuchen, der Bomber war voll. Mir wurde die zweifelhafte Ehre zu teil, zwischen zwei richtigen Kaventsmännern zu hocken. Freiraum gab es da nicht. Es war mir auch mittlerweile egal. Nur nach Hause wollte ich. Einfach nach Hause. Den ganzen Flug über schlief ich. Wahrscheinlich hatten meine Sitznachbarn auch keinen schönen Flug. Mit meiner Fahne und möglicherweise meinem Schnarchen kam bestimmt wenig Freude auf. Am Fraport angekommen verlief ich mich erstmal auf dem Weg zur Passkontrolle. Ich irrte wie ein Idiot umher. Irgendwann hatte das Schicksal ein Einsehen und ich konnte einreisen. Auch die Grenzbeamtin war mit dem Screenshot komplett zu frieden. Ab zur S-Bahn und dann umsteigen in die U-Bahn. Zu Hause angekommen stolperte ich erstmal in die Dusche und verkroch mich im Anschluss ins Bett. Game over!

Ob sich der ganze Aufwand, der Stress und die Kosten gelohnt haben? Definitiv nicht. Ob ich das nochmal machen würde? Auf jeden Fall! Es war gut endlich wieder mal mit dem Club und den Lads unterwegs gewesen zu sein. Beim nächsten Mal weiß ich wie alles abläuft und man kann entspannter die Dinge angehen. Keine Woche später hat der Brite realisiert, dass Corona eben +
nicht "Over" ist. Jetzt hagelt es Spielabsagen und noch striktere Reisebedingungen. Somit hab ich unter dem Strich nicht all zu viel falsch gemacht. Mein Portemonnaie sagt da was anderes, aber was soll's? Ein Trip muss halt der teuerste ever sein. Dann war es wohl dieser gewesen. So ist das manchmal.

Jetzt mal den Februar, März und April im Auge behalten und dann geht es wieder rüber.

Corona ist ein Arschloch....aber.....Fuck off, I'M MILLWALL!!!